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Hamburgs wohl schönste Grünanlage befindet sich „tief im Westen“ im Stadtteil Othmarschen direkt an der Elbe. Mit seinen weiten gepflegten Rasenflächen, den liebevollen Anpflanzungen und dem angrenzenden Naturschutzgebiet, wirkt der Jenischpark wie ein hochherrschaftliches Refugium auf der Britischen Insel. Dazu gibt es drei Museen für Kunstliebhaber und die nahen Elbstrände für „Sonnenanbeter“. | Direkt zu den Tipps für den Jenischpark und für die Umgebung
Öffentliche Parkanlage mit Naturschutzgebiet Flottbektal imHamburger Stadtteil Othmarschen
- Erholungs- und Freizeitgebiet mit angrenzendem Naturschutzgebiet, Teich, Gartenanlagen, Liegewiesen, Spazier- und Radwegen, Spielplatz und 3 Museen
- Fläche: 42 ha, davon 8 ha Naturschutzgebiet. | Größte Ausdehnung ca. 1,5 km von der Elbe bis zum Bargheer Museum (Fuß- bzw. Radweg)
- Öffnungszeiten: durchgehend, keine Zutrittsgebühren
- Hinweis zu Aktivitäten: Spazierengehen, kleine Wanderungen, Joggen, Radfahren, keine ausgedehnten Ballspiele, Hundewiese im südöstlichen Teil
- Gastronomie: Café Schmidtchen Jenisch-Haus, Cafés und Restaurants in Teufelsbrück
- Entfernungen: Ab Rathausmarkt bis Eingang beim Fähranleger Teufelsbrück 10 km (Auto)
- ÖPNV: Hafenfähre 62 ab Landungsbrücken bis Finkenwerder – weiter 64 bis Teufelsbrück | Buslinie 111, z.B. ab Landungsbrücken oder Bahnhof Altona bis Endstation Teufelsbrück
ÖPNV: Hamburgs Bahnen, Busse und Schiffe. Wie ihr einfach und günstig die Hansestadt erkundet, erkläre ich euch in diesem Beitrag
Das Wahrzeichen des Jenischparks könnt ihr schon von der Elbe aus sehen. Wenn die Hafenfähre 64 die Anlegestelle Finkenwerder verlassen hat und sich auf dem Weg zum Rüschpark befindet, rückt für einen kurzen Moment das Jenischhaus am Ende eines lang gestreckten Rasenhangs ins Blickfeld. Vervollständigt wird das Szenario von Eichen, Kastanien- und Ahornbäumen, die die Grünfläche vor dem strahlend weißen Herrenhaus umsäumen. Der damalige Hamburger Bausenator Martin Johann Jenisch hatte zu Beginn der 1830er Jahre das klassizistische Gebäude für sich und seine Familie als Landsitz – aber auch für repräsentative Zwecke errichten lassen. Er selbst und seine Nachfahren empfingen hier aber auch hochrangige Gäste wie Kaiser Wilhelm II.
Seit 1935 ist das Jenischhaus Museum. Heute ist es als Außenstelle des renommierten Altonaer Museums ein Refugium von Ausstellungsstücken über die hanseatische Wohnkultur in früheren Jahrhunderten. Nicht weit entfernt befindet sich mit dem Ernst Barlach Haus ein weiteres Museum. Das im Auftrag des verstorbenen Zigarettenfabrikanten Hermann F. Reemtsma zu Beginn der 1960er Jahre errichtete und später erweiterte Gebäude beherbergt Werke des expressionistischen Künstlers Ernst Barlach. Im dritten – und erst 2017 eröffneten – Museum im Jenischpark sind Aquarelle, Ölbilder sowie Zeichnungen, Druckgrafiken, Wandmalereien und Glasmosaike des Hamburger Malers und Graphikers Eduard Bargheer ausgestellt.
Es sind nicht nur die drei Museen, die den Jenischpark zu einem beliebten – jedoch nie überlaufenen Ausflugsziel machen. Das herrlich gestaltete Areal eignet sich in allen Jahreszeiten zu ausgedehnten Spaziergängen oder kleinen Radtouren. Wenn’s warm ist, könnt ihr euch auf einer der großen Rasenflächen niederlassen. Ein besonders beliebter Platz ist eine kleine Baumgruppe mit Bänken schräg vor dem Jenischhaus. Von dort blickt ihr zur Elbe hinunter, wo die Schiffe in einer Entfernung von etwa 600 Metern vorbeiziehen. Für „wilde“ Ballspiele ist der Jenischpark gewiss nicht der richtige Ort, sondern eher für ruhigere Federballwechsel. Dafür dürfen Kinder in der Nähe des großen Teichs auf einem Spielplatz toben. Für Hunde gibt’s eine eigene Wiese, ansonsten müssen die Vierbeiner angeleint durch den Park geführt werden.
Natur und Kultur haben im Jenischpark eine lange gemeinsame Tradition. Das wilde Flottbektal wurde um 1800 vom ersten Besitzer des Areals, Baron Caspar Voght, respektvoll in sein landwirtschaftliches Mustergut einbezogen. Bis heute wachsen vor allem in den Feuchtwiesen zahlreiche Pflanzenarten. An den Gewässern des Jenischparks gehen zudem nach Sonnenuntergang mehrere Fledermausarten auf Insektenfang. In den Baumhöhlen der Eichen nisten Waldkäuze sowie Grün- und Buntspechte. Die dichten Gebüsche bieten gute Nistmöglichkeiten für Grasmücken. Gelegentlich sollen hier auch Eisvögel gesehen worden sein, ist auf der Website der „Freunde des Jenischparks“ nachzulesen.
Der Jenischpark liegt an sich in Klein Flottbek, wo auch das berühmte Springderby stattfindet. Allerdings ist das offiziell kein Stadtteil, sondern wird zwischen Othmarschen im Osten und Niendorf im Westen aufgeteilt, Der Jenischpark gehört offiziell zum Stadtteil Othmarschen.
Am schönsten ist die Anreise mit den Hafenfähren 62 ab Landungsbrücken bis Finkenwerder und dann weiter mit der Linie 64 nach Teufelsbrück (siehe nachfolgend A bei Google Maps). Dafür sind HVV-Tickets der Tarifbereiche A/B gültig. Ihr könnt auch mit der Buslinie 111, z.B. ab Landungsbrücken oder Bahnhof Altona nach Teufelsbrück fahren. Der Zugang „Teufelsbrück“ zum Jenischpark befindet sich schräg gegenüber des Fähranlegers nach Überquerung der Elbchaussee (siehe nachfolgend B bei Google Maps).
Wer mit dem Auto kommt, findet Parkplätze an der Holztwiete am östlichen Rand des Parks (siehe nachfolgend C bei Google Maps) oder Baron-Voght-Straße, die schräg gegenüber des Fähranlegers von der Elbchaussee abgeht. Allerdings werdet ihr bei schönem Wetter an Wochenenden Probleme haben, hier einen Parkplatz zu finden, weil Teufelsbrück an sich auch ein populäres Ausflugsziel ist. Insofern bietet es sich auch an, auf dem Fahrrad zum Jenischpark zu fahren oder ein Rad an der StadtRad-Station an der Bushaltestelle Teufelsbrück auszuleihen.
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(1) Naturschutzgebiet Flottbektal
Im Zentrum des Jenischparks befindet sich das ursprüngliche Flottbektektal, das von dem gleichnamigen Flüsschen durchzogen wird. Die kleine Eierhütte etwa im unteren Teil dieses Naturschutzgebiets wurde erstmals um das Jahr 1800 errichtet. Auch beim späteren Wiederaufbau erhielt die Holzhütte ovale Fensterluken, die den Namen begründen. Am Ende des Naturschutzgebiets erreicht ihr über die aus rohen Ästen und Stämmen gezimmerten Knüppelbrücke nach einem kleinen Anstieg das Jenischhaus.
(2) Große Rasenfläche
Auf dem gesamten Areal des Jenischparks stehen immer wieder Bänke bereit. Die begehrtesten Plätze befinden sich allerdings auf Bänken unter einer kleinen Baumgruppe, die nur gut 100 Meter vom Jenischhaus entfernt am Rande der großen Rasenfläche stehen. Von hier habt ihr die beste Aussicht bis hinunter zur Elbe. Auf der anderen Seite des Jenischhauses gibt’s das „Schmidtchen im Park“, ein Café der Hamburger Konditorei „Schmidt & Schmidtchen“.
(3) Jenischhaus
Das Jenischhaus ist das Wahrzeichen des gleichnamigen Parks. Als Außenstelle des Altonaer Museums werden neben der Dauerausstellung, die gute Eindrücke von der hanseatischen Wohnkultur vergangener Jahrhunderte vermittelt, auch wechselnde Ausstellungen gezeigt. Zudem gibt’s Kammerkonzerte, Lesungen und weitere Veranstaltungen. | Geöffnet täglich außer Dienstag, 11.00-18.00 Uhr | Eintritt 7 € – weitere Informationen
(4) Ernst Barlach Haus
In diesem Museum sind zahlreiche Hauptwerke des expressionistischen Bildhauers, Zeichners und Schriftstellers Ernst Barlach (1870–1938) zu sehen; darunter dreißig seiner kostbaren Holzskulpturen. Neben wechselnden Ausstellungen werden im Ernst Barlach Haus Führungen, Lesungen und die Konzertreihe „Klang & Form“ angeboten.| Geöffnet 11.00-18.00 Uhr, montags geschlossen | Eintritt 7 € – weitere Informationen
(5) Bargheer Museum
Das Museum ist dem Hamburger Maler und Graphiker Eduard Bargheer (1901–1979) gewidmet. Das Ausstellungsprogramm steht unter dem Motto „Ein Künstlerleben im 20. Jh.“. Dabei werden wechselnde Sonderausstellungen zu Bargheers kulturellem und künstlerischem Umfeld mit einbezogen. | Geöffnet 11.00-18.00 Uhr, montags geschlossen | Eintritt 7 € – weitere Informationen
(6) Großer Teich und Spielplatz
Im Nordosten des Jenischparks, unweit des Ernst Barlach Hauses, liegt der große Teich. Dieses Gebiet gehört zwar nicht mehr zum offiziell ausgewiesenen Naturschutzgebiet „Flottbektal“, ist dennoch ursprünglich und ein herrliches Refugium für Familien. Gleich in der Nähe befindet sich der hübsch gestaltete Kinderspielplatz. Vom nördlichen Rand des Jenischparks sind’s dann nur noch etwa 700 m bis zum Loki Schmidt Garten.
Für einen Rundgang oder eine Radtour durch den Jenischpark solltet ihr ohne Museumsbesuche mindestens zwei Stunden einplanen. Ihr könnt in euren Ausflug auch weitere Sehenswürdigkeiten bzw. Attraktionen in der näheren Umgebung einbeziehen. Nachfolgend machen wir euch dafür einige Vorschläge.
Vom nördlichen Ausgang des Jenischparks an der Straße Hochrad sind es nur etwa 700 m zu Fuß bis zum Loki Schmidt Garten. Der nach der Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt benannte Botanische Garten der Universität Hamburg beinhaltet Bereiche mit Nutz-, Gift- und Wüstenpflanzen sowie Rosen- und Gesteinsgärten. Zudem werden beispielhaft Ausschnitte der Flora Asiens, Nord- und Südamerikas sowie der europäische Wald dargestellt. Im nördlichen Teil befinden sich japanische und chinesische Gärten. Der Loki Schmidt Garten ist ein Refugium für naturverbundene Besucher und Erholungssuchende. Sport und Spiel sind hier nicht möglich. Hunde und Fahrräder dürfen nicht in den Park mitgenommen werden. | freier Zutritt | weitere Informationen und Öffnungszeiten
Vom Fähranleger in Teufelsbrück könntet ihr zu Fuß an der Elbe flussabwärts entlang über gut 4 Kilometer bis in den Hamburger Nobelvorort Blankenese gehen – oder mit dem Rad fahren. In Teufelsbrück befindet sich eine StadtRad-Station neben der Bushaltestelle. Flussabwärts in Blankenese erwarten euch neben dem sandigen Elbstrand mehrere bekannte Ausflugslokale wie Ponton op’n Bulln, wo ihr vom Fischbrötchen bis zum Hamburger Pannfisch eine Auswahl typisch norddeutscher Fischgerichte bekommt. Eine Möglichkeit wäre dann, im idyllischen Treppenviertel etwa 60 m bergauf zu steigen und dann vom 1 km entfernten S-Bahnhof Blankenese mit der S1 zu den Landungsbrücken oder in die Hamburger Innenstadt zurückzufahren.
Auch in der anderen Richtung – zum Museumshafen Övelgönne – kommt ihr auf der 4 km langen Stecke am Elbufer zunächst am Hindenburgpark vorbei zum „Alten Schweden“. Das ist wahrlich ein Steinkoloss, der da im Sand liegt: 217 Tonnen schwer, mit einem Umfang von annähernd 20 Metern und 4,50 Meter hoch. Nachdem der vermutlich aus dem heutigen Ostseeraum stammende Findling – deswegen „Alter Schwede“ – während Ausbaggerungsarbeiten der Elbe im September 1999 entdeckt wurde, brauchte es mehrere Bergungsversuche, um ihn zu heben und an Land zu bringen. Nebenan lassen sich an warmen Sommertagen Familien am Elbstrand nieder und genießen die Aussicht auf die großen Pötte, die ganz nah vorbei ziehen.
Der Museumshafen Övelgönne am Fähranleger Neumühlen ist auf private Initiative im Jahr 1976 entstanden und wird auch ehrenamtlich weitergeführt. Rund 600 freiwillige Mitarbeiter*innen kümmern sich um ein Dutzend historischer Schiffe: Vom großen Segelschiff, über Dampfschlepper, Polizeiboot, Barkasse, Schwimmkran oder Feuerschiff, die alle fahrbereit sind. Hier findet ihr kein umzäuntes Freigelände eines klassischen Museums. Wenn Besatzungen auf den Schiffen sind, könnt ihr diese ruhig ansprechen. Gegen eine kleine Spende zeigt man euch gern die mit viel Aufwand restaurierten Schiffe. Weitere Informationen findet ihr auf der Website Museumshafen Övelgönne.
Das war unser Ausflug in den Jenischpark und umzu (der Ausdruck „umzu“ steht für „in der Gegend“ und ist vor allem in Bremen gebräuchlich). Wenn euch der Beitrag gefallen habt, gebt gern den Link zu diesem Beitrag an eure Freund*innen, Verwandten, Bekannten und/oder Kolleg*innen weiter: horst-mueller.de/jenischpark