Außenalster: Laufsteg und Naturerlebnis
- UPDATE:
- Hamburg
Wenn Hamburger*innen von der „Alster“ sprechen, meinen sie in der Regel nicht den 56 Kilometer kurzen Nebenfluss der Elbe, sondern die Außenalster. Der größere Teil des Alstersees lockt bei schönem Wetter Tausende Spaziergänger, Jogger, Segler oder Padler an und ist darüber hinaus ein weiteres Hamburger Naturrefugium, inmitten der Großstadt. | ⇒ Direkt zu den Tipps für die Außenalster | Hier geht’s weiter an die ⇒ Binnenalster: Im Herzen Hamburgs
- Wissenswertes über die Alster – Lage, Historie, Flora und Fauna
- Tipps für den Alsterausflug – Wandern, Paddeln, Alsterdampfer
- (M)eine Alsterrunde – Sehenswertes am Wasser
- Binnenalster – im Herzen Hamburgs (neue Seite)
- Größerer Teil des Alstersees | 2,8 x 1,0 km | „Alsterrunde“: 7,4 km.
- Erholungsgebiet inmitten Hamburgs mit Spazier- und Radwegen fast durchgehend um den See, Grünflächen, Spielplätzen, Hundeflächen, sehenswerten Gebäuden.
- Aktivitäten: Spazieren gehen, Joggen, Spielen, Radfahren, Rudern, Paddeln, Segeln. Baden ist erlaubt, jedoch nicht zu empfehlen.
- Cafés, Imbisse, Restaurants, Biergärten.
- Entfernung ab Rathausmarkt bis Hotel Atlantic: 1 km
Binnenalster: Im Herzen Hamburgs – Infos und Bilder zum kleineren Teil des Alstersee mit Jungfernstieg und Ballindamm findet ihr in diesem Beitrag
ÖPNV: Hamburgs Bahnen, Busse und Schiffe. Wie ihr einfach und günstig die Hansestadt erkundet, erkläre ich euch in diesem Beitrag
Als der Alstersee im Jahr 1190 entstand, war er keinesfalls als Erholungsgebiet gedacht. Adolf III., Edler Herr von Schauenburg und Graf von Holstein und Stormarn, hatte die Alster auf Höhe der heutigen Kennedybrücke (Straße) und Lombardsbrücke (Straße und Schiene) aufstauen lassen, um hier Mühlen zu betreiben. Diese mahlten nicht nur Getreide; Handwerker fertigten mit diesem Produktionsmittel Harnische, Leder, Tuch und Metall. In Pulvermühlen stellten Hamburger sogar Schießpulver her. In der ersten Hälfte des 17. Jh. wurde der damalige Mühlenteich und spätere Alstersee durch die Errichtung der Wallanlagen zum Schutz Hamburgs in zwei Teile getrennt.
Bis Mitte des 19. Jh. war die Alster vor allem Wirtschafts- und Arbeitsstandort. Erst nach dem großen Brand von 1842 wurde der Hafen an die Elbe verlegt. Von nun an entwickelte sich die Außenalster zum bevorzugten Freizeitgebiet der Hamburger. Aus Anlass der Gartenbauausstellung im Jahr 1953 wurden weite Uferteile neu gestaltet. Gleichzeitig entstanden hier Kunstwerke für die Ausstellung „Plastik im Park“, die teilweise auch heute noch vorhanden sind, weitere kamen später dazu. So wie am Westufer die Skulptur „Orpheus und Eurydike“, die die Hamburger Bildhauerin Ursula Querner im Jahr 1958 erschuf.
Binnenalster (nicht Innenalster!) und die unter den beiden parallel verlaufenden Brücken verbundene Außenalster bilden zusammen den Alstersee, wobei dieser Begriff in Hamburg fast nie verwendet wird. Mit gut 1,8 km2 Wasserfläche und den umliegenden Geh- bzw. Spazierwegen ist die „Seenlandschaft“ inmitten der Hamburg City damit etwa so groß wie das Fürstentum Monaco. Dabei entfallen auf die Binnenalster, die direkt am Jungfernstieg in der Innenstadt beginnt, nur etwa 10% dieser Fläche. In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit der Außenalster. | Mehr über die Binnenalster erfahrt ihr hier: ⇒ Im Herzen Hamburgs.
Es gibt auch Hamburger*innen, die lehnen es rundweg ab an der Außenalster spazieren zu gehen: Erstens sei es da viel zu voll, meint eine Bekannte und zweitens „habe ich keine Lust, andauernd den Schauläufern in ihren tollen Outfits auszuweichen.“ Damit meint sie die vielen Jogger, die zeitweise die Zahl der Spaziergänger übertreffen. Die so genannte „Alsterrunde“, die über eine Strecke von 7,4 km (zu Fuß) um die gesamte Außenalster führt, hat den Beinamen „Laufsteg der Eitelkeiten“. Passend dazu sind die Preise der am See angesiedelten Gastronomie vielfach überzogen und stehen oft in keinem Verhältnis zu den gebotenen kulinarischen Leistungen.
Alle, die Hamburg erst noch kennen lernen wollen, sollten sich jedoch unbedingt auf eine „Alsterrunde“ begeben. Ich habe bislang noch keinen weiteren so ausgedehnten See mit so reichlichen Naturschönheiten an den Ufern inmitten einer Großstadt entdeckt – wie die Außenalster in Hamburg. Dank einer schon Mitte des 19. Jh. installierten Kanalisation und der Renaturierung der Uferzonen ist der See zu einem schmucken Naturerlebnis geworden. Die Ufer werden vielfach von üppig sprießenden Sumpfzypressen und Trauerweiden markiert. Im Ufer nahen Flachwasser mit Schilf, Wasserschwertlilien und Rohrkolben finden die berühmten Alsterschwäne ihre Brutplätze.
Alsterschwäne sind die Stars auf dem 164 Hektar großen See. In Hamburg stehen diese Höckerschwäne seit mehr als 350 Jahren unter besonderem Schutz. Nach dem Motto: So lange es den Schwänen gut geht, geht es auch der Stadt gut, verbot der Senat im Jahr 1664 bei Strafandrohung die Tiere zu beleidigen, zu verletzen oder gar zu töten. Bis heute wird der Bestand von 120 Vögeln von einem Schwanenvater betreut. Die Schwäne verteilen sich im Sommerhalbjahr auf die Alster und die angrenzenden Kanäle. Die kalte Jahreszeit verbringen die Tiere zwischen November und Ende März im Winterquartier auf dem Eppendorfer Mühlenteich.
Wenn es um die Zahl der Tiere geht, haben an der Außenalster die Graugänse die Schnäbel ganz weit vorn. Selbst an belebten Tagen watscheln die Vorfahren der domestizierten Hausgänse ohne Scheu in ganzen Verbänden zwischen Sonnenanbetern auf den Grünflächen hindurch. Häufig zu sehen sind weiterhin die wenig scheuen Blässhühner, Stock- und Reiherenten sowie Haubentaucher. Im Wasser der durchschnittlich nur 2,50 Meter flachen Außenalster tummeln sich über 20 Fischarten, darunter Hechte, Zander, Barsche, Karpfen, Rotfedern und Brassen. Wer hier vom Ufer aus angeln will, braucht einen kostenpflichtigen Hamburger Fischereischein.
Ein Hinweis vorab: Diese Tipps habe ich in erster Linie für Besucher Hamburgs zusammengestellt und nicht für regelmäßige „Nutzer“ der Außenalster. Eure „Alsterrunde“ solltet ihr nicht für Nachmittage an Wochenenden planen, weil dann dermaßen viel Betrieb herrscht, dass ihr von den Schönheiten kaum noch etwas mitbekommt. Der 7,4 km lange Fußweg um die Außenalster führt fast durchgehend am Gewässer entlang. Für die Tour könnt ihr – mit kleinen Pausen zum Sehen, Staunen und Fotografieren – etwa 2,5 Stunden einplanen. Ich schlage euch vor, die „Alsterrunde“ entgegen dem Uhrzeigersinn zu absolvieren – also zunächst am Ostufer entlang zu gehen. Nach meinem Geschmack sind die Aussichten so einfach schöner, als bei der Runde im Uhrzeigersinn.
Ihr könnt die Alster auch auf dem Fahrrad umrunden. Allerdings ist es nicht überall möglich, direkt am Wasser entlang zu fahren. Leihräder gibt’s u.a. bei StadtRad für 10 Cent pro Minute (die ersten 30 Min. sind frei), bzw. 15 Euro pro Tag. Populär bei Besuchern Hamburgs sind auch Fahrten mit den „Alsterdampfern“. Es gibt einstündige Rundfahrten, die am Jungfernstieg beginnen und enden (16,50 €). Angebote der Alstertouristik. Wichtig: Fahrausweise des Hamburger Verkehrs Verbundes (HVV) werden für Alsterschifffahrten nicht akzeptiert.
In Hamburg dürfen fast alle öffentlichen Gewässer mit Booten ohne Motorantrieb befahren werden. Das gilt auch – und gerade für die Außenalster. Dagegen dürfen Motorboote nur mit Sondergenehmigungen auf der Alster betrieben werden. Während früher Segel- und Ruderboote sowie Kanus gefragt waren, sind heute vor allem Stand Up Paddler auf der Alster und den angrenzenden Kanälen unterwegs. Doch Vorsicht ist geboten: Die Außenalster gilt als tückisches Gewässer. Bei rasch aufkommenden Starkwinden kentern Jollen und fallen Paddler schnell ins Wasser. Hier gibt’s eine Übersicht der Bootsverleihe an der Alster. Schwimmen ist in der Außenalster zwar nicht verboten, wegen der starken Algenbildung im Sommer jedoch nicht ratsam.
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1 HOTEL ATLANTIC KEMPINSKI: Den Ausgangspunkt für unsere „Alsterrunde“ erreicht ihr vom Jungfernstieg kommend, wenn ihr auf der rechten Seite der Binnenalster über den Ballindamm in Richtung Lombards- und Kennedybrücke geht. Nach Passieren der imposanten Kunsthalle auf der rechten Seite, seid ihr schon vor dem Atlantic Kempinski. Das 5-Sterne-Hotel wurde 1909 als Grand Hotel für die Passagiere der Hamburg-Amerika-Linie eröffnet. Seit den 1990er Jahren ist Rockstar Udo Lindenberg Dauergast des Hotels. Im Jahr 1997 fanden hier Dreharbeiten für den James Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ mit Pierce Brosnan statt.
2 SCHWANENWIK: Wir gehen jetzt weiter direkt auf dem von Büschen umrangten Weg am Alsterufer, passieren die kleine Gurlitt-Insel und erreichen ein paar hundert Meter unterhalb der Straße „Schwanenwik“ eine größere Grünfläche. Dieser Bereich gilt als der beliebteste öffentliche Grillplatz der Stadt . Das von dem Bildhauer Edwin Scharff geschaffene Denkmal „Drei Männer im Boot“ auf einer kleinen, künstlich angelegten Halbinsel soll an drei Gefallene des Zweiten Weltkriegs erinnern, die hier auf einer Flakbatterie eingesetzt waren; stellvertretend für alle Kriegsopfer der Stadt.
TIPP: Wenn ihr vor der Schwanenwikbrücke nach Rechts abbiegt, da wo der Mundsburgkanal in die Alster mündet, erreicht ihr nach 200 m das Restaurant „Spanische Treppe“. Die Szenerie ähnelt mit etwas Fantasie dem berühmten Vorbild in Rom. Bei schönem Wetter könnt ihr von den Treppenstufen auf beiden Seiten der Brücke oder von den Pontons im Wasser aus bei Tappas oder Salaten und Wein herrliche Sonnenuntergänge über der Alster genießen. Es gibt natürlich auch Cafés, Restaurants und Imbisse direkt an der Alster. Meine Erfahrungen sind allerdings „durchwachsen“: Die Preise übertreffen häufig die gebotene Qualität und der Service ist gelegentlich auch noch lausig.
3 SCHÖNE AUSSICHT: Zurück an die Alster. Über die Schwanenwikbrücke kommt ihr in den Stadtteil Uhlenhorst, folgt dem Uferweg weiter und erreicht nach 800 Metern an der Straße „Schöne Aussicht“ eine weitere winzige Halbinsel. Den kleinen Schlenker an die Spitze solltet ihr unbedingt machen, weil ihr von hier einen der schönsten Blicke auf die Stadt habt: Die Türme der im Krieg zerstörten Nikolaikirche und des Rathauses sowie die Elbphilharmonie. Die schöne Aussicht begleitet euch auf der gleichnamigen Straße bis ihr auf der rechten Seite die 1965 fertiggestellte Imam-Ali-Moschee seht. Jetzt müsst ihr für einige hundert Meter die Außenalster verlassen, um die Mündung des Osterbekkanals – genannt „Langer Zug“ – zu umgehen.
4 KRUGKOPPELBRÜCKE: Entlang der Straße „Bellevue“ mit vorwiegend stattlichen Villen seid ihr nun am nördlichen Ende der Außenalster, das von zwei Brücken markiert wird. Zunächst kommt ihr auf die Fernsichtbrücke über dem Rondeelkanal, der zu dem 400 m entfernten Rondeelteich führt. Von hier aus solltet ihr die Aussicht über die Außenalster genießen. Von der danach folgenden Krugkoppelbrücke ist der Blick wegen der Krümmung des Sees nur eingeschränkt möglich. Zwischen den beiden Brücken liegt das bekannte Ausflugslokal – und früherer Szenetreff – „Bobby Reich“ mit angeschlossener Bootsvermietung. Auf der anderen Seite der Krugkoppelbrücke überragt eine stattliche Alstervilla die Szenerie.
5 ALSTERPARK: An der Krugkoppelbrücke haben wir gut die Hälfte unserer „Alsterrunde“ geschafft. Hier wechseln wir auch aus dem Stadtteil Winterhude in das kleine und feine Harvestehude. Vor uns liegt nun der eigentliche Alsterpark an der Westseite des Sees mit weiten Grünflächen, Spielplätzen, Turngerätschaften, Hundewiese und einer Teich ähnlichen Alsterbucht, die von üppiger Vegetation umgeben ist. Radfahrer dürfen hier nur außen herum fahren und müssen ihren „Drahtesel“ schieben, wenn sie ihren Weg direkt auf dem Alsterweg fortsetzen wollen, der hier so breit wie eine Promenade ist.
6 US-KONSULAT: Wenn die Grünflächen auf der Westseite der Außenalster immer schmaler werden, erreichen wir im Stadtteil Rotherbaum das „Kleine Weiße Haus“. Tatsächlich hat das Gebäude, in dem seit dem Jahr 1951 das us-amerikanische Generalkonsulat in der Freien- und Hansestadt Hamburg untergebracht ist, einige Ähnlichkeit mit dem Sitz der amerikanischen Präsidenten in Washington. Ursprünglich handelte es sich um zwei nebeneinander stehende Villen, die in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts unter der Leitung des Rathaus-Architekten Martin Haller errichtet worden waren. Das Gebäude des US-Generalkonsulats steht beispielhaft für viele imposante Villen, die auf der „Alsterrunde“ zu sehen sind.
7 KENNEDYBRÜCKE: An Ruderclubs und einigen – nicht ganz preiswerten – Restaurants vorbei erreicht ihr schnell die Kennedybrücke. Das ist die 1953 parallel zur (alten) Lombardsbrücke zunächst als „Neue Lombardbrücke“ fertiggestellte Verbindung für Straßenfahrzeuge und Fußgänger über die Alster. Hier – am Ende eurer „Alsterrunde“ – solltet ihr noch einen Blick über die Außenalster werfen. Über einen Fußgängertunnel auf Wasserhöhe kommt ihr dann auf die andere Seite zur Innenalster. Dort erwartet euch ein weiterer spektakulärer Blick auf Hamburg.
Danke, dass ihr mich auf der „Alsterrunde“ begleitet habt. Auf euer Feedback, Lob, Kritik sowie Anregungen für neue Ziele per E-Mail an@horst-mueller.de freue ich mich. Meinen Newsletter könnt ihr hier bestellen.
Sonnenuntergang über der Außenalster