Jetzt, gegen Ende Oktober, wo das öffentliche Leben auch in Deutschland in einen langen Winterschlaf zu verfallen droht, wäre es keine schlechte Idee an Bord eines Kreuzfahrtschiffes durch die Ostsee zu fahren; ohne Landgang, dafür mit viel Muße. Ich selbst war von Anfang September bis Mitte Oktober als Lektor an Bord von Mein Schiff 2. Nach einer Woche an Land sehne ich mich bereits wieder zurück auf „meine Arche“, wo ich mich so sicher fühlte, wie an keinem anderen Ort seit Beginn der Corona-Pandemie.
Zugegeben, als ich Ende August von TUI Cruises gefragt wurde, ob ich einige Reisen auf Mein Schiff 2 als Lektor begleiten wolle, habe ich nicht sofort „Hurra!“ gerufen. Schließlich habe ich doch zugestimmt, weil es schon ein Privileg ist, inmitten der Corona-Pandemie so ein Angebot zu erhalten. Das zunächst auf zwei Wochen begrenzte Engagement habe ich dann dreimal verlängert, sodass ich am 16. Oktober nach sechs Wochen ohne Landgang unterwegs in Hamburg das Schiff verließ; mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich habe ich mich gefreut, endlich meine Frau Inge und meine Tochter Julia in die Arme nehmen zu können. Gesehen hatten wir uns in den Wochen zuvor viele Male per Video-Telefonie über WhatsApp.
Traurig war ich, dass ich mich von liebenswürdigen Besatzungsmitgliedern und großartigen Kolleg*innen aus der Künstler-Crew verabschieden musste. Wir hatten eine wunderbare Zeit an Bord, durften vor Gästen auftreten, die es genau so wie wir genossen, für einige Zeit den Corona-Wahnsinn an Land hinter sich lassen zu können. Dabei wird gerade den Passagieren auf diesen von TUI Cruises angebotenen „Blauen Reisen“ einiges abverlangt: Um überhaupt an Bord zu kommen, benötigt man einen negativen Corona-Test, der inzwischen als Schnelltest bei der Einschiffung abgenommen wird. Auf den Schiffen wird wesentlich stärker als an Land darauf geachtet, dass Abstände eingehalten – und „Masken“ getragen werden, sogar wenn man sich Künstlershows ansieht oder Lektoren im Bordtheater zuhört.
Dass ich während der sechs Wochen auf insgesamt acht Reisen nie ein böses Wort von den Gästen über die vermeintliche Bevormundung hörte, lag sicherlich auch an den “Gastgebern Crowd Control”. Weil das ziemlich sperrig klingt, habe ich die liebenswürdigen Schiffsmitarbeiter*innen alsbald “Schnutenpulligang” genannt, ohne dabei ihre vorrangige Aufgabe herabwürdigen zu wollen; ganz im Gegenteil: Julia, Salina (im Bild) und die anderen sorgen dafür, dass an Bord die Corona-Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Und das mit großem Erfolg: Auf Mein Schiff 2 tragen Mannschaften und Gäste brav ihre Schnutenpullis, überall dort wo es notwendig ist. Falls doch mal eine “Maske” verrutscht sein sollte oder gar “vergessen” wurde, kommt alsbald ein dezenter aber bestimmter Hinweis von der “Schnutenpulligang”.
Dank der umsichtigen Schutzmaßnahmen fühlte ich mich an Bord der Mein Schiff 2 sechs Wochen lang so sicher, wie an keinem anderen öffentlichen Ort zuvor – und danach. Szenenwechsel: Am vergangenen Sonntagnachmittag bin ich um die Hamburger Außenalster gelaufen. Bei freundlichem Herbstwetter waren mit mir Tausende auf diesem „Laufsteg der Eitelkeiten“ unterwegs – allesamt ohne Mund- und Nasenschutz. Der Mindestabstand von 1,50 m kann angesichts dieser Menschenmassen an Hamburgs bevorzugtem innerstädtischen Ausflugsziel ohnehin nicht eingehalten werden. Für mich ist es sogar erstaunlich , dass die Hansestadt erst viele Tage nach anderen deutschen Metropolen den Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in sieben Tagen überschritten hat.
Während an Bord der Mein Schiff 2 klar definierte Schutzmaßnahmen ein sicheres Gefühl bei Passagieren und Besatzung garantierten, sorgen an Land unklare oder gar widersprüchliche Informationen von Politik und Verwaltung, schwer nachvollziehbare oder gar unrechtmäßige Maßnahmen wie das leidliche Beherbergungsverbot und nicht zuletzt auch mangelnde Disziplin in Teilen der Bevölkerung für ein Klima der Verunsicherung und Verängstigung. Angesichts des vielfachen Leids, das die Coronavirus-Krankheit selbst hervorbringt, überkommt mich regelmäßig eine Sehnsucht nach „meiner Arche“ auf hoher See, wo die Welt mitten in der Corona-Krise irgendwie noch in Ordnung war.
Ich hoffe sehr, dass ihr alle gesund bleibt und wir uns bald wiedersehen – auf der Mein Schiff-Flotte, in Hamburg oder anderswo.
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