20. Kings Canyon: Am Abgrund

Wer die imposanten Felsenwände im Watarrka-Nationalpark sehen will, muss ganz schön klettern, wird dann aber mit herrlichen Aussichten belohnt. Der Kings Canyon ist kein Ziel für „Schnappschuss-Touristen“. Dank unserer über 14 Jahre lang in Oberbayern absolvierten „Grundausbildung“ in Sachen Kraxeln konnten wir alle Herausforderungen im australischen Outback bewältigen. | Direkt zu den Tipps für Kings Canyon 

Der Kings Canyon bei Sonnenuntergang - nicht so beeindruckend wie der Uluru

Die gute Nachricht zuerst: Wir sind heil aus dem Outback zurück und verbringen einen geruhsamen Abend in unserem komfortablen Zimmer der weitläufigen Hotelanlage des Crowne Plazas in Alice Springs, der mit 27.000 Einwohnern einzigen Stadt im geographischen Zentrum Australiens.  Die Nacht zuvor hatten wir in einem „Budget Bungalow“ im 480 Kilometer entfernten Kings Canyon Resort Campground verbracht, ohne jegliche Waschgelegenheit und Toilette in der spartanisch eingerichteten – aber sauberen – Hütte für umgerechnet 95 Euro. Zum Waschen und für weitere „Geschäfte“ mussten wir das gegenüberliegende Badehaus aufsuchen. Internetverbindungen stehen im gesamten Resort nicht zur Verfügung. Wer den Kings Canyon im Watarrka-Nationalpark besucht, muss entweder viel Geld für ein Komfortzimmer aufwenden oder eben auf gewohnte Standards für ein oder zwei Nächte verzichten. Wir entschieden uns für eine Nacht in der zweiten Variante und lagen damit wohl richtig.

Skurrile Felsformationen sind charakteristisch für den Kings Canyon

Der Kings Canyon war für uns keine „touristische Liebe auf den ersten Blick“. Nach unserer Ankunft am Nachmittag des ersten Tages fuhren wir gleich vom Ressort aus zur Ausgangsstation für Wanderungen und machten den knapp einstündigen Kings Creek Walk im Tal durch das ausgetrocknete Flussbett entlang riesiger Eukalyptusbäume. Zwischendurch hatten wir immer wieder gute Ausblicke hinauf auf den Felsen – mehr aber nicht. Wir fragten uns schon, warum wir eigentlich die lange Fahrt hierher auf uns genommen haben, da wurden wir durch den Sonnenuntergang über dem Felsengebilde, den wir von einer Plattform am Rande des Ressorts beobachten konnten, ein wenig getröstet.

Eine der wenigen Brücken über dem Wasserloch "Garden of Eden"

Am frühen nächsten Morgen starteten wird dann zur „Kings Canyon Rim Tour“ – so die offizielle Bezeichnung für die mit drei bis vier Stunden Dauer angegebene Kletterei über teilweise ausgebaute Felsenpfade. Gleich am Anfang ging’s über etwa 500 Natursteinstufen steil nach oben, danach fast an der Kuppe der Felsformationen bis hin zum Kraterrand, der hier vor Millionen von Jahren entstanden war. Bei den Aufstiegen zu einzelnen „View Points“, mehrfach auf Felsvorsprüngen, war das eigenen Befinden so kurz vor dem Abgrund schon schwindelerregend. Dafür wurden wir mit atemberaubenden Aussichten belohnt.  

Inge (fast) am Abgrund auf einem der Aussichtspunkte im Kings Canyon

Um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen: Der Kings Canyon ist aufgrund der unterschiedlichen Größe, Höhe und Ausmaße in keiner Weise mit dem wesentlich bekannteren Grand Canyon in den USA vergleichbar. Dennoch – die bis zu 100 Meter hohen Felswände in unterschiedlichen Farbschattierungen sind hier im Outback von Australien ebenfalls atemberaubend – allerdings nur dann, wenn man sie sich „erklettert“. Von „außen“ wirkt der Kings Canyon eher wie eine graue Steinmasse, deren Farben sich nur bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang kurz in rötliche Töne färben.

Ohne festes Schuhwerk ist man im Kings Canyon "verloren"

Unseren Besuch am – und im – Kings Canyon war schließlich ein weiteres großartiges Erlebnis auf unserer Australienreise, das wir nicht missen möchten. Enttäuschend empfanden wir bei unseren Aufenthalten im Outback allerdings, dass wir außer einer flüchtigen Begegnung mit einem Wallaby am Fuße des Kings Canyon und ein paar lärmenden Ringsittichen in der Nähe unserer „Hütte“ im Campground keine Tiere sahen. Insofern haben wir schon unsere „Skippys“, Koalas oder Robben von Kängaroo Island vermisst.

Ringsittich auf Futtersuche unter einem Busch
Tipps für Kings Canyon

Anreise: Kings Canyon liegt 300 Kilometer (etwa 4 Autostunden) vom Ayers Rock Resort entfernt. Von Alice Springs sind es 475 Kilometer (5-6 Autostunden). Die Straßen sind gut ausgebaut, die regelmäßig zugelassene Geschwindigkeit beträgt 100 zw. 110 km/h. Auf dem Stuart Highway, dem ersten Teil der Strecke ab Alice Springs dürfen sogar 130 km/h gefahren werden. Von Alice Springs aus besteht auch eine alternative Route, die teilweise über steinige Outback-Straßen führt. Alternativ können auch Busreisen ab/bis Alice Springs bzw. Uluru nach Kings Canyon gebucht werden.

Lassetter Highway, ca. 100 Kilomter östlich vom Ayers Rock Resort

Unterkunft/Verpflegung: Im Kings Canyon Resort reicht das Angebot vom Zelt- und Wohnwagenstellplatz, über einfache Kabine (Low Budget Cabins für ca. 90 Euro/Nacht) bis zu recht komfortablen Hotelzimmern (250 Euro/Nacht). Im Resort gibt es eine „rustikale“ Gaststätte im Outback-Look sowie eine Tankstelle mit Supermarkt. Alle Preise sind völlig überhöht.

Wanderungen im Kings Canyon sind anspruchsvoll

Wanderungen: Wir empfehlen nach Ankunft den „Kings Creek Walk“, der keine Steigungen hat, allerdings über steinigen Untergrund führt. Der „Kings Canyon Rim Walk“ ist ein „Muss“ bei dem Besuch dieses Gebietes. Der 3-4 stündige Weg enthält zum Teil heftige Steigungen und führt nahezu durchgehend über Naturstein und Geröll. Wer nicht gut zu Fuß ist bzw. gesundheitliche Probleme hat, sollte den Kings Canyon meiden.

Stand der Informationen: 26. September 2018. Alle vorstehenden Angaben wurden vor Veröffentlichung sorgfältig geprüft. Eine Gewähr für die Richtigkeit bzw. Aktualität (z.B. von Öffnungszeiten und/oder Eintrittspreisen) kann nicht übernommen werden. Falls Sie falsche bzw. unvollständige Informationen entdecken, schicken Sie mir bitte eine E-Mail an@horst-mueller.de