Das Leben ist zu kurz
Einige Erinnerungen an meine Begegnungen mit dem Playboy-Gründer Hugh Hefner, der am Mittwoch im Alter von 91 Jahren in seiner Playboy Mansion in Los Angeles verstarb. | Titelbild: Hugh Hefner bei der Playboy-Party im Mai 2001 in München
Während meiner drei Jahre als Verlagsleiter der deutschen Playboy-Ausgabe hatte ich zweimal das Glück, Hugh Hefner – und damit einen der ehemals weltweit bekanntesten Prominenten – persönlich zu treffen. „Kennenzulernen“ wäre sicherlich eine maßlose Übertreibung für die kurzen Small Talks, die der Playboy-Gründer und langjährige Chefredakteur der US-Stammausgabe seinen „Leuten“ gewährte. Tatsächlich bezeichnete „Hef“ auch die Mitarbeiter ausländischer Verlage so, die den Playboy in Lizenz herausgeben.
In Deutschland war das seit 1972 der frühere Bauer Verlag, der sich heute Bauer Media nennt. Dreißig Jahre später, Ende 2002 verlor Bauer die Lizenz an den Konkurrenten Burda, ausgerechnet in meiner Zeit als Verlagsleiter. Den über Jahre andauernden Lizenzpoker haben wir schließlich verloren, weil Burda umfangreiche Investitionen in den Internet-Auftritt des „deutschen“ Playboy zugesichert hatte, während der damalige Verleger Heinz Bauer stets sehr zurückhaltend in Sachen Online-Aktivitäten war.
Zum ersten Mal traf ich Hugh Hefner im Juni des Jahres 2000 in seiner legendären „Mansion“ als Höhepunkt einer Konferenz von Herausgebern, Verlagsleitern und Chefredakteuren internationaler Playboy-Ausgaben in Los Angeles. Die in dem hügeligen Prominentenviertel Holmby Hills gelegene Villa erreichten wir mit kleinen Shuttle-Bussen. Vor dem Betreten mussten wir uns einer so ausgiebigen Sicherheitskontrolle unterziehen, wie sie seinerzeit – vor „9/11“ – selbst an Flughäfen noch nicht üblich war. Nach Betreten des Areals gab’s gleich die erste Überraschung: Am Rande des weit ausladenden Swimmingpools in der Gartenanlage hatten vor allem ältere Herren in gedeckten Anzügen und nicht etwa leicht bekleidete junge Schönheiten Platz genommen.
Auf die Audienz bei Hefner mussten wir „Playboy-Leute“ einige Stunden warten, bevor er endlich umgeben von sieben Blondinen erschien und uns ins Haus bat. Wir waren an diesem Abend die privilegierten Gäste der „Playboy-Party“, die vom Gastgeber per Handschlag begrüßt wurden und Zutritt in das Innere der Mansion erhielten. In einer kurzen Ansprache verwies Hugh Hefner mit Stolz auf das, was er mit dem Playboy erreicht habe: zum damaligen Zeitpunkt neben Coca Cola immerhin eine der teuersten Marken der Welt. Am Ende gab’s noch einen gern zitierten Ratschlag vom Erfinder des „Bunnys“ und der „Playmates“: „Das Leben ist zu kurz, um den Traum eines anderen zu leben.“
Ein knappes Jahr später hörte ich diesen Satz von Hefner erneut. Aus Anlass seines 75. Geburtstags besuchte er im Frühjahr 2001 mehrere ausländische Partner, darunter im Mai auch uns in der Münchener Bauer-Dependenz. Hefners PR-Abteilung hatte mir wenige Wochen zuvor in einem ellenlangen Telefax klargemacht, was man von den Gastgebern erwarte: Abholung von der „Bunny-Maschine“ am Flughafen und Fahrt in einem Luxusbus mit Polizei-Spalier zum „Bayerischen Hof“. Dort sollten mehrere Suites einschließlich Butler bereitstehen. Alle Speisen und Getränke für Hefner und seine sieben blonden Begleiterinnen wurden im Detail vorgegeben. Und dann selbstverständlich auch eine „Birthday Party“ mit mindestens 300 Gästen. Wer zahlt das alles? Natürlich Bauer.
Da gab’s für uns Organisatoren nur noch ein Problem: Verleger Heinz Bauer galt nicht nur als knausrig – er war’s auch. Für den ganzen „Hefner-Trubel“ wollte er nicht mehr als 125.000 (damals noch) D-Mark ausgeben. Dank der Strahlkraft der Marke Playboy und der guten Kontakte des damaligen Chefredakteurs Stefan Gessulat fanden wir schließlich genügend Sponsoren, um ein strahlendes Fest für Hugh Hefner im Münchner Parkcafé ausrichten zu können. Als der Playboy-Gründer nach etwa zwei Stunden die Party verließ, bedankte er sich artig für den Abend und wiederholte die Worte : „Das Leben ist zu kurz…“