Neuwerk: Hamburgs Außenposten im Wattenmeer

Einer der schönsten Ausflüge von Hamburg aus führt nach Neuwerk. Die Insel ist Zentrum des am Rande der Elbmündung vor Cuxhaven gelegenen Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer. Neuwerk erreicht ihr bei einer Wattwanderung, auf einem Pferdewagen oder an Bord eines Fahrgastschiffes ab Cuxhaven. Weil das Ziel umwerfend schön – die Organisation des Ausflugs jedoch gar nicht so einfach ist, solltet ihr diesen Beitrag unbedingt lesen, wenn ihr Hamburgs Außenposten im Wattenmeer besuchen wollt.

Steckbrief: Neuwerk

Hamburger Stadtteil in der Nordsee vor der Elbmündung, bestehend aus den Inseln Neuwerk (bewohnt) sowie Scharhörn und Nigehörn, beide unbewohnt  

Gehöft auf der Insel Neuwerk
  • Allgemeines zur Insel Neuwerk: Zentrum des 1990 gegründeten Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer
  • Größe/Bevölkerung: Fläche 3,3 km² kleines Eiland, max. Ausdehnungen 2,1 x 1,9 km; ca. 35 Einwohner
  • Lage: Zwischen Außenelbe und Nordsee (Helgoländer Bucht), 12 km bis Cuxhaven, 107 km bis Hamburg (Luftlinien)  
  • Geschichte/Status: Seit Beginn des 14. Jh. gehört Neuwerk mit einigen Unterbrechungen zu Hamburg; heute Stadtteil des Bezirks Hamburg-Mitte
  • Sehenswert: Leuchtturm, Inselbebauung, Wattenmeer, Vögel,  Schiffsverkehr 
  • Unterkunft/Gastronomie: Übernachtungen in 6 Gasthöfen und Pensionen sowie Ferienwohnungen; mehrere Gasthöfe mit guter Küche (Fisch!) 
  • An/Rückreise: Bahn oder Auto bis Cuxhaven;  Wattwanderungen und Wattwagenfahrten ab Cuxhaven-Sahlenburg oder Cuxhaven-Duhnen,  Ausflugsschiff Flipper ab/bis Cuxhaven „Alte Liebe“

ÖPNV: Hamburgs Bahnen, Busse und Schiffe. Wie ihr einfach und günstig die Hansestadt erkundet, erkläre ich euch in diesem Beitrag  

Hamburg macht die Schotten weit auf – was ihr in der Hansestadt zurzeit unternehmen könnt, steht in diesem Beitrag  

Neuwerk - Hamburg im Meer
107 km von Hamburg entfernt
Neuwerk gehört zu Hamburg

Wer sich an einem schönen Sommermorgen in Hamburg spontan entscheidet, schnell mal die Insel Neuwerk zu besuchen, ist garantiert zu spät dran. Das nur 3,2 km2 kleine Eiland gehört zwar offiziell – wie beispielsweise auch der Stadtteil St. Pauli – zum Hamburger Bezirk Mitte. Allerdings liegt die Insel 107 km Luftlinie von den Landungsbrücken entfernt. Mit Wattwanderung oder Wattwagenfahrt kann man schon mal vier bis fünf Stunden einplanen, bevor man die Insel von Hamburg aus überhaupt erreicht. Dazu müssen die Gezeiten – also Ebbe und Flut – mit den eigenen Ausflugsplänen harmonieren, genau so wie das Wetter. Wer will schon bei Regen und Wind durch das Watt und über die kleine Insel stapfen?

Mehr als 700 Jahre hamburgisch
Der Leuchtturm von Neuwerk

Erstmals erwähnt wurde das Eiland am Rande der Elbmündung  im Jahr 900 als „Nige Ooge“, die friesische Bezeichnung für „neue Insel“. Schon im Jahr 1299 erhielten Hamburger von den Herzögen von Sachsen das Recht, hier einen Wehrturm zu errichten, um die seeseitige Zufahrt zur Hansestadt unter Kontrolle halten zu können. Von da an wurde die Insel „Nige Wark“ genannt, was übersetzt aus dem Friesischen „neues Werk“ bedeutet. Abgesehen von kürzeren Unterbrechungen blieb sie in hamburgischem Besitz und bildet heute als „Neuwerk“ zusammen mit den beiden unbewohnten Nachbarinseln Scharhörn und Nigehörn den gleichnamigen Hamburger Stadtteil. Nahezu alle der 35 heutigen Bewohner stammen aus alteingesessenen Insel-Familien.

Das Wattenmeer
Meeresgrund trifft Horizont
Romantischer Blick auf's Wattenmeer | Bild von Lars_Nissen auf Pixabay

Die zunächst mühevoll erscheinende Anreise von Hamburg aus wird spätestens im Wattenmeer durch einzigartige Naturerlebnisse fürstlich belohnt. Hier an der Nordsee befindet sich das weltweit größte Ökosystem seiner Art. Das Watt – wie das im Jahr 2009 zum Weltnaturerbe der UNESCO erhobene Wattenmeer häufig verkürzt genannt wird – erstreckt sich insgesamt über eine Länge von ungefähr 450 Kilometern von der niederländischen Stadt Den Helder im Westen entlang der gesamten deutschen Nordseeküste bis zum nördlich gelegenen Esbjerg in Dänemark. Bei einer Ausdehnung von bis zu 40 Kilometer in das Meer hinein trifft hier bei Niedrigwasser der Meeresgrund auf den Horizont.

Ebbe und Flut
Inge Seibel im Wattenmeer

Dieser weitläufige Küstenstreifen unterliegt den Gezeiten – auch Tide genannt. Hoch- und Niedrigwasser wechseln sich in einem Zeitraum von etwas mehr als sechs Stunden ab und können bei Cuxhaven einen Unterschied (auch „Tidenhub“ genannt) von bis zu 3,40 Meter ausmachen. Dabei werden das auflaufende Wasser als Flut – und das ablaufende Wasser als Ebbe bezeichnet. Während der Ebbe wird der als Watt bezeichnete Meeresboden im Küstenraum weitgehend trocken gelegt. Bei Wanderungen durch das Watt kann man zumindest einen Teil der vielfältigen Flora und Fauna in dem größten europäischen Feuchtgebiet aus nächster Nähe beobachten. Das sind vor allem Algen, Krebstiere und Plankton. Im Wattgebiet der Nordsee wurden zudem etwa 60 Vogelarten, 50 Fischarten und drei Arten von Meeressäugern nachgewiesen.

Seehunde, Robben und Wale
Seehunde im Naturschutzgebiet | Bild von Klaus Stebani auf Pixabay

Bekannteste Spezies im Wattenmeer sind die Seehunde. Deren Bestand konnte durch Schutzmaßnahmen wie der Gründung des Wattenmeer Nationalparks von Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen von etwa 1.500 Mitte der 1970er Jahre auf inzwischen 10.000 Tiere erhöht werden. Auch der Bestand an  Kegelrobben hat sich deutlich erhöht. An der gesamten Nordseeküste soll es im Juni 2020 mehr als 7.600 geben – damit 30% mehr als im Vorjahr. Die häufig als „große Brüder/Schwestern“ des Seehunds bezeichneten Säuger gelten auch als die größten frei lebenden Raubtiere Deutschlands. Männliche Exemplare können eine Länge von 2,30 Meter erreichen und dabei bis zu 330 Kilogramm schwer werden. In den Küstengewässern vor Sylt bis zur Elbmündung halten sich ganzjährig Schweinswale auf, die das Gebiet als Nahrungs-, Kalbungs- und Aufzuchtgebiet nutzten.

Durch das Watt nach Neuwerk
Auf dem Wattwagen in Richtung Neuwerk

Wer eine Wanderung – oder Wattwagenfahrt – vom Strand in Cuxhaven zur Insel Neuwerk unternimmt, wird vermutlich nicht diesen Meeressäugern begegnen. Dafür führt der Weg entlang unzähliger Kieselalgen, kleinster Krebse sowie vielen Muscheln, Schnecken und Würmern durch das Schlick- Misch- und Sandwatt. Zwischendurch müssen Priele durchquert werden. In diesen bei Niedrigwasser höchstens noch als Rinnsale erkennbaren flussartigen Vertiefungen kehrt bei aufkommender Flut die See zuerst zurück in das Wattenmeer. Barfußlaufen ist hier nicht ratsam, weil es einfach zu viele harte Muschelschalen gibt, an denen ihr euch die Füße aufreißen könntet. Insofern sind für Wattwanderer Turn- oder Wattschuhe unbedingt notwendig, um heil in Neuwerk anzukommen.

Planung des Neuwerk-Ausflugs
Zuerst ein Tag - später mehr
Pferdekoppel auf Neuwerk

Grundsätzlich kann man auf Neuwerk ein paar Tage freimachen und bei dieser Gelegenheit den Alltagsstress hinter sich lassen, ohne in übliche Urlaubszwänge zu geraten. Ihr müsst aber wissen, dass es hier keine angesagten Clubs und keine Sterne-Restaurants gibt. Dafür bieten die Gastronomen auf der kleinen Insel eine schmackhafte  typische Küche in der Fisch eine herausragende Rolle spielt. Dazu gibt’s norddeutsche Gastfreundschaft, die gelegentlich etwas spröde wirkt, dafür um so herzlicher gemeint ist. Fisch, Freundlichkeit und vor allem die großartigen Naturerlebnisse, die schon auf dem Hinweg im Watt beginnen, solltet ihr am besten bei einem Tagesausflug testen. Den solltet ihr unbedingt vorab gründlich planen, damit euer Ausflug nach Neuwerk auch wirklich zum erhofften Erlebnis wird.

Neuwerk ist nicht immer erreichbar
Bei Regen macht das Wattwagenfahren nicht wirklich Spaß

Neuwerk ist nur zu erreichen, wenn das die Gezeiten – auch Tide genannt – zulassen. Flaches Wasser – Ebbe – ist erforderlich, um zu Fuß oder mit dem von Pferden gezogenen Wattwagen auf die Insel zu kommen. Das Seebäderschiff MS Flipper benötigt trotz des geringen Tiefgangs möglichst viel Wasser (Flut), um zwischen Cuxhaven und der Insel Neuwerk verkehren zu können. Aus diesem Grund ändern sich die Abfahrtzeiten nahezu täglich. Ihr solltet den Termin so wählen, dass ihr spätestens um 12.00 Uhr zu Fuß oder um 13.00 Uhr mit dem Wattwagen in Cuxhaven (Sahlenburg oder Duhnen) starten könnt. | Links: Erklärvideo zu  Ebbe und Flut bei YouTube | Fahrpläne und Wattzeiten im Prospekt der Reederei Cassen Eils (PDF) 

Wetter: Es sollte schön sein

Ein Ausflug nach Neuwerk macht wenig Sinn, wenn ihr schon von vornherein mit schlechtem Wetter rechnen müsst. Der häufig verwendete Spruch: „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung“ erweist sich spätestens dann als blanker Unsinn, wenn man stundenlang Regenschauer verbunden mit starken Winden abbekommen hat. Bei Planung bzw. Vorbereitung eures Ausflugs solltet ihr deswegen regelmäßig die Vorhersage für Cuxhaven und Neuwerk beobachten. So habt ihr zumindest einen guten Anhaltspunkt, ob es sich lohnt, an dem geplanten Tag in Richtung Neuwerk aufzubrechen. Neben Hinweisen zu Sonnenschein bzw. Regenschauern solltet ihr auch die voraussichtlichen Temperaturen und die Windvorhersagen beachten. Notfalls verschiebt eure Tour auf einen späteren Termin.

Drei Wege führen nach Neuwerk

Grundsätzlich stehen euch drei Varianten zur Verfügung, um auf die Insel Neuwerk zu gelangen:  a) Wattwanderung von Cuxhaven-Sahlenburg oder Cuxhaven-Duhnen nach Neuwerk und Rückfahrt mit dem Seebäderschiff MS Flipper nach Cuxhaven „Alte Liebe“. | b) Hinfahrt mit einem von Pferden gezogenen Wattwagen von Cuxhaven-Sahlenburg oder Cuxhaven-Duhnen und Rückfahrt mit dem Seebäderschiff. | c) Hin- und Rückfahrt mit dem Seebäderschiff MS Flipper von und bis zur „Alten Liebe“. Von dieser Variante rate ich euch deswegen ab, weil sie unter Berücksichtigung der Gezeiten ohnehin nur an wenigen Tagen zur Verfügung steht und ihr kaum etwas vom Wattenmeer mitbekommt. Merke: Bei eurem Ausflug nach Neuwerk ist der Weg durch das Watt bereits ein großer Teil des Zieles.

An- und Rückreise nach/von Neuwerk
Nach Cuxhaven mit Bahn oder Auto
"Alte Liebe" ist der touristische Mittelpunkt von Cuxhaven

Mit Regionalzügen der Bahn dauert die Fahrt vom Hamburger Hauptbahnhof bis Cuxhaven zwischen 1:45 und 2 Stunden. An den Wochenenden – sowie in den niedersächsischen Sommerferien (16. Juli bis 26. August) an allen Tagen – lohnt das Niedersachsenticket der DB, das 23 Euro kostet. Dabei können bis zu vier Personen für jeweils weitere 5 Euro mitreisen.
Länger als mit dem Zug dauert die Fahrt mit dem Auto von Hamburg aus. Ihr müsst mindestens 2 ½ Stunden einplanen, um über Bremen und Bremerhaven auf den Autobahnen A1 und A27 die 215 km bis Cuxhaven zurückzulegen. Kurzer und schöner, manchmal aber auch „nerviger“ ist die Fahrt über die B73 durch das Alte Land, wofür ihr etwa dieselbe Zeit benötigt.

Ausgangspunkte für Neuwerk

Hinweis: Bitte beachtet auch den nachfolgenden Auszug aus Google Maps, wo die Ausgangspunkte markiert und kurz beschrieben sind.

Wattwagen in Cuxhaven-Sahlenburg

Ausgangspunkte für die Wattwanderung und die Fahrt mit dem Wattwagen sind die Strände in Cuxhaven-Sahlenburg (A) und Cuxhaven-Duhnen (B). Bei geführten Wanderungen und Wattwagenfahrten werden die Ausgangspunkte meistens alternativ und nicht parallel angeboten. Wenn ihr mit dem Pkw kommt, findet ihr in der Nähe beider Ausgangspunkte gebührenpflichtige Parkplätze. Mit dem Bus erreicht ihr Sahlenburg vom Cuxhavener Bahnhof/ZOB (C) mit der Linie 1002 in gut 30 Minuten. Die Busse verkehren etwa stündlich. Nach Duhnen fährt die Buslinie 1007 in gut 20 Minuten, ebenfalls stündlich. Der Fahrpreis beträgt für beide Strecken jeweils 2,70 € . Die Tickets könnt ihr beim Fahrer kaufen. Zum Anleger des MS Flipper an der „Alten Liebe“ (D) beträgt der Fußweg vom Bahnhof gut 1 km. Falls ihr mit dem Auto kommt, steht der kostenpflichtige Großraumparkplatz „Am Alten Hafen“ zur Verfügung

Hinweis: Durch Aufruf der  Rubrik „Ausgangspunkte für Neuwerk bei Google Maps“ mit der Umschalttaste werden von Google auch Daten über die Nutzung der Kartenfunktionen durch Besucher erhoben, verarbeitet und genutzt. Weitere Hinweise finden Sie in der Datenschutzerklärung.

Rückfahrt rechtzeitig buchen
MS Flipper auf der Rückfahrt nach Cuxhaven Alte Liebe

Vom Schiffsanleger auf der Insel Neuwerk zur „Alten Liebe“ in Cuxhaven verkehrt in der Regel einmal pro Tag das Seebäderschiff MS Flipper. Auch hier richten sich die Fahrzeiten nach der Tide. Da die Plätze auf dem Schiff begrenzt sind, solltet ihr unbedingt schon vor Abfahrt nach Cuxhaven – im Sommer sogar mehrere Tage im voraus – die benötigten Plätze buchen. Die einfache Fahrt kostet für Erwachsene 25 Euro. Weitere Tarife, Informationen und Kontaktdaten für Reservierungen findet ihr auf der Website der Reederei Cassen Eils. Nach der Schiffsankunft in Cuxhaven fahren Sonderbusse zu den Parkplätzen in Sahlenburg und Duhnen. Tickets für diese Busfahrten werden an Bord des Schiffes verkauft.

Wattwandern und Wattwagen
Ausrüstung für Wattwanderungen
Schuhe sind wichtig | Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Schuhwerk: Ihr könnt unmöglich Barfuß oder mit dünnen Schuhen zur Wattwanderung aufbrechen, weil ihr euch unweigerlich Schnittverletzungen an den scharfen Muschelschalen und Austern auf dem Wattgrund zuziehen würdet. Erfahrene Wattwanderer raten deswegen zu (alten) festen Turnschuhen mit Socken, Neopren-Füßlingen oder Outdoorsandalen – jedoch nicht zu Gummistiefeln, weil bei tieferen Priel-Querungen Wasser über den Schaft eintreten könnte. Außerdem erweist es sich häufig als sehr schwierig, so lange Strecken in den ungewohnten Stiefeln, dazu auch noch auf nassem glitschigen Grund zu überwinden.

Sonnen- und Regenschutz: Ihr solltet euch nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei trübem Wetter wegen der UV-Strahlen gründlich mit Sonnencreme einschmieren. Im Watt kann man sich ganz schnell üble Verbrennungen zuziehen, die das Weiterlaufen zur Tortur machen würden. Umgekehrt solltet ihr auch bei schönem Wetter eine wasser- und windfeste Jacke und je nach angekündigten Temperaturen auch einen Pullover dabei haben. Festsitzende Kopfbedeckungen sind im Wattenmeer ohnehin obligatorisch – bei Sonne und bei Regen. Nehmt auch einen  möglichst wasserdichten Rucksack mit. 

Essen und Trinken: Weil’s im Wattenmeer nach Neuwerk naturgemäß keine Imbissbuden oder Verpflegungsstände gibt, solltet ihr ausreichend Trinkwasser und Kleinigkeiten zum Essen – wie Obst und Müsli-Riegel – mit auf die Wanderung nehmen. Auf Alkohol solltet ihr  dagegen im Watt grundsätzlich verzichten. | Notruf: Ihr solltet unbedingt ein mobiles Telefon mit ins Watt nehmen. Die Notrufnummern sind 112 und 110. Die Berufsfeuerwehr  Cuxhaven hat ein spezielles Team „Wattrettung“. Dort werden die Einsätze koordiniert und alle weiteren Bereiche (DLRG, Wasserschutzpolizei, etc.) informiert, sollten weitere Retter benötigt werden.

Geführte Wattwanderungen
Geführte Wattwanderungen für "Anfänger" im Watt

Eine Wanderung durch das Wattenmeer von den Stränden in Sahlenburg (10 km, ca. 3 Stunden) oder Duhnen (12 km, ca. 3 ½ Stunden) solltet ihr grundsätzlich nur unternehmen, wenn ihr gesundheitlich „auf der Höhe“ seid. Falls Ihr noch keine Erfahrungen mit Wattwandern habt, ist es wirklich ratsam, sich einer geführten Tour anzuschließen, die ihr im Voraus reservieren müsst. Einer der Anbieter ist Wattwandern Neuwerk. Die Wattwanderung beinhaltet auch eine Inselführung auf Neuwerk und kostet 18 € pro Erwachsener. Weitere Anbieter findet ihr auf der Website von der Cuxhaven Touristinformation.

Auf eigene Faust durch das Watt
Barfuß im Watt "geht" hier bei Neuwerk gar nicht

Wenn ihr schon Erfahrungen habt, könnt ihr auch auf eigene Faust durch das Watt wandern. Nachfolgend habe ich einige Empfehlungen und Vorgaben zusammengestellt, die ihr unbedingt berücksichtigen solltet. Weitere Informationen sowie die Wattwanderzeiten für das Jahr 2020 findet ihr in dem Prospekt „Wattwandern in das Weltnaturerbe 2020“, den ihr als PDF-Datei von der offiziellen Website des Nordseeheilbads Cuxhaven herunterladen könnt. 

Es ist überhaupt keine gute Idee – und sogar verbotengeführten Wattwandergruppen einfach mit einigem Abstand zu folgen. Diese von erfahrenen Wattführer*innen begleiteten Wanderungen folgen nicht ausschließlich den öffentlichen Prickenwegen, sondern führen teilweise durch tiefen Schlick, der äußerst gefährlich werden kann. Damit ihr nicht „in Teufels-Küche“ kommt, wählt für ungeführte Wattwanderungen nach Neuwerk ausschließlich den gekennzeichneten Weg, auf dem auch die von Pferden oder Traktoren gezogenen Wattwagen unterwegs sind.    

Ihr dürft niemals bei auflaufendem Wasser eure Wattwanderung beginnen; der günstigste Zeitpunkt für den Beginn liegt ca. 2 Stunden vor Niedrigwasser. Am besten orientiert ihr euch an den Zeiten, die die Anbieter von geführten Wattwanderungen nach Neuwerk angeben – z.B. Wattwandern Neuwerk 

Informiert euch direkt vor dem Start noch einmal über die Wetterlage für die kommenden Stunden. An der Küste kann das Wetter schnell mal „umschlagen“. Dabei solltet ihr neben der allgemeinen Wetterlage vor allem auch auf die zu erwartenden Windstärken achten, die nicht über Stärke 4 liegen sollten. Ansonsten sagt eure Tour besser kurzfristig ab. Sicherheit geht immer vor.

Ihr solltet die Strecke zügig durchwandern und während der gesamten Wattwanderung auf den durch Pricken gekennzeichneten Weg bleiben. „Vertrödelt“ nicht Zeit, z.B. durch häufige Fotostops. Das kann euch genau so in Gefahr bringen wie Abweichungen vom markierten Weg.

Achtet während der Wattwanderung auf die Signalbälle. Diese werden hochgezogen, wenn das Niedrigwasser erreicht ist und das Wasser wieder aufläuft. Bei Wetterwarnungen (Gewitter, Seenebel, aufkommender Sturm etc.) werden die Signalbälle ebenfalls hochgezogen. In solchen Fällen solltet ihr möglichst eine der sieben Rettungsbaken aufsuchen, falls die Insel noch zu weit entfernt ist.

Auf der Insel angekommen, steht euch eine Fußwaschanlage zur Verfügung, die ihr ausgiebig nutzten solltet, damit sich nichts an euren Füßen festsetzt, was ihr dort nicht wirklich haben wollt.

Auf dem Wattwagen nach Neuwerk
Auf dem Wattwagen nach Neuwerk fahren ist ein tolles Erlebnis

Die gelben Wattwagen verkehren – ebenfalls abhängig von den Gezeiten – zwischen Neuwerk und den Stränden in Cuxhaven-Sahlenburg und Cuxhaven-Duhnen. Die Fahrtzeiten liegen zwischen gut einer und anderthalb Stunden. Die Wattwagenfahrt müsst ihr im voraus direkt bei einem der Anbieter buchen, die ihr auf der Website der Touristinformation Cuxhaven  findet. Ich bin bislang zweimal mit Volker Griebel unterwegs – und ausgesprochen zufrieden gewesen.  Im Regelfall könnt ihr Einzelplätze auf so einem Wattwagen buchen, auf dem meistens bis zu 20 Personen befördert werden. 

Das Problem bei den Wattwagenfahrten ist, dass ihr die Plätze im Sommer schon weit im voraus reservieren müsst, noch bevor ihr Erkenntnisse über das Wetter haben könnt. Bei der Buchung solltet ihr euch deswegen gleich über die Stornierungsbedingungen informieren. Auch eine Wattwagenfahrt macht bei Wind und Regen nicht wirklich Spaß. Wenn die Sonne scheint und es dazu nicht sonderlich windet, ist so eine Fahrt mit dem hoch aufgebauten und von zwei kräftigen Pferden gezogenen gelben Wagen schon ein wunderbares Erlebnis. Der Platz vorn – neben dem Kutscher bzw. Kutscherin ist dabei schon so etwas wie ein Lottogewinn. 

Man sieht frühzeitig entgegenkommende Fuhrwerke, winkt den tapferen Wattwanderern zu und grüßt hinüber zu den Hobbyreitern, die hoch zu Ross im Wattenmeer unterwegs sind.Drüben auf Neuwerk muss nochmal richtig Schwung geholt werden, damit der Wagen samt den Gästen auch die Auffahrt auf die Insel schafft. Die Wattwagen halten dann zunächst auf einer dafür eingerichteten Ausstiegsstelle im Zentrum, das hier Turmwart heißt und fahren dann weiter zum jeweils eigenen Gehöft, wo spätestens Endstation der außergewöhnlichen Tour ist. Wenn euch die Fahrt gefallen hat, dürft ihr euch bei den Wattwagenfahrer*innen auch mit einem kleinen Trinkgeld bedanken.

Auf Neuwerk

Der Leuchtturm ist das Wahrzeichen der Insel

Geschafft. Nach der erlebnisreichen Anreise sind wir  auf Neuwerk angekommen. Meistens habt ihr bis zur Abfahrt des MS Flipper 3 bis 4 Stunden Zeit, um die Insel zu erkunden. Das ist zwar nicht allzu viel – dafür ist die Insel aber auch klein genug.  Die Runde um den Inselkern ist nur etwa knapp 5 km lang. Die Erkundungstour müsst ihr zu Fuß antreten, weil Neuwerk autofrei ist. Neben der etwa zwei bis zweieinhalbstündigen Besichtigung, solltet ihr auch noch Zeit für ein typisches Fischessen oder zumindest Kaffeetrinken mit leckerem Obstkuchen einplanen. Bei der zeitlichen Planung eueres Inselaufenthalts müsst ihr auch noch berücksichtigen, dass ihr etwa 30 Minuten vor Abfahrt des Seebäderschiffes am Anleger auf der Westseite eintreffen solltet. Also lasst uns gleich mal zu unserer kleinen Inseltour starten.

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Essen, Trinken, Übernachten

Neben den wunderbaren Naturerlebnissen hat Neuwerk auch gastronomisch einiges zu bieten. 

Leckerer Fischteller im Hus Achterndiek

 Wer  ein paar Tage bleiben will, kann zwischen komfortablen Hotel- und Pensionszimmern bis hin zu urigen Übernachtungen im Heu wählen. Für die Sommermonate  sind Buchungen allerdings schon Monate im voraus notwendig. Gastronomisch stehen naturgemäß Fischgerichte im Vordergrund. Zum Kaffee am Nachmittag gibt’s wunderbare Obstkuchen. 

  • Leuchtturm und Turmschänke (siehe 1-Google Maps)
  • Inselkaufmann Lange, Kiosk und Imbiss in der Turmwurt (siehe 2-Google Maps) 
  • Hotel Nige Hus und Restaurant Zum Anker (siehe A-Google Maps)
  • Hus achtern Diek – Hotel und Restaurant (siehe B-Google Maps)
  • Haus Seeblick – Gästehaus und Cafégarten (siehe C-Google Maps)
  • Das Alte Fischerhaus – Hotel und Restaurant (siehe D-Google Maps)
1. Leuchtturm – das Wahrzeichen
Auf der Aussichtsplattform des Leuchtturms

Der ursprünglich zu Beginn des 14. Jh. aus Holz erbaute Wehrturm musste nach einem Feuer noch im  selben Jahrhundert erneut aufgebaut werden – diesmal aus massiven Steinen. In dieser Form besteht der wuchtige Bau noch heute und ist damit das älteste Gebäude – nicht nur hier auf der Insel, sondern in ganz Hamburg. Das erste Leuchtfeuer wurde in dem 45 Meter hohen Turm dann erst im Jahr 1814 entflammt. Bei mehreren Sturmfluten wurde der Turm zum Zufluchtsort für die Inselbewohner. Heute gibt’s die Möglichkeit in dem historischen Leuchtturm in uriger Umgebung zu übernachten. Wer auf die Aussichtsplattform will, muss 152 Stufen überwinden, bekommt dafür herrliche Ausblicke auf die Insel und das Wattenmeer.

2. Turmwurt – das Zentrum
Turmwurt ist das Zentrum von Neuwerk

Der Leuchtturm sowie die angrenzenden Gebäude bilden zusammen die Turmwurt – das Zentrum der Insel. Dazu gehören das Nationalparkhaus, Schullandheim, das frühere Schulgebäude, der „Herrengarten“ mit einem kleinen Teich sowie zwei weitere Gebäude. Dieses Gebiet wird von einem eigenen Deich umgeben und liegt leicht über dem normalen Niveau des Innengrodens, wie der Inselkern auch genannt wird. Hier hat auch Inselkaufmann Lange seinen Laden. Sein Sortiment richtet sich einschließlich des Imbiss` vor allem an die Tagesbesucher. Gleich neben der Turmwurt befindet sich der Hubschrauber-Landeplatz. Der ist allerdings nur für Notsituationen vorgesehen. Jetsetter, die ähnlich wie auf  Sylt hier einfliegen könnten, machen bislang noch einen Bogen um Neuwerk. Zum Glück.

3. Ringdeich – der Hochwasserschutz
Auf der Deichkrone lässt sich bequem die Insel umrunden

Der Inselkern mit der Turmwurt, den Wegen, seinen Höfen, Äckern, Tieren – und nicht zuletzt den Neuwerker Bewohnern wird  durch den 7 m hohen Ringdeich geschützt. Die Deichkrone könnt ihr  bestens für einen ausgedehnten Spaziergang nutzen – „Wandern“ wäre nun wirklich übertrieben formuliert. Wenn ihr entgegen des Uhrzeigersinns auf der östlichen – der Cuxhaven zugewandten Seite startet, kommt ihr zunächst am Östlichen Vorland vorbei. Das nicht beweidete Naturschutzgebiet wird von Prielen durchzogen und besteht überwiegend aus Salzwiesen. Allerdings führt ein markierter Wiesenpfad durch diesen Bereich der Insel. Vom Pfad aus könnt ihr neben Gänsen, auch Enten, Schnepfen, Austernfischer sowie Lach- und Silbermöwen beobachten.

Exkurs: Gänse – das Problem
Gänse sind zur Plage auf Neuwerk geworden

Das Bild vom reinen Paradies in der Helgoländer Bucht wird auf Neuwerk ausgerechnet von Vögeln gestört. Im Frühjahr machen hier bis zu 18.000 Ringel- und Weißwangengänse auf ihrem Weg zu den Brutgebieten weiter im Norden Rast. Sie fressen Wiesen, Felder und sogar die Deiche kahl. Dabei hinterlassen sie Unmengen von Kot. Für die Inselbewohner gehen diese vermeintlichen Raubzüge der Gänse mit erheblichen finanziellen Schäden einher, weil sie im Frühjahr ihre Kühe und Pferde im Stall behalten und mit Heu aus dem Vorjahr oder zugekauftem Futter vom Festland versorgen müssen. Da Neuwerk zum Naturschutzgebiet Hamburgisches Wattenmeer gehört, darf nichts unternommen werden, um die Gänse zumindest zu verscheuchen. 

4. Nördliches Vorland – Weideland
Der Radarturm auf Neuwerk

Bevorzugte Rast- und Brutplätze  finden Ringelgänse im Nördlichen Vorland, das zu den Überflutungsflächen auf Neuwerk gehört. Weil hier in den Sommermonaten Rinder, Pferde und Schafe auf den Weiden sind, schützt ein kleiner Deich dieses Gebiet – allerdings nur vor leichten Sturmfluten. Das Nordufer wird von dem 52 m hohen Radarturm überragt, der von Inseltouristen nicht besucht werden kann. Er gehört er zu einem Radarverbund, der sich über die ganze Elbmündung einschließlich der Außenelbe erstreckt und die sichere Fahrt der Schiffe auf dem Weg nach bzw. von Hamburg gewährleisten soll. Der Leuchtturm von Neuwerk sowie die beiden Holzbaken haben für die Schifffahrt heutzutage nur noch historischen Charakter und werden für die Navigation nicht mehr benötigt.

5. Inselschule – zwei Kinder und eine Lehrerin
Hamburgs kleinste Schule

Wir gehen auf dem Ringdeich weiter und kommen zur Inselschule, die weit über Neuwerk und Hamburg hinaus bekannt ist. Das eher unscheinbar wirkende Haus hinterm Deich könnt ihr gern forografieren, jedoch nicht betreten dürft. Vor allem solltet ihr darauf verzichten die beiden Schulkinder samt ihrer Lehrerin quasi als „Exoten“ ablichten zu wollen. Die Schule wurde bereits im Jahr 1827 gegründet und war zunächst in einem Gebäude in der Turmwurt untergebracht. Seit 1912 befindet sich Hamburgs kleinste Schule in Nähe des Fähranlegers auf der Westseite der Insel. Nachdem die Schule auf Neuwerk im Jahr 2012 mangels Schülern vorübergehend schließen musste, werden seit dem Sommer 2016 wieder zwei Kinder nach den Lehrplänen der Hamburger Schulbehörde unterrichtet.

6. Fähranleger – Abschied von Neuwerk
MS Flipper am Fähranleger

Wie zuvor schon einmal erwähnt, solltet ihr spätestens 30 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des MS Flipper am Fähranleger eintreffen. Wenn ihr bei schönem Wetter noch einen guten Platz auf dem Oberdeck ergattern wollt, dürfen es sogar 45 Minuten und mehr sein. Das 47 m lange und nur 8 m breite Seebäderschiff kann nach Reedereiangaben bis zu 499 Passagiere befördern. Für die Überfahrt von Neuwerk nach Cuxhaven bis zum Liegeplatz an der Alten Liebe benötigt „Flipper“ 90 Minuten bis zwei Stunden. An Bord solltet ihr euch mit Hut und Creme vor der Sonne schützen. So könnt ihr die Fahrt durch das Wattenmeer sowie später in der Elb-Fahrrinne zuweilen in nicht allzu großer Entfernung von riesigen Containerschiffen genießen, ohne euch zum Abschluss dieses schönen Ausflugs noch einen Sonnenbrand zu holen.

Damit sind wir am Ende dieser virtuellen Tour nach Neuwerk, Hamburgs Insel im Wattenmeer. Falls euch meine Reisetipps gefallen haben, empfehlt meinen Blog horst-mueller.de gern weiter. Meinen kostenlosen und völlig unverbindlichen Newsletter könnt ihr hier bestellen.

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