Washington, New York und Meer

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Von Mitte August bis Anfang September 2016 besuchten wir mit Washington, D.C., Baltimore, Philadelphia und New York gleich vier Metropolen an der US-Küste. Zudem entdeckten wir Plätze, die zumindest von europäischen Touristen bislang kaum besucht werden; dazu zählen das Dutch Country in Pennsylvania mit den traditionell lebenden Amish People sowie die Naturparadiese Chincotheague Island und Shenandoah Nationalpark.

1. Washington, D.C. und Annapolis/Maryland

11./12. August 2016 | Teil 1 unseres Reisetagebuchs „Washington, New York und Meer“: Viel zu kurzes Wiedersehen mit Julia in Georgetown und gefühlte 46 Grad in Annapolis.

Inge und Horst am Hafen von Annapolis bei "gefühlten" 46 Grad

Unser diesjähriger Urlaub begann im Tiefflug von New York nach Washington. Tatsächlich haben die Piloten der Passagiermaschinen Anweisung erhalten, auf dieser Strecke eine Reiseflughöhe von 8.000 Feet (ca. 2.400 Meter) nicht zu überschreiten, erklärte uns der Kapitän des American Airline-Flugs während wir in einer langen Schlange von Düsenjets am John F. Kennedy International Airport auf den Start warteten. Gewöhnlich fliegen die Maschinen in dreifacher Höhe. Gründe für die offensichtlich länger anhaltende Änderung nannte der Flugkapitän nicht. Für die Passagiere ist das bestimmt kein Nachteil: Die unendlichen Steig- und Sinkflüge werden reduziert und bei gutem Wetter ist die Aussicht fantastisch, aus einem Kurzstrecken- kann so durchaus ein Panorama-Flug werden. Nur – wir saßen leider über einer Tragfläche. So konnten wir nur beim Anflug auf den nationalen Reagan Airport ein paar Schnappschüsse machen.

Anflug auf den Reagan Airport mit Blick auf Washington, D.C.

Und damit herzlich willkommen zu unserem inzwischen schon siebten Reisetagebuch. Auch in diesem Jahr sind wir wieder in den USA mit einem Mietwagen unterwegs. Wir versuchen die schönsten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf unserer Route ausfindig zu machen und auch noch ein paar so genannte „Geheimtipps“ zu erkunden. Ob uns das gelingt, könnt ihr in den nächsten drei Wochen (hoffentlich täglich) hier nachlesen.

Diesmal sind wir in Washington DC gestartet und fahren über Annapolis und Baltimore nach Lancaster im Zentrum des Dutch Country, wo die Amish People wie vor etwa 150 Jahren leben. Danach freuen wir uns auf Philadelphia und New York, wo wir diesmal – schon allein wegen der Unterstellung unseres Mietwagens – ein Hotel im Stadtteil Queens gefunden haben. Dann geht’s wieder in Richtung Süden, entlang der Atlantik-Küste über Atlantic City und Ocean City (das in Maryland) nach Virginia Beach. Bevor wir die letzten vier Tage in Washington alle Sehenswürdigkeiten erleben wollen, die wir vor sieben Jahren bei unserem damals viel zu kurzen Aufenthalt verpassten, besuchen wir noch die historischen Orte Williamsburg und Richmond.

Mit dem Kreuzfahrtschiff entlAbendessen mit Julia am Washington Harbour im Stadtteil Georgetown

Allerdings gibt’s diesmal einen entscheidenden Unterschied zu unseren Reisen in den vergangenen Jahren: Julia sehen wir auf unserer Ferienreise nur für ein paar Tage. Am ersten Abend trafen wir unsere Tochter in Washington DC, wo sie zurzeit ein Praktikum bei der Deutschen Welle macht. Gegen Ende des Urlaubs hoffen wir darauf, noch einige Zeit mit ihr gemeinsam in der US-Hauptstadt verbringen zu können. Dass sich Julia in Washington nach knapp zwei Wochen schon ganz gut auskennt, bewies sie mit der Auswahl des Restaurants im Stadtteil Georgetown direkt am Potomac River. Bei Farmers Fishers Bakers haben wir eine unglaublich gute Chowder (angedickte Suppe) mit Shrimps, Muscheln und Tintenfisch bekommen. Auch die Jambalya, ein kreolisches Reisgericht, das wir mit Meeresfrüchten bestellten, war richtig lecker.

Das Restaurant- und Geschäftsviertel Washington Harbour liegt im Zentrum des Stadtteils Georgetown am Potomac River

Kim, eine Freundin aus Washington, schrieb am Donnerstag auf Facebook: „Ich lebe seit 40 Jahren in Washington, kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass der Temperatur-Index jemals zuvor 109 erreicht hat.“ Ja, liebe Kim, da müssen wohl erst die Müllers aus Hamburg kommen, um euch an der US-Küste mal so richtig einzuheizen. Spaß beiseite: beim Index von 109 ist es denn auch nicht geblieben. Als wir am Freitagmittag in Annapolis eintrafen, lag die gefühlte Temperatur in der kleinen Hauptstadt des US-Bundesstaates Maryland gar bei 115 Grad Fahrenheit – umgerechnet sind das immerhin 46 Grad Celsius. Gefühlt heißer war’s bislang eigentlich nur im Death Valley, wo das Thermometer bei unserem Besuch vor sechs Jahren stolze 51 Grad anzeigte.

Hafen mit der Kuppel des Maryland State House im Hintergrund

Bei der Hitze blieb uns gar nichts anderes übrig, als am Hafen unseren Mietwagen abzustellen und schnell eine Rundfahrt im klimatisierten Trolley-Bus zu buchen. Die moderat eingestellte Klimaanlage war denn auch das Beste an der knapp einstündigen Tour. Stops, die eigentlich während der Stadtrundfahrt vorgesehen sind, fielen hitzebedingt aus. Dazu bot der „auf alt gestylte“ Bus nur begrenzte Aussicht und der „auf jung gestylte“ Fahrer nervte mit lautstarken Wortspielereien, die allerdings nicht wirklich witzig waren.

Bunte Holzhäuser an der Waterfront am Hafen von Annapolis

Also machten wir uns im Anschluss trotz der großen Hitze selbst noch einmal auf den Weg. Wir sahen am Hafen bunt angemalte Holzhäuser mit einladenden Restaurants. In den klimatisierten Räumen suchten die Besucher der an sich zauberhaften Kleinstadt an diesem Freitagnachmittag Schutz vor den gewaltig hohen Temperaturen. Wir probierten bei dieser Gelegenheit gleich den Crab Cake und entschieden uns für eine Version dieser Spezialität aus Krabbenfleisch, Teig und Gemüse, die unserem Flammkuchen nahekommt.

Crab Cake nach Art eines Flammkuchens am Hafen von Annapolis

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Annapolis haben wir dann schließlich noch mit dem Mietwagen „abgeklappert“. Erwähnenswert ist vor allem das zwischen 1772 und 1779 erbaute Maryland State House. Das Gebäude ist immerhin der älteste Sitz eines Bundesstaaten-Parlaments in den USA. Auf der typisch geformten Kuppel befindet sich ein von Benjamin Franklin konstruierter Blitzableiter, der nach Angaben unseres Trolleybus-Fahrers erst vor wenigen Wochen bei einem Blitzschlag gute Dienste geleistet haben soll.

State-House
Das Maryland State House in Annapolis

Nach ein paar Schnappschüssen von dem geschichtsträchtigen Parlamentsgebäude sind wir auch schon wieder in unseren klimatisierten Mietwagen gekrabbelt und erreichten am frühen Freitagabend das Hotel in Baltimore. Hier sollen laut Wetterprognosen die tatsächlichen Temperaturen am Samstag 37 Grad erreichen, gefühlt werden es wohl wieder deutlich über 40 Grad werden. The Heat is still on.

2. Baltimore/Maryland

Schattenspringen in Baltimore

13. August 2016 | In Baltimore war am Samstag die feuchte Hitze nahezu unerträglich. Trotzdem hatten wir einen erlebnisreichen Tag in der Metropole des Bundesstaates Maryland. Wo einst US-Geschichte geschrieben wurde, sorgt heute die hohe Kriminalitätsrate für das unverdient schlechte Image der wirklich sehenswerten Stadt.

Herrliche Aussichten von der 27. Etage des World Trade Centers in Baltimore

Zugegeben, wir haben bei unserem Besuch am Samstag (fast) nur die so genannten „Schokoladenseiten“ von Baltimore angesehen. Die gibt’s am Hafen – konkret am Inner Harbor, wo sich unter anderem das – von uns nicht besuchte – Aquarium und die Aussichtsplattform Top of the World in der 27. Etage des World Trade Centers befinden. Die sechs Dollar Eintritt pro Person haben sich gleich mehrfach bezahlt gemacht: Durch die großen – und gut geputzten – Panoramafenster hatten wir herrliche Aussichten über den gesamten Hafen und rückwärts über das weitläufige Stadtgebiet. Zudem war die Aussichtsetage angenehm klimatisiert, so dass wir uns von der feuchten Hitze im Freien erholen konnten.

Die Skyline am Inner Harbor mit dem World Trade Center in der Bildmitte

Die gefühlte Temperatur lag in Baltimore am Samstag erneut bei über 40 Grad. Wenn wir uns schon im Freien aufhalten mussten, versuchten wir von Schatten zu Schatten zu springen, um den glühenden Sonnenstrahlen zu entkommen. Selbst die insgesamt rund eine halbe Stunde dauernde Fahrt mit dem Wassertaxi zum Fort McHenry auf der anderen Seite der Hafenbucht brachte kaum Abkühlung. Zumindest war die wichtigste Touristenattraktion von Baltimore nicht überlaufen. Auf dem Boot, das mehr ein Pendant zu einem Linienbus als zu einem Taxi ist, verloren sich neben dem Bootsführer nur wenige schwitzende Fahrgäste.

So genannte Wassertaxis übernehmen den Linienverkehr im Hafen von Baltimore. Ein Tagesticket kostet 14 US-Dolla

McHenry ist ein ehemaliges Militär-Fort, dessen historische Bedeutung im Jahr 1814 begründet wurde, als wackere Amerikaner den Angriff britischer Truppen erfolgreich abwehrten. Die Schlacht von Baltimore zählt zu den wichtigsten Schlachten im Krieg zwischen dem damals gerade mal 28 Jahre lang unabhängigen Amerika und der ehemaligen Besatzungsmacht Großbritannien. Bei unserem Besuch sahen wir das noch weitgehend erhaltene Fort mit Unterkünften, Versorgungsräumen und den gewaltigen Kanonen, die vor allem auf die Meerseite ausgerichtet sind – eben dort, wo die britische Kriegsmarine seinerzeit angriff.

Historische Kanonen am Fort McHenry am Rande des Hafens von Baltimore

Der Sieg der Amerikaner über die Briten im Jahr 1814 begeisterte den Rechtsanwalt und Hobby-Dichter Francis Scott Key so sehr, dass er im selben Jahr den Text „The Star-Spangled Banner“ verfasste. Zusammen mit der Melodie eines ursprünglich britischen Trinkliedes ist der „Sternen besetzte Banner“ seit 1931 offizielle Nationalhymne der Vereinigten Staaten.

Erzählungen rund um den Star-Spangled Banner gehören zum Besuchsprogramm von Fort McHenry

Wir haben heute aber auch noch wahre Helden der Gegenwart entdeckt. In glühender Nachmittagssonne setzten Bauarbeiter mit Presslufthammer und anderen Gerätschaften den Anleger des Wassertaxis am Fells Point instand. Einer der vermutlich aus Lateinamerika stammenden Arbeiter erwiderte unsere entsetzten Blicke mit einem kurzen Lächeln. Dann bückte er sich und schuftete weiter.

Bauarbeiter schuften bei glühender Sonne im Hafen von Baltimore

Am Sonntag geht’s weiter in den Bundesstaat Pennsylvania. Im Lancaster County werden wir auf die aus Deutschland eingewanderten Amischen treffen, die so leben, als wäre die Zeit vor etwa 150 Jahren stehen geblieben. Mehr dazu gibt’s in unserem nächsten Tagebucheintrag.

3. Lancaster/Pennsylvania (2 Tage)

Im Land der Amish People

14. August 2016 | Im 3. Teil unseres Reisetagebuchs berichten wir über eine Zeitreise zu den Amischen in Pennsylvania, die uns etwas ratlos machte.

Begegnung im Land der Amischen: Pferdekutsche und Pkw

„Smile. You’re in Pennsylvania“ steht auf einem Schild vor dem Welcome Center kurz nachdem wir Maryland am Vormittag verlassen hatten. Nun ja, zum Lachen war uns am Sonntag nicht immer zumute als wir Dutch Country, die Heimat von rund 60.000 Amischen im Südosten des Bundesstaates Pennsylvania, besuchten. Auf der organisierten Bustour „Amish Experience Super Saver“ begegneten wir Pferdekutschen, die von Männern mit langen Bärten und schwarzen Hüten gesteuert wurden. Wir sahen Frauen in schürzenartigen Gewändern, die unter weißen Kopfhauben ihre gesamte Haarpracht verbergen (müssen). Und wir winkten kleinen Kindern zu, die so gekleidet waren, wie wir es aus Filmen kennen, die im 19. Jahrhundert spielen. Immer wieder kam in uns das schlechte Gefühl auf, anders lebende Menschen im Vorbeifahren als reine Fotomotive zu betrachten.

Eine Amische Familie in der Nähe der Ortschaft Bird-in-the-Hand im Südosten von Pennsylvania

Die Amischen sind eine streng protestantische Glaubensgemeinschaft, deren Mitglieder vorwiegend aus der Schweiz und dem Rheinland stammen. Weil sie in Europa wegen ihrer streng religiösen Haltung verfolgt wurden, wanderten die nach dem Schweizer Prediger Jakob Amman benannten Gläubigen vor allem im 18. Jahrhundert nach Nordamerika aus. Hier leben sie weitgehend autark in Großfamilien und Dorfgemeinschaften, zahlen keine Steuern und nehmen im Gegenzug auch keine Leistungen des Staates in Anspruch. Die Kinder werden in Einheitsklassen der eigenen Schulen bis zum 14. Lebensjahr unterrichtet. Weiterführende Schulen oder gar Universitäten sind für Amish People tabu. Die Männer sorgen als Bauern oder Handwerker für das notwendige Einkommen, während die Frauen sich um Haus und Kinder kümmern.

Back to School: Inge in einem Amischen Klassenzimmer

Ab dem 16. Lebensjahr kann jeder Jugendliche ein lebenslang verbindliches Bekenntnis für den Amischen Glauben ablegen. Trotz des damit verbundenen Verzichts auf technische Errungenschaften wie Elektrizität, Autos, Fernsehen oder gar Smartphones, sollen sich nach Auskunft unseres Tour Guides 90 bis 95 Prozent des Amischen Nachwuchses hier in Pennsylvania für dieses andere Leben entscheiden. Da die Familien zumeist kinderreich sind, scheint die Zukunft der Religionsgemeinschaft vorerst gesichert zu sein.

Nichts für Inge: Traditionelle Kleider der Amischen Frauen

Ratlos gemacht hat uns vor allem die touristische Erschließung des Amischen Lebens, zumindest hier im „Dutch Country“ – das hat nichts mit den Niederlanden zu tun, sondern bedeutet „Deutsches Land“. In dem Gebiet um die Kleinstadt Lancaster kann von Abgeschiedenheit kaum die Rede sein. Besucher können „Buggy Rides“ mit den typisch überdachten Pferdekutschen buchen, einen „Amish Household“ und ein Klassenzimmer anschauen oder im Multimedia Theater der Freizeitanlage „Amish Experience“ das Leben der Amischen auf dramatische Weise ein wenig kennenlernen. Wer tiefer in die Tasche greift, darf sogar auf einem „richtigen Bauernhof“ beim Melken dabei sein und sich anschließend mit der Familie beim Abendessen zusammensetzen.

Inge und Horst vor einer typischen gedeckten Pferdekutsche

Wir haben auf dieses „touristische Experiment“ dann doch verzichtet und am Abend Inges Geburtstag – ganz 21. Jahrhundert – lieber mit zwei großen Steaks im „Texas Road House“ am Stadtrand von Lancaster gefeiert. Übrigens, zu so günstigen Preisen, die im Vergleich zu New York, Washington oder San Francisco an längst vergangene Zeiten erinnern.

Urige Einrichtung im „Texas Road House“ am Rande von Lancaster

Amische, Mennoniten und andere

15. August 2016 | Am zweiten Tag unseres Aufenthalts im Dutch Country haben wir weitere unvergessliche Eindrücke vom Leben der Amish People erhalten und dabei gelernt, dass so manches verbreitete Gerücht um die Glaubensgemeinschaft einfach nicht zutreffend ist. 

Zwei traditionell gekleidete Amische Frauen und ein "moderner" Rucksack-Tourist

„Amish People leben noch so wie vor 300 Jahren“, lautet die Überschrift zu einem Artikel, der im Jahr 2009 bei Welt.de veröffentlicht wurde. Und weiter heißt es im Text unter anderem „Etwa 180.000 Amish People leben abgeschieden in den USA und Kanada. Neugierige Besucher werden stoisch geduldet, denn Klagen ist in der Religionsgemeinschaft verpönt.“ Drei Jahre später, im Dezember 2012, erschien auf demselben Onlineportal ein weiterer Artikel mit ähnlichen Kernaussagen.

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Ein älterer Mann fährt mit seinem Einspänner auf der Amish Road in der Nähe der winzigen Ortschaft Gap

Aufgrund solcher Veröffentlichungen waren wir mit ziemlich falschen Vorstellungen in das Dutch Country (Deutsches Land) in den US-Bundesstaat Pennsylvania gereist. Tatsächlich glaubten wir, dass Amische und auch die weniger streng gläubigen Mennoniten abgeschieden und kaum erreichbar in fest umgrenzten Gebieten leben, gar vergleichbar mit Reservaten in die Indianer vielfach abgeschoben wurden.

Inge fotografiert mit respektvollem Abstand ein Bauerngehöft der Amischen

Von „Abgeschiedenheit“ kann zumindest nicht im Gebiet der Amish People um die Kleinstadt Lancaster die Rede sein. In den kleinen Ortschaften sind Amische, Mennoniten und „English People“ – wie alle anderen hier genannt werden – sogar Nachbarn. Dazu gibt es außerhalb der Dörfer Anwesen von Amischen Farmern, die jedoch an das dichte – und viel befahrene – Straßennetz angebunden sind. Überall weisen deswegen Hinweisschilder auf die Kutschen der Amish People hin, für die auf den meisten Straßen – ähnlich der Fahrradwege bei uns – schmale Fahrspuren an den Seiten eingerichtet wurden.

Warnschilder vor „Buggies“ der Amischen und Mennoiten am Ortsausgang von Intercourse

Die Warnschilder haben keinesfalls nur symbolischen Charakter, sondern sollen Autofahrer einerseits zur Vorsicht vor den Pferdewagen mahnen, anderseits aber auch vor zumeist jungen und wilden Kutschenfahrern warnen. Bei einem Fotostop haben wir zufällig selbst mitbekommen, wie ein junger Amischer sein Pferd gewaltig antrieb, um zumindest für einen winzigen Augenblick mit einem gerade anfahrenden riesigen LKW mithalten zu können.

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„Junge Raser“ gibt’s auch unter den Amish People

Als Horst am Rande der US Highway 340 einen Schnappschuss aus der Ferne von einem Farmer machen wollte, der mit seinen beiden Maultieren das Feld düngte, brauchte er einige Zeit, um endlich die viel befahrene Schnellstraße überqueren zu können. Die weithin stinkende Gülle kam übrigens aus einem Plastikbehälter, der ganz bestimmt keine 300 Jahre alt ist und wohl auch später nicht von Amischen Handwerkern hergestellt wurde.

Am Rande der US Highway 340 düngt ein Farmer mit Hilfe von Maultieren das Feld

Für uns ist es weiterhin undurchsichtig, welche technischen Hilfsmittel Amish People nutzen dürfen und auch welche Konsumgüter zugelassen sind. Darüber bekäme wohl niemand außerhalb der amischen Gemeinden Auskunft, sagte uns ein älterer Tour Guide, der schon seit vielen Jahren Rundfahrten durch das Dutch Country in Pennsylvania begleitet.

Eine durchaus modern wirkende Küche der Amish People

Elektrizität ist beispielsweise streng verboten. Deswegen sind bei Dunkelheit die Häuser der Amish People wegen der kargen Beleuchtung schnell auszumachen. Andererseits gibt es ganz modern wirkende Kühlschränke, die allerdings mit Gas betrieben werden. Und auf dem Küchentisch eines „Vorzeigehauses“ in der Gemeinde Bird-in-Hand stehen sogar Cola- und Canada Dry-Dosen aus Aluminium. Am Rande der Landstraßen, wo Amische Frauen Gemüse und Obst an kleinen Ständen anbieten, sind sowohl hölzerne Bottiche als auch Plastikschüsseln zu finden.

Gemüsestand am Rande der Amish Road

Bevor wir Dutch Country am Montagnachmittag wieder verließen, besuchten wir noch einen Friedhof der Mennoniten, die ebenfalls – wie die Amischen – im 18. Jahrhundert aus Europa nach Pennsylvania kamen. Auf den Grabsteinen, die bis in die Zeit der ersten Einwanderer der Glaubensgemeinschaft zurückreichen, sind vor allem deutsche Namen wie Kauffman, Stoltzfus oder Kreidler zu lesen.

Friedhof der Mennoiten in der Nähe von Bird-in-Hand

Im Gegensatz zu den Amischen sind die religiösen Regeln der Mennoniten weniger streng. Technik – wie Telefon – darf benutzt werden und Kinder dürfen außerhalb der eigenen Gemeinden auch weiterführende Schulen besuchen. Allerdings steht auch bei dieser Glaubensgemeinschaft die Familie im Mittelpunkt des Lebens. Darum sind Amish People und Mennoniten nun wirklich zu beneiden.

4. Phildelphia/Pennsylvania (2 Tage)

(Makin‘) LOVE in Philadelphia

16. August 2016 | Wer die größte Metropole von Pennsylvania zum ersten Mal besucht, muss geradezu ein Pflichtprogramm absolvieren. Schließlich hat keine andere Stadt in den USA eine vergleichbar große historische Bedeutung. Damit beginnt der 5. Teil unseres Reisetagebuchs 2016.

Love Sign am Love Park in Philadelphia

Die Independence Hall, das Gebäude indem im Jahr 1776 die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten unterzeichnet – und elf Jahre später die Verfassung verabschiedet wurde, ist wohl die wichtigste Adresse für Touristen, zumindest beim ersten Besuch in Philadelphia. Wir sind am Dienstagmorgen extra ganz früh aufgestanden, um Eintrittskarten zu ergattern, weil die stets schnell vergriffen sein sollen. Auch das vorab im Internet verfügbare Kontingent ist begrenzt. Wir sind zumindest am Tag zuvor mit unserer Anfrage über die Website des National Parkservice schon zu spät d’ran gewesen.

Die Independence Hall im historischen District von Philadelphia

Eine Eintrittsgebühr wird für die gut geführte Tour durch Independence – und Congress Hall sowie andere Räumlichkeiten des Gebäudes nicht erhoben. Aus den Erklärungen der Park Ranger haben wir unter anderem erfahren, dass die Gründerväter der Vereinigten Staaten durchaus nicht makellos waren. So hielten der erste und dritte Präsident – George Washington und Thomas Jefferson – selbst Sklaven.

Die Independence Hall ist wohl der historisch bedeutendste Raum für die Vereinigten Staaten

Die Freiheitsglocke – Liberty Bell – befindet sich längst nicht mehr im Turm der Independence Hall, sondern ist im gegenüberliegenden Pavillon verbunden mit einer Ausstellung zu besichtigen – auch hier ist der Eintritt frei. Zu hören ist die Glocke allerdings schon lange nicht mehr – sie hat einen irreparablen Schaden.

Die Liberty Bell ist das wichtigste Symbol der US-Amerikaner für Freiheit und Unabhängigkeit

Bei unserem – etwas zu kurz geratenen – Aufenthalt in Philadelphia haben wir uns insbesondere auf die Tipps von Katrin Moraske verlassen. Horsts ehemalige Medienmanagement-Studentin hat mehr als ein halbes Jahr in Philadelphia gelebt und uns noch vor Reiseantritt in Deutschland mit einer umfangreichen Liste versorgt. Wir sind mit Katrins Tipps bestens gefahren – oder richtiger – gegangen. Philadelphia lässt sich durchaus zu Fuß erkunden. Das innere Stadtgebiet mit den Stationen des „Philly-Pflichtprogramms“ haben wir trotz der weiterhin an der US-Küste herrschenden Hitzewelle recht gut gemeistert.

Die Liberty Bell ist das wichtigste Symbol der US-Amerikaner für Freiheit und Unabhängigkeit

Vom historischen District sind wir über die Market Street zur City Hall geschlendert, haben uns dort Tickets für die Aussichtsplattform besorgt, was ebenfalls gar nicht so einfach ist. Es werden jeweils nur vier Personen zugelassen. Zudem wurde am Dienstag die Plattform wegen der großen Hitze schon um 14.00 Uhr geschlossen. Direkt unter der gewaltigen Statue des Staatsgründers von Pennsylvania, William Penn, hatten wir in ca. 150 Meter Höhe zwar eine schöne Aussicht auf Philadelphia, allerdings war das Wetter an diesem Tag so diesig, dass nicht wirklich brauchbare Fotos von Motiven in der Ferne entstanden sind.

Blick vom One Liberty Observation Deck auf die Kuppel der City Hall mit der Statue von William Penn und dem Delaware River mit der Thomas Jefferson Bridge im Hintergrund

Die Sicht verbesserte sich auch nicht auf dem One Liberty Observation Deck, das sich auf dem – zurzeit noch – höchsten Gebäude von Philadelphia befindet. Also fotografierten wir eine moderne Plastik, die Benjamin Franklin darstellen soll und auf der Aussichtsplattform ausgestellt wurde. Franklin war nicht nur einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, sondern „ganz nebenbei“ auch Erfinder des Blitzableiters.

Plastik von Benjamin Franklin auf dem One Liberty Observation Deck

Weitere reizvolle Fotomotive fanden wir dann im so genannten Love Park – direkt an der City Hall. Das Love Sign gehört längst zu den am häufigsten fotografierten Sehenswürdigkeiten in Philadelphia. Davor sprangen Kinder vor Freude kreischend durch den großflächigen Springbrunnen. Abkühlung tut not – auch für uns Großen zumal die Hitze noch einige Zeit anhalten soll – auch in New York, wo wir morgen Nachmittag ankommen wollen.

Plastik von Benjamin Franklin auf dem One Liberty Observation Deck

Zuvor gehen wir aber morgen Vormittag in Philadelphia noch in den Knast und wollen uns auch noch das Grab von Benjamin Franklin anschauen. Das hätten wir auch einfacher haben können: Als wir am Montagabend unser Hotelzimmer bezogen, beschwerte sich Inge über den „wenig erfreulichen Ausblick auf einen Friedhof“ und wir erhielten postwendend ein anderes Zimmer. Nun ja, auf diesem kleinen Friedhof befindet sich Franklins Grab.

Rocky Steps in Philadelphia

17. August 2016 | In Philadelphia sind wir am Mittwoch auf den Spuren von Sylvester Stallone gewandelt und haben – nicht ganz freiwillig – das Philadelphia Museum of Art besucht. Am Ende des Tages trafen wir Julia in New York. 

Die Treppenstufen des Philadelphia Museum of Art werden "Rocky Steps" genannt

Es sind 72 Stufen, die vom Benjamin Franklin Parkway hinaufführen zum Haupteingang des Philadelphia Museums of Art. Berühmt geworden ist die breite Steintreppe im Jahr 1976 durch den Oscar-preisgekrönten Film „Rocky“. Titelheld Sylvester Stallone schritt die Stufen hinauf, dazu wurde der Titel „Gonna Fly Now“ eingespielt. Neben der Independence Hall zählen die Stufen mit den Fußabdrücken des Film-Boxers zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Philadelphias. Verwundert beobachteten wir am Mittwochvormittag vor allem amerikanische Touristen, die sich hier in eigenwilligen Körperhaltungen ablichten ließen. Wir haben „Rocky“ nie gesehen, sonst hätten wir gewusst, dass es sich um Nachahmungsversuche der typischen Siegerpose des Filmhelden handelte.

Das Philadelphia Museum of Art gehört zu den bedeutendsten Museen in den Vereinigten Staaten

Schon 99 Jahre vor dem Kinostart von Rocky, im Jahr 1877 wurde das Philadelphia Museum of Art eröffnet. Das imposante Gebäude am Ende des Benjamin Franklin Parkways zählt zu den bedeutendsten Kunstmuseen der Vereinigten Staaten. Insgesamt sollen hier rund 226.000 Ausstellungsstücke zu sehen sein, darunter auch Werke des in Philadelphia geborenen Malers Thomas Eakins. Dessen realitätsnahe Gemälde eigenen sich nicht immer für empfindliche Mägen (weswegen wir hier auch auf eine Abbildung verzichtet haben).

Die Rocky Steps vor dem imposanten Haupteingang des Philadelphia Museum of Art

Wir wollten das Museum selbst eigentlich nicht besichtigen, sondern uns auf die Außenbereiche mit den Rocky Steps beschränken. Dann fielen wir (so wie „Greenhorns“) auf einen in den USA inzwischen verbreiteten Parkplatz-Trick herein: Auf der Rückseite des Museums verheißen große Schilder, dass wir unseren Wagen für 12 Dollar für vier Stunden in einer Parkgarage abstellen könnten. Das Kleingedruckte hatten wir übersehen – nämlich, dass dieser „günstige“ Preis nur für Museumsbesucher zutrifft. Ansonsten hätten wir 32 Dollar allein für die Unterstellung unseres Mietwagens berappen sollen. Also kauften wir zwei Eintrittskarten zu je 20 Dollar, um uns zumindest gegenseitig einreden zu können, dass wir doch gar nicht so unbedarfte Reisende sind…

Washington Square mit dem Denkmal des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, George Washington

Der – leider viel zu kurze – Museumsbesuch hat sich dann doch noch gelohnt. Dagegen hätten wir uns den Washington Square als letzten Besichtigungspunkt in Philadelphia durchaus ersparen können. Wir kennen in Hamburg keinen Park, der ähnlich heruntergekommen ist, so wie dieser vermeintlich geschichtsträchtige Ort unweit der Independence Hall. Statt zahmen Eichhörnchen – wie in Reiseführern verheißen wird – sahen wir zähnefletschende Kampfhunde, die an Leinen von Typen gehalten wurden, denen man selbst am hellichten Tag mitten in Philadelphia nicht begegnen mag. Also schnell weg in das Stadtzentrum zum Reading Terminal Market, wo es unzählige Stände mit deftigen und süßen Leckereien gibt.

Der Reading Terminal Market unweit der City Hall in Philadelphia

Bei einem – für Philadelphia zum Lunch ganz typischen – Hot Pastrami Sandwich haben wir unseren knapp zweitägigen Aufenthalt in der größten Metropole Pennsylvanias noch einmal Revue passieren lassen und sind zu dem gleichlautenden Ergebnis gekommen: Es hat sich gelohnt, einen Tag mehr Zeit wäre allerdings nicht schlecht gewesen.

Julia macht im abendlichen Manhattan einen Schnappschuss vom Chrysler Building

Mehr Zeit für Philadelphia hatten wir deswegen nicht, weil wir uns am Mittwochabend in New York mit Julia verabredet hatten. Im Rahmen ihres Praktikums bei der Deutschen Welle in Washington darf unsere Tochter für einige Tage in New York bei Filmaufnahmen für eine Dokumentation dabei sein. Zwar wird sie tagsüber keine Zeit für uns haben. Wir freuen uns aber schon auf gemeinsame Abende mit Julia – so wie auf unseren früheren Reisen.

5. New York City (4 Tage)

Große Arien im Bryant Park

18. August 2016 | Am Ende unseres ersten (vollen) Tages in New York schwärmen wir immer noch von großartigen Stimmen, die heute inmitten der Häuserschluchten von Manhattan zu hören waren.

Sänger der New York City Opera singt im Bryant Park

Das war schon ein eindrucksvolles Erlebnis. Als wir am Donnerstagmittag auf dem Weg vom Grand Central Terminal – dem vielleicht schönsten Bahnhof der Welt mit einem Apple Shop auf der Empore – zum weltweit größten Kaufhaus Macy’s den Bryant Park passierten, gerieten wir unversehens in eine Promotions-Vorstellung der New York City Opera (nicht zu verwechseln mit der weltweit bekannten Metropolitan Opera).

Inge macht einen „Snap“ aus der Halle der Grand Central Station

Während Büroangestellte, Verkäufer, Handwerker und ganze Familien ihre Mittagspause in dem beliebten Park inmitten von Manhattan verbrachten, wurden sie von Mitgliedern des Opern-Ensembles stimmgewaltig unterhalten und diese am Ende mit tosendem Beifall belohnt. Dass sich die Sängerinnen und Sänger so ins Zeug legten, hat durchaus einen guten Grund. Die New York City Opera (kurz: NYCO) musste im Jahr 2013 wegen Zahlungsunfähigkeit ihren Betrieb einstellen und wurde erst vor wenigen Monaten als gemeinnütziger Verein neu gegründet. Im Byrant Park wurde die Oper Pagelacci des italienischen Komponisten Ruggero Leoncavallo beworben, die im September aufgeführt werden soll.

Familien-Lunch mit Oper-Arien im Bryant Park

Weil am Donnerstag das Wetter längst nicht so schön war wie vorhergesagt, verzichten wir auf den Besuch mehrere Aussichtspunkte und bummelten zunächst durch die riesig großen Parfum- und Schmuckabteilungen von Macy’s an der 34th Street, ganz in der Nähe des Empire State Building. Als am Nachmittag unsere Mägen zu knurren begannen, wollten wir in der Gansevoort Street im so genannten Meetpacking District einen „Lite Lunch“ nehmen. Pech gehabt – den Gansevoort Market, den wir erst vor einem Jahr entdeckt hatten, gibt’s einfach nicht mehr.

Macy’s in Manhattan gilt als das größte Kaufhaus der Welt

Statt einer einladenden Schlemmergasse mit appetitlichen Spezialitäten aus mehreren Ländern – so wie bei unserem letzten New York-Besuch, fanden wir jetzt nur noch ein verrottendes Gebäude vor. Zwar ist inzwischen wenige Straßen weiter ein anderer Markt mit demselben Namen entstanden – mit dem „Original“ ist diese Ansammlung einiger lustlos betriebener Imbissbuden jedoch nicht vergleichbar.

Macy’s in Manhattan gilt als das größte Kaufhaus der Welt

Zurück zum Bryant Park. Als wir am späten Nachmittag zufällig noch einmal die Grünfläche in Nähe des Empire State Buildings durchquerten, sahen wir hunderten New Yorkern bei ihren Yoga-Übungen zu. Vermutlich ist das ein guter Weg zur Entspannung in einer Stadt, die immer hektisch, immer laut und im Sommer fast immer heiß ist.

Organisierte Yoga-Übungen im Bryant Park

Schöne Aussichten in New York

19. August 2016 | Wir waren auf Fotosafari unterwegs in New York und zeigen euch euch Manhattan von oben und unten, am Morgen, Mittag und Abend.

Die Skyline von South Manhattan

Es gibt in Manhattan verschiedene Möglichkeiten, New York von oben zu bestaunen und zu fotografieren: Vom Empire State Building beispielsweise oder vom (noch) neuen One World Trade Center. Wir sind nach unserem heutigen Besuch der festen Überzeugung, dass das „Top of The Rock“ auf dem Rockefeller Center die besten Aussichten bietet, zumindest auf Manhattan.

Top of the Rocks auf dem Rockefeller Center ist die beste Aussichtsplattform in New York

Es ist immer die Frage: Vorher Tickets kaufen, um damit Warteschlangen zu vermeiden, eventuell jedoch schlechtes Wetter zu riskieren oder „auf gut Glück“ hingehen und möglicherweise stundenlang warten zu müssen? Unser Tipp: Bei gutem Wetter morgens vor 10.00 Uhr direkt zum Rockefeller Center fahren – dann sollte es klappen. Morgens auch deswegen, weil dann die Luft über New York noch einigermaßen klar ist. Nur wer die Aussichtsplattform zum Sonnenuntergang zwischen ca. 18.00 und 20.00 Uhr besuchen will, „muss“ sich die Eintrittskarten vorher bei „Top of the Rock“ besorgen, weil dieser Zeitraum äußerst beliebt ist.

Beim Blick in Richtung Süden hat man das Empire State Building fast direkt vor sich. Der nächste höhere Turm – rechts daneben im Hintergrund – ist das One World Trade Center.

Jetzt geht’s unten weiter. Nach 20 Minuten Fahrt mit der Subway und weiteren 10 Minuten zu Fuß erreichen wir in der glühenden Mittagshitze Pier 25 am Hudson River. Von hier hat man einen besonders guten Blick auf das im vergangenen Jahr eröffnete One World Trade Center – das mit 541,30 Metern höchste Gebäude in New York. Oben, auf der Aussichtsplattform in rund 400 Metern, waren wir im vergangenen Jahr.

Das One World Trade Center von der Pier 25 aus fotografiert

Danach durchqueren wir den südlichen Teil von Manhattan zu Fuß, entlang des One World Trade Centers und erreichen nach 20 Minuten den East River, wo wir am späteren Nachmittag vor der weltberühmten Skyline mit der East River Ferry nach DUMBO übersetzen. Wie, kennt ihr nicht? Die New Yorker lieben eigenwillige Abkürzungen: SoHo steht beispielsweise für South of Houston Street (nicht wie die die größte Stadt von Texas aussprechen, sondern „Hausten“) oder Tribeca ist das Triangel below Canal Street. Und DUMBO steht für Down Under the Manhattan Bridge Overpass – damit ist das Gebiet unter der Brooklyn Bridge und der parallel verlaufenden Manhattan Bridge auf der Brooklyn-Seite des East Rivers gemeint.

Die Brooklyn Bridge, die den Süden von Manhattan für Autos, Fahrräder und Fußgänger mit dem Stadtteil Brooklyn verbindet

Weil wir in DUMBO direkt am Anleger der East River Ferry das „beste Eis unseres Lebens“ gegessen haben, entschließen wir uns – zum vermeintlichen Kalorienabbau – bei Einbruch der Dunkelheit zu Fuß über die Brooklyn Bridge nach Manhattan zurückzugehen. Zwar ist der Sonnenuntergang an diesem Abend nicht unbedingt „traumhaft“. Dennoch genießen wir weitere schöne Aussichten auf New York.

Skyline von Manhattan bei Sonnenuntergang von der Brooklyn Bridge aus fotografiert

Für uns wäre eine Reise nach New York unvollständig, ohne zumindest einmal ganz in der Nähe der Statue of Liberty gewesen zu sein. Für Samstag haben wir deswegen unter anderem geplant, mit der Staten Island Ferry von der Südspitze Manhattans entlang der Freiheitsstatue nach Staten Island überzusetzen.

Sonnenauf- und untergang über Manhattan

20. August 2016 | Für den neunten Teil unseres Reisetagebuchs glaubten wir besonders schöne Bilder vom Sonnenuntergang über New York gemacht zu haben – und dann kam Julia mit ihrem Timelapse vom Sonnenaufgang…

Soinnenaufgang hinter der Freiheitsstatue

Unsere Tochter absolviert zurzeit ein Praktikum bei der Deutschen Welle in Washington und ist für einige Tage mit einem Team in New York, das eine Dokumentation zum 15. Jahrestag des 11. September 2001 in New York City und Umgebung produziert. Am frühen Sonntagmorgen wurde von New Jersey aus der Sonnenaufgang über dem neuen One World Trade Center „gedreht“. Julia hat einfach ihr iPhone neben dem professionellen Equipment des Kameramanns aufgestellt und in der Timelapse-Funktion diese beeindruckenden Bilder aufgenommen.

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Wie schon im gestrigen Tagebuch erwähnt, gehört für uns zu einem New York-Aufenthalt grundsätzlich die Freiheitsstatue dazu. Dabei muss es nicht unbedingt eine Bootsfahrt nach Liberty Island sein. Eine gute Alternative bietet die Staten Island Ferry – darüber haben wir schon einmal in unserem Tagebuch vor zwei Jahren berichtet: Die Überfahrt vom South Ferry Terminal im Süden von Manhattan nach Staten Island dauert ca. 20 Minuten und die Passage ist für Fußgänger kostenlos. Für Foto- und Videoaufnahmen eignet sich vor allem die „Hinfahrt“ deswegen eher, weil die Fähre dann näher an der Freiheitsstatue vorbeifährt.

Die Freiheitsstatue von der Staten Island Ferry aus fotografiert

Neben der Freiheitsstatue hat man von der Staten Island Ferry aus vor allem auch herrliche Aussichten auf die imposante Südspitze von Manhattan mit dem noch (neuen) One World Trade Center. Besonders beeindruckend ist das bei Sonnenuntergang, so wie wir es am Samstag erlebten.

Das One World Trade Center von der Pier 25 aus fotografiert

Begegnungen in New York

21. August 2016 | Zu einer gelungenen Reise gehören für uns insbesondere auch Gespräche mit Menschen, die etwas zu erzählen haben. So wie Dennis, einer der Helden des 11. Septembers.

Ex-Polizist Dennis und TV-Producer Stefan Czimmek

Wir trafen Dennis am Sonntagmittag in O’Hara’s Pub & Restaurant, einer urigen Kneipe mit Stehtischen, ausgesprochen freundlichem Service und bezahlbaren Preisen – obwohl das Lokal mitten im teuren New Yorker Finanzdistrikt liegt, nur wenige Schritte vom 9/11 Memorial entfernt. Hier hatten am 11. September 2001 während und nach den furchtbaren Terroranschlägen viele Menschen Schutz gesucht. Unzählige Polizeiplaketten an Tresen und Wänden des Pubs zeigen, dass O’Hara’s „der“ Treffpunkt für Polizisten in Downtown Manhattan ist.

O’Hara’s Pub & Restaurant im New Yorker Finanzdistrikt war einer der Zufluchtsorte nach den schrecklichen Anschlägen am 11. September 2001

Als das Unfassbare geschah, war Dennis Polizeioffizier und rettete vielen Menschen das Leben. Er wurde zu einem der Helden des 11. September, hat die schrecklichen Ereignisse jedoch selbst nie überwunden; vor allem nicht, dass viele seiner Kollegen ihr Leben verloren als sie Menschen im World Trade Center retten wollten. Heute lebt Dennis mit seiner Frau Nancy außerhalb von New York in einem kleinen Ort in New Jersey.

Dennis und Nancy (Mitte) mit Miodrag Soric, Leiter des Studios der Deutschen Welle in Washington (rechts) und Stefan Czimmek, Video- und Fernsehproduzent in New York.

Natürlich kann man als Tourist nicht einfach in das O’Hara’s hineinspazieren und nach einem „Helden des 11. September“ fragen. Uns war die Begegnung mit Dennis nur möglich, weil wir Julia bei der Arbeit besuchten. Unsere Tochter macht zurzeit ein Praktikum bei der Deutschen Welle und durfte drei Tage lang in New York und Umgebung bei den Dreharbeiten für eine Dokumentation von Miodrag Soric über Menschen und deren Schicksale infolge des 11. Septembers dabei sein.

 

Inge mit Miodrag Soric in Manhattan. Im Hintergrund ist das Chrysler Building zu sehen

Auch die Begegnung mit Miodrag ist nicht ganz zufällig. Ende der 1980er Jahre war er Redakteur bei Radio Charivari München – und Inge als Programmleiterin seine Chefin. Der damals talentierte und zuverlässige Redakteur hat in den Medien Karriere gemacht: Seit sieben Jahren ist „Mio“ nun Leiter des Studios der Deutschen Welle in Washington, wo wir ihn im September 2009 schon einmal besuchten. Damals wollte unsere 11jährige Julia am liebsten „TV-Reporterin“ werden – heute macht sie mit ihren 18 Jahren ein Praktikum bei der Deutschen Welle. Manchmal werden Wünsche doch irgendwie wahr.

6. Atlantic City/New Jersey

Streik am Boardwalk

22. August 2016 | In Atlantic City haben wir glitzernde Casinos – aber auch gigantische Bauruinen gesehen. Das ehemalige Spielerparadies an der US-Ostküste scheint seine besten Zeiten längst hinter sich zu haben. Wir verbrachten hier dennoch einen wunderbaren Urlaubstag.

Das Caesars Hotel und Casino in Atlantic City

Ihr kennt vermutlich dümmliche Formulierungen in Reisebeschreibungen wie „diese Stadt hat viele Gesichter.“ Nun ja, für unseren heutigen Tagebucheintrag über Atlantic City ist uns nichts anderes eingefallen, weil’s irgendwie zutrifft: Hier gibt es einen breiten Sandstrand, unzählige Restaurants, gigantisch große Hotels mit angrenzenden Casinos, die auch in Las Vegas stehen könnten – so wie Caesars Palace, Tropicana, Harrah’s und weitere. Der mit 2.767 Zimmern größte und – was die Übernachtungspreise anbelangt – teuerste Vergnügungstempel der Stadt ist das 2003 eröffnete Borgota.

 

Der Strand von Atlantic City

Auch Amerikas bekanntester „Baulöwe“, Donald Trump, hat in Atlantic City investiert und 1990 das Taj Mahal eröffnet, das dem indischen Original von der Größe her allerdings maßlos überlegen ist. Heute steht an dem riesigen Gebäudekomplex mit über 2.000 Hotelzimmern und großen Casino-Sälen zwar immer noch „Trump“ dran – „drin“ ist der extravagante US-Präsidentschaftskandidat allerdings längst nicht mehr. Das Trump Taj Mahal wird heute von dem Investor Ican Enterprises betrieben – und zwar ziemlich schlecht, zumindest für die Mitarbeiter.

Das Trump Taj Mahal ist das zweitgrößte Hotel und Casino in Atlantic City

Bereits seit dem 1. Juli streiken Mitarbeiter des Hotels, weil sie von ihrem Arbeitgeber weder Zuschüsse für ihre Altersversorgung noch für die Krankenversicherung erhalten, erzählt uns die 56jährige Admira, die am Informationsstand bereitwillig Auskunft gibt, während andere Streikende vor dem Haupteingang des Luxushotels lautstark ihren Unmut zum Ausdruck bringen.

Streikende Mitarbeiter auf dem Boardwalk vor dem Trump Taj Mahal

Das Trump Taj Mahal soll angeblich schlecht laufen, erfahren wir und das Revel Atlantic City, nur wenige Blocks weiter, musste im September 2014 nach nur zwei Jahren den Betrieb vorerst ganz einstellen. Der 220 Meter hohe und extrem schmale Bau verfügt über 1.399 Hotelzimmer und soll bei Fertigstellung ca. 2,4 Mrd. US-Dollar gekostet haben. Zuletzt haben Investoren angeblich nur noch 80 Millionen für den gesamten Komplex geboten. Ob das Hotel mit den angeschlossenen Casinos jemals wieder in Betrieb gehen wird, ist zurzeit noch völlig offen.

Schlechte Zeiten für Casino-Betreiber in Atlantic City. Der Eindruck täuscht: im Caesars Palace war am Dienstagabend lediglich ein Saal gut frequentiert. Mehrere Casinobereiche waren dagegen mitten in der Hochsaison geschlossen.

Es hat den Anschein, dass es mit Atlantic City bergab geht. Das bestätigt auch die Verkäuferin in einem Souvenir-Laden. Nach dem Labor Day – in diesem Jahr am 5. September – ist traditionell an der US-Ostküste die Saison zu Ende. „Wie’s dann weitergeht, wissen wir noch nicht“, sagt die junge Frau. Schon jetzt, gut zwei Wochen zuvor, haben wir den Eindruck, dass Atlantic City ziemlich leer ist. Gestern Abend beschwerte sich ein Gast beim Portier unseres Hotels, dass er fast alleine in einem Casino gewesen sei.

Der Strand von Atlantic City ist nur abschnittsweise gut besucht

Auch am breiten Sandstrand haben wir den Eindruck, dass Atlantic City jetzt inmitten der Hochsaison nicht gerade überlaufen ist. Woran liegt’s? Die Stadt wurde in der Vergangenheit mehrfach von Hurrikans in Mitleidenschaft gezogen, touristische Einrichtungen waren danach zeitweise nicht brauchbar, Strandabschnitte über längere Zeiträume gesperrt. Zudem liberalisieren immer mehr US-Staaten ihre Glückspielgesetze, so dass die Casinos von Atlantic City immer mehr Konkurrenz erhalten, demnächst wohl auch in New York.

Inge und Horst auf der Terrasse der Wonder Bar am Chelsea Harbor

Trotz dieser negativen Entwicklungen für Atlantic City haben wir am Montag hier einen wunderbaren Ferientag verbracht. Weil wir unseren Mietwagen gegen Mittag zum Ölwechsel in eine Werkstatt bringen mussten (nie wieder „Alamo“), entdeckten wir gleich nebenan abseits des Touristentrubels die „Wonder Bar“ mit gemütlicher Terrasse an der rückseitigen Lagune und einem vorzüglichen Angebot an leckeren kleinen Gerichten zum Mittagessen.

Inge und Horst auf der Terrasse der Wonder Bar am Chelsea Harbor

Auf Empfehlung eines Rezeptionisten in unserem Hotel sind wir am Nachmittag zum „Historic Gardner’s Basin“ gefahren. Dabei handelt es sich um einen kleinen Hafen mit Holzhäusern, netten Cafés und augenscheinlich relaxten Mitmenschen. Kurzum – der richtige Ort, um Ferien zu machen.

7. Chincoteague/Virginia (2 Tage)

Halbzeit in Chincoteague

23. August 2016 | Bis Dienstagmorgen hatten wir von unserem heutigen Reiseziel noch nie gehört. Am Ende des Tages können wir „Chincoteague“ nicht nur perfekt aussprechen, sondern wärmstens weiterempfehlen. Uns haben es besonders der malerische Sonnenuntergang und das vorzügliche Seafood angetan.

Fantastischer Sonnenuntergang in Chincoteague

Zur „Halbzeit“ lassen wir’s auf unseren Reisen in der Regel mal so richtig „krachen“. Das haben wir auch am Dienstagabend so gemacht, weil in Chincoteague auf der Delmarva-Halbinsel (benannt nach den drei Bundesstaaten Delaware, Maryland und Virginia) die Hälfte unserer diesjährigen Ferien in den USA schon wieder vorbei war. Was uns dabei allerdings überrascht hat, waren die ausgesprochen günstigen Preise für vorzügliches Essen in Don’s Seafood Restaurant. Am Ende zahlten wir zu zweit einschließlich Bier, Wein und Trinkgeld knapp über 60 US-Dollar. In New York müssten wir wohl mindestens das Doppelte ausgeben, wobei keinesfalls sicher wäre, ob wir dort überhaupt so ausgezeichnete Shrimps und Jacobsmuscheln bekommen würden.

Shrimps „bis zum Abwinken“ und andere wunderbar zubereitete Meeresfrüchte bekamen wir in Don’s Seafood Restaurant in Chincoteague

Der kleine Fischer- und Touristenort Chincoteague auf der 300 Kilometer langen Delmarva-Halbinsel entlang der US-Ostküste ist für uns eine wirkliche Überraschung. Wir haben dieses Ziel erst kurzfristig in unser Programm aufgenommen, weil uns die bekannteren Ferienorte im Bundesstaat Delaware, Rehoboth Beach und Bethany Beach, bei unseren heutigen – zugegeben kurzen Besuchen – einfach nicht gefallen haben. Uns erinnerten beide Strände wegen so mancher Bausünden an besonders misslungene Strandabschnitte an der spanischen Festlandsküste. Dennoch sollen beide Touristenzentren vor allem favorisierte Ziele für „Washingtonians“ sein, wie die Einwohner der US-Hauptstadt genannt werden. Entsprechend hoch sind hier auch die Preise in der laufenden Hochsaison, selbst für einfache Unterkünfte. Da werden schon mal 300 Dollar für eine Nacht verlangt, ohne Frühstück versteht sich.

Der Strand in Rehoboth ist durchaus in Ordnung , allerdings weit davon entfernt „Traum-Status“ zu erhalten

Eine gute Alternative zu den überlaufenen und überteuerten Badeorten in Delaware und auch dem in Richtung Süden folgenden Ocean City, das zum Bundesstaat Maryland gehört, fanden wir im Reiseführer „Ostküste USA“. Dort wurde uns der kaum 3.000 Einwohner zählende Ort Chincoteague weiter südlich auf Delmarva schmackhaft gemacht. Zu recht wie wir am Ende des Tages meinen. Unser Bungalow in der gepflegten Hotelanlage des Refuge Inn ist sehr komfortabel ausgestattet, verfügt sogar über einen Massagesessel und ist dabei auch noch bezahlbar. Dazu erlebten wir am kleinen Hafen des Ortes einen beeindruckenden Sonnenuntergang. Nur den Sonnenaufgang auf der anderen Seite des Ortes werden wir am Mittwochmorgen gegen 06.30 Uhr wohl nicht mitbekommen. Schließlich haben wir ja Urlaub – auch wenn dieser schon wieder zur Hälfte vorbei ist.

Inge fühlte sich fast wie auf einer Kreuzfahrt. Fähren verbinden Cape May in New Jersey mit Lewes in Delaware. Die Überfahrt dauert etwa 90 Minuten.

Chincotheague: Adler, Delphine und die Ponys

24. August 2016 | Auf der Delmarva-Halbinsel an der amerikanischen Ostküste haben wir abseits vom Massentourismus ein kleines Paradies entdeckt. Touristen aus Deutschland sollen hier sogar „unbekannte Wesen“ sein.

Ganz nah am Nest eines Seeadlers

Nein, an Gäste aus Deutschland kann sich Captain Randy beim besten Willen nicht erinnern, obwohl er „eigentlich schon immer“ Bootsfahrten durch die Buchten und Lagunen der beiden Inseln Chincotheague und Assateague durchführt. Dieses Naturparadies, das teilweise zu den Bundesstaaten Virginia und Maryland gehört, ist tatsächlich noch ein Geheimtipp – selbst in den Vereinigten Staaten. Wir jedenfalls sind nach knapp zwei Tagen von diesem Refugium so begeistert, dass wir es regelrecht bedauerten, am Mittwochnachmittag weiter in Richtung Süden in die Touristenhochburg Virginia Beach fahren zu „müssen“.

Bootsführer Randy erzählt mit großer Begeisterung von seiner Heimat Chincotheague Island

Randy, der im Sommer fotografierende Touristen und im Winterhalbjahr Entenjäger mit seinem komfortablen und für sechs Passagiere zugelassenen Motorboot zielsicher durch die lagunenartige Wasserlandschaft steuert, hat zweifelsohne seinen Anteil an unserer Begeisterung. Auf der gut zweistündigen Tour am Mittwochmittag (35 US-Dollar pro Person) zeigte er uns unter anderem auftauchende Delphine und Seeadler (siehe Titelbild dieses Blogeintrags) aus nächster Nähe. Dazu erzählte der Captain so herrliche Geschichten, dass Hamburger Barkassenführer („Hai lücht“) vermutlich neidisch würden, wenn sie ihm zuhörten.

Von der gut 40 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform des Assateague Leuchtturms hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die lagunenartige Landschaft

Trotzdem war Randy mit der eigenen Tour am Mittwoch nicht ganz zufrieden, weil er uns die – zumindest in den USA – berühmten Chincoteague Ponys nicht zeigen konnte. Häufig durchschwimmen diese Kleinpferde Wasserarme um an anderen Stellen saftige Wiesen zu finden. Wir sahen dann am Nachmittag auf dem Weg zum Strand mehrere Gruppen Chincoteague Ponys unweit des Straßenrandes grasen.

Chincoteague Ponys beim Grasen auf Assateague Island

Um ganz genau zu sein, leben die Chincoteague Ponys übrigens nicht auf der gleichnamigen Insel, sondern auf dem benachbarten Assateague Island, das im Norden zu Maryland und im Süden zum Bundesstaat Virginia gehört. In beiden Insel-Teilen gibt es jeweils eine weitgehend wild lebende Pony-Herde. Die Bewegungsfreiheit der Tiere wird nur durch Zäune entlang der im Sommer viel befahrenen Straße zum Strand eingeschränkt.

Strandabschnitt auf Assateague Island – nur Meer und Strand, aber keine Hotelburgen

Der Strand von Chincotheague liegt ein Stück außerhalb der kleinen Ortschaft auf Assateague Island. Im Gegensatz zu Touristenhochburgen wie Rehoboth Beach und Bethany Beach im Bundesstaat Delaware oder unserem nächsten Ziel, Virginia Beach, wurden hier zum Glück noch keine Bausünden begangen. Daran würde sich sobald auch nichts ändern – meinte zumindest Captain Randy, als wir uns bei ihm für die wundervolle Bootstour bedankten.

8. Virginia Beach/Virginia (2 Tage)

Virginia Beach – wo zwei Urlaubswelten aufeinandertreffen

25. August 2016 | Der Unterschied könnte kaum größer sein: Vom turbulenten Virginia Beach Boardwalk mit seinen geschmacklosen Hotelbauten am bräunlichen Sandstrand bis zu den (fast) einsamen Zypressensümpfen im First Landing State Park sind es nur wenige Meilen. 

"Baywatch" am Virginia Beach

Fast hätten wir auf unserer diesjährigen USA-Reise am Donnerstag den ersten „Urlaubstag“ verlebt – so mit Faulenzen und Nichtstun und einfach gar nichts machen… Von wegen. Quasi in letzter Minute entdeckte Inge in unserem Reiseführer „Ostküste USA“, dass unser heutiges Ziel Virginia Beach mehr zu bieten hat, als einen langen – teilweise künstlich aufgeschütteten – bräunlichen Sandstrand samt dem obligatorischen Boardwalk und ziemlich hässlichen Hotelbauten in den ersten beiden Straßenreihen dahinter.

Die etwa 10 Meter hohe Neptun-Statue aus Bronze ist das Wahrzeichen von Virginia Beach

Vom Urlaubertrubel am – laut Guinness Book of Records – mit 56 Kilometern angeblich „längsten Vergnügungsstrand der Welt“ bis zum angrenzenden First Landing State Park mit einem weißen Sandstrand und Zypressen Sümpfen sind es nur wenige Minuten mit dem Mietwagen. Wenn man Natur mag und in den Ferien auf „Benidorm“ verzichten kann, lohnt sich dieser Ausflug einschließlich vier Dollar Eintrittsgebühr pro Auto (unabhängig von der Personenzahl) allemal.

Selfie am (fast) weißen Sandstrand im First Landing State Park

Wir haben am späten Donnerstagnachmittag zunächst am weißen Sandstrand an der lagunenartig gelegenen Broad Bay halt gemacht, unser mitgebrachtes Handtuch ausgebreitet und den wenigen hier anwesenden Familien beim Spielen mit ihren Kindern im Wasser zugeschaut.

Abseits vom Trubel am „eigentlichen“ Virginia Beach trafen wir am Strand des First Landing State Parks am Donnerstagnachmittag nur einige Familien

Dann ging’s mit dem Auto weiter zum Ausgangspunkt verschiedener Rundwanderwege durch die Zypressensümpfe. Da es immer noch ziemlich heiß war, beließen wir es bei einer Wanderung von knapp vier Kilometern.

Inge macht einen Schnappschuss vom „Dschungel“ in Virginia Beach

Ein wenig unheimlich war der Weg durch die wegen des dichten Bewuchses immer dunkler werdenden Sumpflandschaft schon. Von den hier lebenden Tieren wie Weißkopfseeadler, Schildkröten oder Wasserschlangen hat sich uns zwar keins gezeigt, dafür zu unserem Glück auch keine Mücke.

Strände, Sümpfe und Schlachtfelder

26. August 2016 | In diesem Reisetagebucheintrag müssen wir Abschied vom Atlantik nehmen. Nach dem Besuch des wohl schönsten Strandes in Virginia ging’s heute vorbei an sumpfigen Flusslandschaften und historischen Schlachtfeldern in das geschichtsträchtige Williamsburg.

Sandbridge Beach südlich von Virginia Beach

Am Freitag haben wir’s richtig gemacht: Als sich Tausende aus den großen Metropolen der US-Ostküste in Richtung Atlantik-Strände auf den Weg machten, sind wir entgegen den Verkehrsströmen ins Landesinnere gefahren. Zur Belohnung bekamen wir am späten Nachmittag in Williamsburg ein komfortables Zimmer in dem schön gelegenen Mariott Courtyard am Rande der historischen Kleinstadt zu etwa einem Drittel des Preises, den wir jetzt am Wochenende in Strandnähe für eine einfache Unterkunft hätten entrichten müssen.

Angler auf dem Owl Creek am Virginia Aquarium and Marine Science Center in Virginia City

Wir sind am Morgen in der Touristenhochburg Virginia Beach gestartet, haben am Aquarium kurz angehalten, um Wassersportlern und Anglern einen Moment zuzuschauen. Dann ging’s weiter durch das endlos scheinende Stadtgebiet von Virginia Beach, der mit rund 450.000 Einwohnern größten Stadt im Bundesstaat Virginia, zu dem südlich gelegenen Sandbridge Beach. Der Unterschied zum Hauptstrand von Virginia Beach ist verblüffend: Keine Hotelburgen, sondern geschmackvolle Privathäuser und nur wenige Menschen an dem weiten weißen Sandstrand. Allerdings hatten wir einige Mühe überhaupt einen Zugang zum Meer zu finden, weil die erste Reihe hinter dem Strand fast ausschließlich aus Privatgrundstücken besteht.

Der Strand von Yorktown am York River, der hier in die Chesapeake Bay mündet

In Sandbridge Beach hatten wir den südlichsten Punkt unserer diesjährigen US-Reise erreicht und mussten auch gleichzeitig Abschied vom Atlantik nehmen – allerdings noch nicht von herrlichen Sandstränden. Den nächsten fanden wir rund 80 Kilometer weiter nordwestlich in der zauberhaften Ortschaft Yorktown an der Mündung des York Rivers in die Chesapeake Bay. Vor der kitschig-hübschen Kulisse mit Brücke und zwei alten Seglern, fanden hier bei rund 35 Grad vor allem Einheimische Abkühlung in dem blauschimmerndem Wasser der Flussmündung. Wir sahen den Badenden von einem Pub am Strand zu und ließen uns dazu den „Catch of the Day“ auf knackigem Salat schmecken.

Sumpflandschaft parallel zum York River zwischen Yorktown und Williamsburg

Williamsburg erreichten wir schließlich von Yorktown aus über den Colonial Parkway, einer insgesamt 37 Kilometer langen Landstraße, die die historischen Orte Yorktown, Williamsburg und Jamestown verbindet. Der von uns am Freitag befahrene Teil der historisch bedeutenden Straße führt entlang des breiten York Rivers. Auf der flussabgewandten Seite sind neben Busch- und Waldgebieten auch Sumpflandschaften mit üppigem Pflanzenwuchs zu finden.

Inge macht einen Schnappschuss vom „Dschungel“ in Virginia Beach

Immer wieder erinnerten uns Schilder am Rande des Colonial Parkways an die historischen Schlachten während des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs. Entscheidend war schließlich der Sieg der Amerikaner in der Schlacht von Yorktown im Jahr 1781 gegen die britischen Besatzer. Dazu werden wir am Samstag ganz bestimmt noch mehr erfahren, wenn wir den historischen District von Williamsburg besuchen. Was wir dazu gelernt haben, verraten wir euch dann in der 16. Ausgabe unseres Reisetagebuchs 2016 USA-NOW.

9. Williamsburg/Virginia

Unter Beschuss in Williamsburg

27. August 2016 | Im 16. Reisetagebucheintrag berichten wir über unseren Besuch in Colonial Williamsburg, dem ältesten Freizeitpark der USA. In der glühenden Augusthitze erlebten wir eine gelungene Mischung aus lebendigem Museum und Disney World.

Schüsse aus historischen Kanonen sind Teil des Spektakels in Williamsburg

Nur wenige hundert Besucher sind am Samstag bei glühender Hitze in den historischen Freizeitpark Colonial Williamsburg im Zentrum der ehemaligen Hauptstadt von Virginia gekommen, „gefühlt“ die Hälfte davon aus Deutschland. Nach einer Woche unter Amerikanern entlang der Ostküste, wo wir keinen urlaubenden Landsleuten begegnet sind, hörten wir endlich wieder vertraute Töne: „Du Heinz, der Eintritt ist aber teuer“. Um genau zu sein 40,99 Dollar pro Erwachsener. Nur Senioren erhalten einen Abschlag von acht Dollar, was Inge freute und Horst ärgerte, weil er an der Kasse nicht einmal nach seinem Ausweis gefragt wurde.

Die „Pipes and Drums“ sind die Stars im Colonial Willamsburg

Für diesen Preis bekommen Besucher im historischen Zentrum der heutigen Kleinstadt Williamsburg einen Eindruck vom Leben während der britischen Kolonialzeit im 17. und 18. Jahrhundert. Neben der Besichtigung imposanter Gebäude, wie dem laut Tour Guide „zu 80 Prozent im Original“ erhaltenen Governeur’s Palace, dem nachgebauten Capitol, Kirche, Gerichtsgebäude oder Markthalle, konnten wir alte Geschäfte besuchen, Handwerkern bei ihrer Arbeit zusehen, an einer Gerichtsverhandlung teilnehmen und uns anschließend an den Pranger stellen.

Der Governor’s Palace ist das schönste Gebäude in Colonial Williamsburg

Insgesamt soll das in den 1920er Jahren mit kräftiger Unterstützung der Rockefeller-Familie gegründete „Living Historic Museum“ heute etwa 4.000 Mitarbeiter beschäftigen, die hier als Handwerker, Kutschenfahrer, Servicekräfte oder als Soldaten im Einsatz sind.

Während unseres Besuchs reichte eine kleine Truppe wackerer amerikanischer Soldaten, um die britischen Besatzer zu besiegen

Am Ende gerieten wir (fast) noch unter Beschuss: Der Auftritt einer Truppe wackerer amerikanischer Soldaten, die durch Schießübungen mit ihren Gewehren und einer mitgeführten Kanone die britischen Besatzer besiegten, war schließlich der Höhepunkt unseres Besuchs in dem historischen Freizeitpark, der uns trotz der nahezu unerträglichen Hitze sehr gut gefallen hat.

Dann landete Horst auch noch am Pranger

10. Richmond/Virginia

Am James River

28. August 2016 | Am Sonntag besuchten wir die älteste Plantage Virginias, das vielleicht schönste Capitol der Vereinigten Staaten und dinierten in einer ehemaligen Tabakfabrik. In diesem Reisetagebucheintrag verraten wir euch außerdem, dass wir am Montag (mal wieder) auf „Bärenjagd“ gehen wollen.

Inge und Horst am James River in Richmond

Vom James River hatten wir noch nie zuvor gehört. Heute begleitete uns der insgesamt 660 Kilometer lange Fluss, der aus den Bergen der Appalachen kommt und in die Chesapeake Bay mündet, auf unserem Weg von Williamsburg nach Richmond. Kurz nach unserem Start stießen wir in der Nähe von Jamestown erstmals auf den James River, der hier – etwa 100 Kilometer vor der Mündung – ein breiter stolzer Strom geworden ist, auf dem am Wochenende reichlich Wassersport in allen Facetten betrieben wird.

Der James River auf der Höhe von Jamestown

Kurz vor Richmond fuhren wir von der parallel zum James River verlaufenden Scenic Route 5 ab, um die Shirley Plantation zu besichtigen. Das ist nicht irgendeine Plantage, sondern die älteste in Virginia, die bereits seit dem Jahr 1614 von der selben Familie – inzwischen in der 11. Generation – bewirtschaftet wird. Das heutige Anwesen mit dem eher bescheiden wirkenden Haupthaus wurde im Jahr 1738 fertiggestellt. Wir haben allerdings auf eine Besichtigung des historischen Gebäudes verzichtet, weil uns nicht nur die elf Dollar Eintritt pro Person davon abhielten, sondern insbesondere das vollständige Fotografier- und Filmverbot.

Auf der Shirley Ranch in der Nähe von Richmond, der Hauptstadt von Virginia

Nach wenigen weiteren Meilen auf der Scenic Route 5 sahen wir bereits die – zugegeben etwas bescheidene – Skyline von Richmond, das im Jahr 1788 Williamsburg als Hauptstadt von Virginia ablöste. Während des amerikanischen Bürgerkriegs von 1861 bis 1865 war Richmond auch Hauptstadt der Südstaaten-Konföderation. Das alles und viel mehr erfuhren wir von Mrs. Sringl, die uns durch das Virginia State Capitol führte.

Das Capitol von Virginia in der Hauptstadt Richmond

Das schneeweiße Parlamentsgebäude liegt malerisch auf einem Hügel oberhalb des James Rivers. Uns fiel gleich auf, dass das Capitol von Virginia keine sonst übliche runde Kuppel hat – zumindest außen nicht. Innen wurde die Kuppel im Stile anderer Parlamentsgebäude nachgebildet. In den großzügig ausgelegten prachtvollen Innenräumen des Parlamentsgebäudes beeindruckten uns eine Reihe von Gemälden, Plastiken und Statuen. Das wertvollste Kunstwerk ist eine George Washington-Statue des französischen Bildhauers Jean-Antoine Houdon aus dem späten 18. Jahrhundert.

Die George Washington-Statue ist das wichtigste Kunstwerk im Virginia State Capitol

Eigentlich wollten wir uns in Richmond auch das Edgar Allan Poe-Museum ansehen. Verschiedene negative Kritiken in Reiseportalen und die Aussicht auf einen schönen Spaziergang am „Canal“, der teilweise parallel zum James River durch Richmond verläuft, haben uns schließlich vom Museumsbesuch abgehalten. Über den Canal Walk erreichten wir schließlich das Tobacco Company Restaurant. Die Speisen – Lachs auf Maisgemüse (Inge) bzw. Seafood Linguine (Horst) – waren gut, die Räumlichkeit umwerfend. Angelehnt an ein Tabaklager sind auf drei Stockwerken Balkone, geschmackvolle Tischkombinationen sowie eine riesige Spiegelbar zu bestaunen. Obwohl das ganze Ambiente an Tabak erinnerte, war auch hier das Rauchen streng verboten.

Die Lobby im Tobacco Company Restaurant in Richmond

Virginia ist als Reiseland unglaublich vielfältig: Nach lebhaften Atlantikstränden, romantischen Fischerorten, gespenstischen Zypressensümpfen und lebendiger Historie wollen wir am Montag auch noch auf „Bärenjagd“ gehen – mit der Kamera versteht sich. Unser nächstes Ziel ist der Shenandoah Nationalpark, wo es angeblich über 500 Schwarzbären geben soll. Etwaig aufkommende Befürchtungen haben wir schnell wieder beiseite geschobenen, weil wir (erstens) bei unseren „Bärenjagden“ bislang nicht sonderlich erfolgreich waren – zum Beispiel in den Rocky Mountains vor vier Jahren – und (zweitens) die Autoren des Reiseführers Ostküste USA uns wie folgt beruhigten:

„Das National Center for Health Statistics listet in seinen neuen Untersuchungen auf, dass für jede Person, die in Nordamerika von einem Bären getötet wird (dabei sind die Grizzlybären und die Polarbären eingeschlossen), 60 Menschen durch Haushunde sterben, 24 gehen an Schlangenbissen zugrunde, 180 lassen durch Wespen ihr Leben und 350 werden vom Blitz erschlagen.“ Na, also.

11. Shenandoah Nationalpark/Virginia

Shenandoah Nationalpark

29./30. August 2016 | Wir haben’s wieder nicht geschafft: Angeblich sollen sich mehr als 500 Schwarzbären im Shenandoah Nationalpark „tummeln“ – nur vor unserer Kamera leider nicht. Trotzdem hat sich der Ausflug in dieses Naturrefugium unweit von Washington mehr als gelohnt. Im 18. Reisetagebucheintrag berichten wir außerdem von unserem Besuch auf dem Anwesen des 3. US-Präsidenten Thomas Jefferson.

Horst ist ganz schön geschafft nach "Eroberung" des Bear Countrys

Leute wir sind wieder da – und nicht wie schon einige treue Leser unserer Tagebucheinträge befürchtet haben, bei der „Bärenjagd“ im Shenandoah Nationalpark „irgendwie abhanden gekommen“. Nein, die Internet-Versorgung in der Big Meadows Lodge, wo wir die Nacht von Montag auf Dienstag in einer gemütlichen Holzhütte verbrachten, war so schlecht, dass an einen Blogpost einfach nicht zu denken war. Statt für das Reisetagebuch zu schreiben, genossen wir am Montag lieber den herrlichen Sonnenuntergang über Shenandoah (was aus der Sprache der hier ehemals lebenden indianischen Ureinwohner stammt und „Häuptling“ bedeutet).

Unsere Hütte im Shenandoah Nationalpark

„Häuptling“ unter den Tieren ist in dem nur anderthalb Autostunden von Washington DC entfernt gelegenen Naturrefugium der Schwarzbär. Aus diesem Grund wird der Shenandoah Nationalpark auch „Bear Country“ genannt. Angeblich sollen an beiden Seiten des 170 Kilometer langen Skyline Drive, der auf dem Kamm des bis zu 1.200 Meter hohen Mittelgebirges verläuft, mindestens 500 Schwarzbären leben. Uns sind die – angeblich harmlosen – Teddys am Montag und Dienstag jedenfalls aus dem Weg gegangen. Dafür trauten wir unseren Augen nicht, als wir kurz nach Einfahrt in den Park am südlichen Ende eine Klapperschlange mitten auf der Straße entdeckten. Aus sicherer Entfernung waren an dem leblos wirkenden Tier keine äußerlichen Verletzungen zu erkennen. Auf eine genauere Untersuchung haben wir aber besser verzichtet.

Vermutlich tote Klapperschlange auf dem Skyline Drive im Shenandoah Nationalpark

Das zweite „wilde Tier“ sahen wir am Dienstag während einer kurzen Wanderung auf einem der gut gekennzeichneten Wege, die hier „Trails“ genannt werden. Auf halber Höhe eines Baumes hatte es sich ein Eichhörnchen bequem gemacht und ließ sich auch von uns eifrig fotografierenden Menschen beim Mittagessen überhaupt nicht stören.

Ein Eichhörnchen auf einem Baum bei der Nahrungsaufnahme

Nun gut, da es mit unserer „Groß-Wildsafari“ mal wieder nicht so recht klappen wollte, haben wir uns auf die wundervolle Landschaft links und rechts des Skyline Drives konzentriert. Insgesamt gibt es auf der Strecke mehr als 50 gekennzeichnete „Outlooks“, die abwechselnd weite Ausblicke auf beide Seiten des Gebirgszuges freigeben.

Die George Washington-StAussicht von einem der mehr als 50 „Outlooks“ entlang des Skyline Drives im Shenandoah Nationalpark

Dazu werden Wanderwege in unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgraden angeboten. Wegen der auch hier oben noch herrschenden Hitze von 30 Grad und mehr entschieden wir uns für drei kürzere Touren. Ein Trail führte uns zu den Dark Hollow Falls. Obwohl dieser Weg als der populärste Wanderweg im gesamten Shenandoah Nationalpark gilt, waren neben uns am Dienstagvormittag höchstens ein Dutzend weiterer Ausflügler unterwegs. Jetzt, Ende August ist hier Nebensaison. Der große Ansturm beginnt wieder ab Mitte September, wenn die Temperaturen sinken und die Blätter auf den Bäumen bunt werden.

Fotopause an den Dark Hollow Falls. Das Foto machte ein Tourist aus Perth in Australien

Bevor wir am Montag in den Shenandoah Nationalpark fuhren, haben wir Monticello, das prachtvolle Anwesen des 3. US-Präsidenten Thomas Jefferson (1801-1809) besucht. Die Gegend um die Kleinstadt Charlottesville erinnert sofort an die Toskana. In Italien ließ sich Jefferson auch bei der Planung für sein Haupthaus und die Gartenanlagen als Kern der auf einem Hügel gelegenen Plantagenanlage inspirieren.

Das Haus von Thomas Jefferson auf Monticello in der Nähe von Charlottesville in Virginia

Thomas Jefferson, der in der Nähe von Charlottesville geboren wurde und 83jährig auf seinem Anwesen Monticello verstarb, hat in Virginia eine herausragende Bedeutung unter den historischen Persönlichkeiten – weit vor George Washington. Jefferson gilt als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten und als treibende Kraft bei der Unabhängigkeitserklärung. Darüber hinaus war er in seiner Zeit ein technisches Universalgenie und führender Gelehrter. Im Jahr 1819 Uhr gründete Jefferson in Charlottesville die University of Virginia an der heute mehr als 20.000 Studenten unterrichtet werden. 

Sonnenuntergang über der Big Meadows Lodge im Shenondoah Nationalpark

12. Washington, D.C.

Wiedervereinigung am Potomac River

29./30. August 2016 | Inzwischen haben wir mit Washington, D.C. die letzte Station unserer wundervollen Ferienreise erreicht. In den verbleibenden drei Urlaubstagen gehört Julia wieder zum „Team“. In der 19. Folge unseres Reisetagebuchs stellen wir euch auch den „angesagtesten Italiener“ und ein Luxushotel zum Schnäppchenpreis in der US-Hauptstadt vor.

Julia, Inge und Horst in Washington am Potomac River

Als wir am Mittwochabend in der bunt angeleuchteten Gartenanlage unseres Hotels unzählige Fotos mit uns selbst machten, war es fast so wie auf früheren USA-Reisen: Mutter, Vater und Tochter genossen gemeinsam den Ausklang eines herrlichen Urlaubstages, der für Julia gleichzeitig auch der letzte Arbeitstag ihres Praktikums bei der Deutschen Welle in Washington war. Zum Abschluss trafen wir uns mit alten Bekannten und neuen Freunden im Ristorante Filomena, dem „angesagtesten Italiener“ in Washingtons Flanierviertel Georgetown am Potomac River.

Julia und Horst im Garten des Omni Shoreham Hotels in Washington, D.C.

Zu den prominenten Gästen dieses „Nobel-Italieners“, vor dem sich allabendlich Menschentrauben bilden, um noch einen Platz zu ergattern, gehörten bereits die früheren US-Präsidenten George W. Bush und Bill Clinton sowie dessen Gattin Hillary, die im November selbst Amerikas Präsidentin werden will. Auch Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl soll bei seinen Visiten in Washington regelmäßig im Filomena gespeist haben. Wir hatten das Vergnügen, die ausschließlich selbst gemachte Pasta mit Seafood und anderen Leckereien zu probieren, weil unsere neue Freundin Kim schon vor Wochen einen Tisch für diesen Abend reserviert hatte. 

Abendessen mit alten Bekannten und neuen Freunden im Filomena Ristorante

Es überrascht nicht, dass die Rechnung im Filomena nicht „ohne“ war. Insofern war’s ein Glück, dass Julia für uns mit dem Omni Shoreham Hotel eine geradezu luxuriöse Unterkunft zum wahren Schnäppchenpreis gefunden hatte. Tatsächlich zahlen wir für unser etwa 35 Quadratmeter großes Zimmer im feinsten Ambiente weniger, als wir sonst in einem einfachen Motel am Stadtrand von Washington berappen müssten: Knapp 100 US-Dollar pro Nacht.

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Auf diesem Bild ist nur ein Ausschnitt unseres riesigen Hotelzimmers im Omni Shoreham Hotel zu sehen

Dabei wirkt der riesige Komplex mit seinen 834 Zimmern in unmittelbarer Nähe des Rock Creek Naturparks auf den ersten Blick schon fast wie ein Plattenbau. Die ganze Pracht des 1930 erbauten Luxushotels zeigt sich erst beim Betreten der riesigen Halle mit zwei Seitenflügeln, angrenzend ausgedehnten Gartenanlagen und einem ungewöhnlich großen Swimmingpool.

Horst in der Halle des Omni Hotels

Die „Histörchen“ um diesen „Luxusschuppen“ sind facettenreich: 1933 fand hier der Ball zur Amtseinführung von US-Präsident Franklin D. Roosevelt statt und als sechs Jahrzehnte später Bill Clinton ins Weiße Haus einzog, spielte er vor Freude Saxofon im Ballsaal des Omni Shoreham Hotels. Zwischendurch – im Jahr 1964 – wohnten hier die Beatles bei ihrer ersten US-Tournee und belegten gleich die gesamte 7. Etage. In einem dieser Zimmer sitzen wir heute Abend und schreiben den 19. Eintrag in unser Tagebuch. Das wird wohl aber nicht in die Annalen des Hotels eingehen.

Déjà-vu in Washington

1. September 2016 | Familien-Fotos vor dem United States Capitol oder Julias Auftritt als „White House Correspondent“ im Newseum: Am Donnerstag erinnerten wir uns gern an unseren ersten gemeinsamen Besuch in der US-Hauptstadt vor sieben Jahren. 

Inge, Julia und Horst vor dem Capitol

Als wir Anfang September 2009 zum ersten Mal gemeinsam nach Washington, D.C. kamen, war Barack Obama noch neu im Amt des Präsidenten. Jetzt spricht hier kaum noch jemand über den damaligen Hoffnungsträger im Weißen Haus. Amerikas Medien kennen zurzeit nur noch ein Thema: Wird Donald Trump tatsächlich nächster Präsident des mächtigsten Landes der Welt?

Im Newseum gibt’s interaktive Medienanalysen zum US-Wahlkampf

Dass die Berichterstattung über den umstrittenen Kandidaten vor allem in den großen TV-Networks wesentlich umfangreicher ist als über dessen Gegenkandidatin Hillary Clinton, lässt sich anhand von optisch bestens aufbereiteten interaktiv bedienbaren Statistiken im Newseum schnell nachvollziehen. Ergänzend erklärt uns John, ein ehemaliger Lehrer, der in dem Washingtoner Medien-Museum als Tour Guide arbeitet, dass Hillary einfach zu langweilig sei, um häufiger als bislang ganz vorn in den News „aufzutauchen“.

Inge im Gespräch mit John, einem der hoch motivierten Tour Guides im Newseum

Man muss nicht – so wie wir – beruflich mit Journalismus und Medien zu tun haben, um vom Newseum in Washington fasziniert zu sein. Auf insgesamt sieben Etagen wird die Entstehung der Medien anschaulich dokumentiert. Anhand von Originaldokumenten und Filmausschnitten wird die Berichterstattung über besondere Ereignisse eindrucksvoll dargestellt – zum Beispiel der Fall der Berliner Mauer oder die furchtbaren Terroranschläge vom 11. September 2001. In Galerien wird der Journalisten gedacht, die ihr Leben bei der Ausübung ihres Berufes verloren: Der wahrhaftigen Berichterstattung vom Ort des Geschehens.

Blick in die Halle des Newseum in Washington

Das Newseum bietet aber auch jede Menge Unterhaltung: 4-D-Movie (das am Donnerstag leider geschlossen war), interaktive Games, in denen Nachrichten im Mittelpunkt stehen oder die Möglichkeit, sich als Reporter in einer Fernsehkulisse auszuprobieren. Bereits vor sieben Jahren hatte sich Julia an dieser Stelle schon einmal als „Junior White House Correspondent“ gemeldet – am Donnerstag gab’s ein „Remake“, diesmal allerdings als „Capitol Hill Correspondent“. Allerdings können die so produzierten kurzen Videos heutzutage nicht mehr im Anschluss von der Plattform des Newseum heruntergeladen werden. Schade.

Julia diesmal als „Capitol Hill-Correspondent“ | Screenshot von einem Video-Display im Newseum

Vom Balkon des Newseums in der sechsten Etage hat man übrigens einen der besten Ausblicke in Washington auf das United States Capitol. Auch hier erinnerten wir uns an die vielen Fotos, die wir an dieser Stelle bereits vor sieben Jahren machten. Die anschließende Besichtigung des US-Kongresses war am Donnerstag wegen der zurzeit laufenden Renovierungsarbeiten in der berühmten Kuppel leider nur unvollständig. Die kostenlose Führung, zu der wir uns im Internet am Abend zuvor angemeldet hatten, berücksichtigte lediglich die Krypta mit 13 Marmor- und Bronzestatuen, den historischen Raum des US-Senats sowie das Museum im Untergeschoss, in dem uns anhand von Modellen die Entstehungsphasen des Capitols erläutert wurden.

Das Capitol vom Newseum aus fotografiert

Als wir vom Capitol Hill hinüber zur Union Station, dem prachtvollen Hauptbahnhof der US-Hauptstadt schlenderten, hatten wir noch ein Déjà-vu in Washington: Es fing an zu regnen – genauso wie vor sieben Jahren bei unserem ersten Besuch. Macht nichts – am Freitag soll’s nochmal richtig schön werden, wenn wir das Weiße Haus, Lincoln Memorial und weitere Attraktionen von Washington zum Abschluss unserer Reise besuchen wollen.

The White House is really white

2. September 2016 | Das war ein großartiges Finale unseres diesjährigen Urlaubs in den USA: Am Freitag waren wir auf der National Mall in Washington unterwegs, haben White House, Lincoln Memorial und das National Monument bestaunt. Am letzten Abend waren wir dann auch noch zu einem Farewell Dinner bei Conrad und Christina Tribble eingeladen.

Das Weiße Haus soll angeblich das am häufigsten fotografierte Gebäude der Welt sein

Besser kann man sich den Abschluss einer Ferienreise kaum wünschen: Am Freitagabend waren wir in Washington bei Conrad Tribble und seiner Frau Christina zum Abendessen eingeladen. Den früheren Generalkonsul der Vereinigten Staaten in München (2009-2012) hatte Inge vor einigen Jahren bei einer Abendveranstaltung am Rande der re:publica in Berlin kennengelernt. Daraus hat sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft entwickelt, obwohl Conrad nach München als stellvertretender Gesandter der USA auf Kuba eingesetzt war.

Nach dem Farewell-Dinner: Christina und Conrad Tribble mit Inge und Julia

Heute ist Conrad Tribble stellvertretender Staatssekretär im US-Außenministerium und persönlich ein unglaublich netter „Kerl“, mit dem ein Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Christina Tribble ist ebenfalls im diplomatischen Dienst der Vereinigten Staaten tätig. Zum Abendessen gemeinsam mit ihren beiden Jungs gab’s ausgezeichnete Pasta mit Seafood, Salat und am Ende auch noch selbst gebackenen Kuchen mit viel Eis. Wir überlegen jetzt schon, mit welchen typischen hanseatischen Gerichten wir uns bei den Tribbles bei dem fest verabredeten Gegenbesuch in Hamburg „revanchieren“ können.

Zum privaten Haushalt der Familie Tribble gehören auch zwei zahme Ratten

Die Feststellung, dass „The White House really white“ ist, haben wir einem Tour Guide zu verdanken, der einer Reisegruppe mögliche Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Sitz des US-Präsidenten und dem United States Capitol, Tagungsort des US-Senats und des Repräsentantenhauses, zu erklären versuchte. Tatsächlich wirkt das Capitol im Gegensatz zum Weißen Haus schon fast cremefarbig.

 

Die Kuppel des Capitols in Washington, D.C. vom Lincoln Memorial aus fotografiert

Unsere persönliche „Fremdenführerin“ war am Freitag Julia, die zuvor schließlich schon fünf Wochen in Washington als Praktikantin bei der Deutschen Welle verbracht hat und sich inzwischen in der US-Hauptstadt bestens auskennt. Bei angenehmen Temperaturen und fast makellosem Sonnenschein führte uns unsere Tochter auf die National Mall, einen fast fünf Kilometer langen, jedoch schmalen Streifen parallel zum Potomac River, an dem neben neun Smithsonian Museen (mit freiem Eintritt) die wichtigsten Statuen und Denkmäler der Stadt stehen.

Das Lincoln Memorial mit dem Reflecting Pool und einer Bewohnerin des riesigen Wasserbeckens
Horst und Julia vor der Abraham Lincoln-Statue im gleichnamigen Memorial
Horst und Julia vor der Abraham Lincoln-Statue im gleichnamigen Memorial
Das etwas abseits gelegene Thomas Jefferson Memorial haben wir nur aus der Ferne gesehen und fotografiert

Am Ende waren wir einfach zu fußlahm, um auch noch den Weg um das Tidal Basin herum zum Thomas Jefferson Memorial auf uns zu nehmen. Also haben wir die Gedenkstätte an den dritten US-Präsidenten nur aus der Ferne fotografiert. Unsere „Grundausbildung“ über das Universalgenie und einen der Gründungsväter der Vereinigten Staaten hatten wir während unserer Besuche des State Capitol von Virginia in Richmond und auf Monticello, Jeffersons Anwesen bei Charlottesville bereits erhalten.

Das Capitol vom Newseum aus fotografiert

Außerdem ist die Nachholung der Besichtigung des Thomas Jefferson Memorials ein guter Grund um zurückzukehren nach Washington, D.C., der Stadt die nicht zuletzt wegen der alten und neuen Freunde, die wir hier getroffen haben, einen besonders hohen Stellenwert in unseren ewigen Reiseerinnerungen erlangt hat.

Das war der letzte Tagebucheintrag zu unserer Ferienreise unter dem Motto „Washington, New York und Meer“. Wir danken unseren Lesern für das Interesse an unseren Berichten und unserem Schicksal dafür, dass wir – gesund und munter – uns so eine schöne Reise leisten konnten.