Es ist wirklich kalt im südaustralischen Winter. Als wir am Donnerstag an der Pier von St. Kilda auf Pinguin-Suche gingen, erreichte das Thermometer kaum 10 Grad. Richtig warm ums Herz wurde uns dann wieder durch kulinarische Genüsse in einem urigen Diner zum Frühstück und beim Abendessen in einem herausragend guten spanischen Restaurant am Queen Victoria Market.
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Nein, Melbourne habe nicht so ein „Oyster-Ding wie Sydney“, meinte der „Uber“-Fahrer, der uns für ganze 17 AUS $ in seinem blank geputzten Nissan aus dem Zentrum an die Pier von St. Kilda brachte. Gemeint hat er damit, dass Melbourne keine einzelne Sehenswürdigkeit oder Attraktion hat wie Berlin das Brandenburger Tor, Paris den Eiffelturm oder eben Sydney seine muschelförmig Oper am Hafen. Und dennoch lohnt es sich in jedem Fall auf einer Australien-Reise zwei bis drei Tage für den Besuch der Hauptstadt des Bundesstaates Victoria einzuplanen, allein einen Tag um den Central Business District zu erkunden, so wie wir es am Tag zuvor getan haben.
Den zweiten Tag unseres Aufenthalts in Melbourne begannen wir mit einem – nicht unbedingt typischen australischen – Frühstück im urigen Brunch-Restaurant „Bowery to Williamsburg“ in Nähe der Flinders Street Station. In dem nach New Yorker Diners eingerichteten Souterrain-Restaurant sitzen fast alle Gäste an einem langen Holztisch. Zwangsläufig kommt man mit den Platznachbarn bzw. Gegenübern ins anregende Gespräch. Der aus Neuseeland stammende Kellner mit langem Bart und Pudelmütze offeriert die Angebote des Tages mit einer solchen Inbrunst, als wenn er die Speisen selbst kreiert hätte. Wir entscheiden uns für Lachs Bagel mit Dillcreme, dazu „Flat White“, der australischen Variante des Milchkaffees, der mit weniger Milchschaum als bei uns üblich serviert wird.
Inges Hamburger Freundin Carolin hatte uns den Tipp gegeben, in Melbourne unbedingt den Stadtteil St. Kilda zu besuchen. Dieses Erholungsgebiet und Künstlerviertel liegt nur sieben bis acht Kilometer vom Zentrum entfernt. Man kann die bekannte Pier von St. Kilda mit der Straßenbahn in etwa 30 Minuten erreichen. Zu dritt haben wir uns an diesem Tag für die umstrittene Taxi-Alternative „Uber“ entschieden, weil wir nach dem umfassenden Besichtigungsprogramm vom Vortag einfach mal „faul“ waren. Jetzt im Winter bei Temperaturen um 10 Grad und einer „steifen Brise“ stand uns der Sinn nicht nach irgendwelchen Strandaktivitäten, die St. Kilda im australischen Sommer bei Temperaturen von regelmäßig über 30 Grad so populär machen. Wir konnten uns auch nicht zu einem Besuch des Luna-Parks entschließen, immerhin der älteste Freizeit- und Vergnügungsparks Australiens. Unser Ziel waren vielmehr die Wellenbrecher am Ende der langgezogenen Pier, weil hier mit ein wenig Glück Pinguine zu beobachten sind.
Wir hatten an diesem Tag Pech. Zwar sahen wir die „Spuren“, die die Pinguine auf den Steinen hinter dem Kiosk hinterlassen haben und konnten sogar deren strengen Geruch wahrnehmen, gesehen haben wir allerdings keines der possierlichen Tiere. Dafür genossen wir trotz der Bewölkung den herrlichen Blick über das silberne glitzernde Wasser hinweg auf die Skyline von Melbourne. Vor dieser Kulisse machten wir unzählige Fotos, Selfies, lachten und alberten herum. Wir fühlten uns wie in einem „Winterwunderland“, allerdings am anderen Ende der Welt.
Zum Aufwärmen kehrten wir schließlich in dem legendären Kiosk auf der Pier ein. Dabei handelt es sich um einen historischen Bau, der erstmals 1859 eröffnet – und nach einem Brandanschlag am 11. September 2003 völlig zerstört wurde. Nach dem Wiederaufbau sind heute ein uriges Café und ein Restaurant in dem markanten Gebäude untergebracht.
Zurück in Melbourne gönnten wir uns ein nicht ganz preiswertes – aber herausragend gutes Abendessen in dem spanischen Restaurant „El Rincon“. Wir haben selten zuvor so schmackhafte Muscheln, eine ähnlich raffinierte Knoblauchsoße mit den Gambas al Ajillo oder bessere Boquerones en vinagre gegessen, als in diesem kleinen Restaurant in der Nähe des Queen Victoria Marktes am Rande des Zentrums von Melbourne. Jetzt müssen wir noch Abbitte wegen unserer Bemerkung über das „bescheidene Essen“ in Australien leisten. Dann können wir unser Abenteuer auch schon fortsetzen, mit der Fahrt über die Great Ocean Road am Freitag.