7. „Mein Schiff 6“ ist auch unser Schiff
Auf dem Weg von den Bahamas nach New York haben wir zwei Seetage und damit (kaum ausreichend) Zeit, um uns unser schwimmendes Hotel noch einmal genauer anzusehen. Willkommen zu einer ganz bestimmt unvollständigen Führung über – und durch – „Mein Schiff 6“ im siebten Teil unseres Reisetagebuchs.
In Deutschland wurde an diesem Sonntag gewählt – das haben wir schon vor unserem Urlaub erledigt. An Bord von „Mein Schiff 6“ haben wir allerdings täglich erneut die Qual der Wahl, schon am Morgen: Wo und wie wollen wir frühstücken? Wir haben die Auswahl zwischen vier Restaurants, einer Bäckerei und einem Imbiss. Dabei können wir wählen, ob wir uns schon am Morgen im Restaurant bedienen lassen oder an einem der reichhaltigen Buffets selbst versorgen.
Fast alle Leckereien sind im Passagepreis bereits enthalten; das gilt auch für die meisten Getränke: Vom Mineralwasser zum Mittagessen über Bier und Wein am Abend bis zu einer reichhaltigen Cocktail-Auswahl an einer der Bars. Nur wer unbedingt Champagner statt Sekt, Kaviar statt Lachs oder Seezunge statt Steinbeißer haben möchte, muss zuzahlen. Alle Zahlungen an Bord werden über den Bordausweis beglichen, mit dem man auch in die eigene Kabine gelangt.
Das Frühstück haben wir – bei zumeist schönem Wetter während dieser Reise – gern auf dem 12. Deck am Heck des Schiffes bei „Gosch Sylt“ eingenommen. Mittags begnügten wir uns mit einem kleinen Imbiss im 24-Stunden lang geöffneten „Tag & Nacht Bistro“. Zum Abendessen trafen wir uns gern mit neuen Freunden im Restaurant „Atlantik Mediterran“, wo wir entweder von bosnischen Kellnern freundlich-burschikos oder von ihren philippinischen Kollegen mit stets strahlendem Lachen zuvorkommend bedient wurden.
Gute Noten – und ordentliches Trinkgeld – erhält von uns auch die Besatzung der „Mein Schiff 6“. Wir wurden in den Restaurants, an den Bars und sogar beim Sonnenbaden an Deck (fast) immer schnell, freundlich und zuverlässig bedient. Unsere geräumige Balkonkabine auf dem siebten von 14 Decks wird zweimal am Tag aufgeräumt und geputzt. Auch diesen Service werden wir nach unserer Rückkehr wohl vermissen.
Positiv aufgefallen ist uns auch, dass nahezu alle Mitarbeiter im Servicebereich, die aus 40 verschiedenen Ländern stammen sollen, zumindest passabel deutsch sprechen und es nach unserer Beobachtung kaum zu Verständigungsschwierigkeiten kommt. Allerdings sollte TUI Cruises eindeutigere Empfehlungen im Hinblick auf die Trinkgeldhandhabung geben. Offiziell heißt es zwar, dass das „Trinkgeld inklusive“ sei. Dennoch fanden wir schon zu Beginn der Reise mehrere Umschläge in unserer Kabine mit der Bitte – oder Aufforderung – uns „bei unserer Crew für einen besonderen Service mit einem Extra-Trinkgeld“ zu bedanken. Das machen wir gern – nur nicht mit einem anonymen Umschlag, sondern persönlich bei unserer Kabinenstewardess und den anderen Mitarbeitern, die uns während dieser Kreuzfahrt so sehr verwöhnten.
Kein Trinkgeld, aber viel Lob bekommt von uns auch der amerikanische Kapitän, längst nicht nur wegen seiner guten Deutschkenntnisse. Todd Burgman hatte es auf dieser Kreuzfahrt gleich mit drei Hurrikans zu tun: Den Ausläufern von „Irma“, den auf den offenen Atlantik abgedrehten „José“ und „Maria“, die uns zurzeit von Süden her verfolgt, jedoch bis zu unserer Ankunft in Bayonne bei New York nicht mehr einholen wird. Seine öffentlichen Auftritte – z.B. bei der offiziellen Begrüßung oder bei der „Fragestunde“ – waren gleichsam souverän wie verbindlich und freundlich.
„Mein Schiff 6″ ist das jüngste Kreuzfahrtschiff der Flotte von TUI Cruises mit Sitz in Hamburg. Das Schiff wurde auf der Meyer Werft im finnischen Turku gebaut und am 1. Juni 2017 in Hamburg getauft. Die Baukosten sollen bei 600 Mio. Euro liegen. | Vermessung: 98.811 BRZ, 295 Meter lang und 36 Meter breit | Das Schiff kann maximal 2.534 Passagiere aufnehmen und hat bis zu 1.030 Besatzungsmitglieder | Die wichtigsten Ausstattungsmerkmale: 14 Decks, 2 Swimmingpools, 1 großes Theater mit rund 1.000 Plätzen, 1 Sportarena, Fitness Center inkl. Sauna und Wellness-Einrichtungen, 11 Restaurants und Imbisse sowie 14 Bars.
Nach inoffizieller Angabe der Reiseleitung waren auf der Kreuzfahrt vom 15. bis 26. September rund 2.100 Gäste an Bord, maximal könnten sogar mehr als 2.500 Passagiere aufgenommen werden. Trotz dieser guten Auslastung hatten wir nie das Gefühl von Enge. Selbst an den sonnigen Seetagen fanden wir freie Liegeplätze an Deck, wenn auch nicht in besonders begehrten Lagen, so wie am vorderen großen Pool.
Imposant wirkt das große Theater im vorderen Teil des Schiffes mit aufwendiger Bühnen-, Licht und Tontechnik, das Platz für 1.000 Gäste bieten soll, während dieser Reise allerdings nur bei der offiziellen Begrüßung durch die Schiffsleitung am zweiten Abend voll besetzt war. Geschmacksache sind die im Theater präsentierten Showproduktionen. Eine Deutsch-Rock Show unter dem Titel „Ich mach’ mein Ding“ ging nach unserer Meinung weitgehend „daneben“, weil die Arrangements zu weit weg von den Originalen waren und einige Sänger hörbare Probleme mit der deutschen Sprache haben. Dagegen war eine Show mit internationalen Oldies durchaus ansprechend. Wir fragen uns indes, ob der große Aufwand für die Abendunterhaltung nach Vorbild amerikanischer Cruiseliner tatsächlich notwendig ist? Oder ob es nicht auch alternative pfiffige Ideen für das deutsche Publikum gibt.
An Bord müssen sich nicht nur Sänger, Tänzer oder Artisten körperlich mächtig ins Zeug legen. Passagiere können das durchaus auch tun, um die üppig angebotenen Kalorien zumindest etwas zu kompensieren. Zu unserer Schande müssen wir allerdings eingestehen, dass wir das große Fitnesscenter mit den vielen „Folterinstrumenten“ auf dem 12. Deck überhaupt nur im Vorbeigehen auf unserem Weg in die „Himmel & Meer Lounge“ bemerkt haben. Von dort – am Bug des Schiffes – hat man unvergleichlich gute Ausblicke auf die nächsten Ziele.