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In 25 Tagebucheinträgen berichten wir über unsere wundervolle Reise vom 17. August bis 9. September mit den Stationen New York, Boston, Martha’s Vineyard, Cape Cod, Quebec, Montreal, Thousand Islands, Toronto, Niagarafälle und Washington. Dazu gibt’s noch einen Film mit „Chippy“ – unserem absoluten Liebling in diesem Urlaub. Das Streifhörnchen begegnete uns am Ufer des Sankt Lorenz Stroms, wo wir vier herrliche Tage in einer Holzhütte verbrachten.
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1. Anreise nach New York
Wir sind startklar
17. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 1: Vor dem Abflug
Wir haben es bereits getweetet und blogmedien.de deswegen vorsichtshalber auf Eis gelegt: In diesem Jahr leisten wir uns 3 1/2 Wochen Ferien an der US-Ostküste und auf der kanadischen Seite des St. Lorenz Stroms. Und weil wir schon mal in der Gegend sind, wollen wir die Niagarafälle und Washington D.C. gleich auch noch „mitnehmen“ – das hatte sich unsere Tochter Julia besonders gewünscht: „Vielleicht bekommen wir ja doch Barack Obama am Weißen Haus zu sehen.“
Für die Flüge von/bis Frankfurt/New York haben wir ein „Superschnäppchen“ bei Singopore Airlines erwischt. Die ehemals beste Fluglinie der Welt hatte Ende Mai New York-Flüge für rund 280 Euro pro Person inkl. aller Abgaben und Gebühren angeboten. In den USA werden wir dann per Mietwagen unterwegs sein. Den haben wir vorher über das Internet gebucht. Vor Ort sind Mietwagen in Amerika meistens wesentlich teurer.
Also, wir sind startklar. Wenn ihr gelegentlich Zeit und Lust habt, begleitet uns doch auf unserer Reise. Wir können nicht jeden Tag ein Update versprechen – aber wir werden uns ganz bestimmt regelmäßig bei euch melden.
2. New York
Breathtaking View
18. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 2: Ankunft in New York
Wer jemals in den USA als Tourist unterwegs war weiß, dass manche verbalen Superlative durchaus nicht immer angemessen sind. Eine „Breathtaking View“, also die atemberaubende Ansicht oder Aussicht, kann sich durchaus schon mal als herbe Enttäuschung erweisen. Bevor wir diesmal unser Hotelzimmer im „Millenium UN Plaza Hotel“ in New York bezogen, wurde uns keine „Breathtaking View“ angekündigt. Das erwies sich später als Paradebeispiel für eine „Untertreibung“.
Aber der Reihe nach: Wir kamen bei kochender Hitze am Dienstag gegen Mittag in New York an und waren viel zu früh im Hotel. Die Zeit, bis wir endlich unser Zimmer beziehen konnten, haben wir mit einem Teil aus dem touristischen Pflichtprogramm für den „Big Apple“ überbrückt: Besuch der Freiheitsstatue. Obwohl hier in den USA noch Ferien sind, war es ziemlich problemlos mit einem Ausflugsboot vom Battery Park aus nach Liberty Island zu kommen. Die Wartezeit für die Hin- und Rückfahrt betrug jeweils nur wenige Minuten. Die Sicht von der Insel auf Manhattan war wieder atemberaubend und das Familienfoto mit der Freiheitsstatue im Hintergrund ist ohnehin obligatorisch.
Dass am Nachmittag aber noch eine „Kür“ folgen sollte, hatten wir so nicht geplant. Weil wir gemeinsam mit unserer Freundin Gisela den ersten Teil Wolkenkratzer von Manhattan in New York unserer Reise gestalten, hatten wir zwei Zimmer im „Millenium UN Plaza Hotel“ gebucht. Beim Check-in fragte uns die Dame an der Rezeption eher verlegen, ob wir denn mit einem „doppelten Doppelzimmer“ einverstanden seien. Zum Glück sind wir auf diesen Vorschlag eingegangen. ie uns zunächst merkwürdig erscheinende Zimmerkonstruktion entpuppte sich als Suite in der 39. Etage.
Neben zwei großzügigen Schlafzimmern mit Bädern haben wir UN-Hauptquartier mit East River auch noch ein riesiges Wohnzimmer. Das ist – für den von uns bezahlten Preis – schon „genial“. „Breathtaking“ ist indes die „View“, die wir aus unseren Zimmern haben. Aus den breiten Fenstern, die bis auf den Boden reichen, blicken wir auf der einen Seite auf die Wolkenkratzer von New York, die sich wie eine gigantische Pappschachtelkonstruktion vor uns in der Abendsonne präsentieren. Auf der anderen Seite sehen wir hinunter auf den East River und haben das UN-Hauptquartier direkt vor uns. Das ist zum Glück niedriger als unser Hotel, so dass unsere „Breathtaking View“ in keinster Weise beeinträchtigt wird.
Business as usual
19. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 3: Datenklau bei Radisson Hotels
Wer ein Hotel im Internet bucht, eincheckt, bezahlt und hinterher freundlicherweise auch noch eine Bewertung über seinen Aufenthalt Online abgibt, hinterlässt eine Menge Daten im Netz. Die seien selbstverständlich ganz sicher und für Unbefugte keinesfalls erreichbar, wird uns bei Aufruf der entsprechenden Seiten von Hotelketten, Reiseveranstaltern oder Zimmervermittlern versichert. Na, wenn das so ist, können wir ja getrost unsere Kreditkartendaten in die dafür vorgesehenen Online-Formulare eintippen. Das dachten wohl bislang auch Kunden der internationalen Hotelkette Radisson.
Shit happens. Ganz so sicher war’s mit dem Datenschutz dann wohl doch nicht. Heute teilt das Management in einer halbseitigen Anzeige in großen US-Tageszeitungen unter größtem Bedauern mit, dass im Zeitraum zwischen November 2008 und Mai 2009 irgendwelche Leute einen „nicht autorisierten Zugang“ zu den Daten der Radisson-Kunden hatten, einschließlich aller Angaben auf den Kreditkarten. Zwar seien von den Attacken nur „eine begrenzte Zahl“ von Radisson Hotels betroffen, welche das nun sind, wollte das fürsorgliche Management in seiner Anzeige allerdings nicht verraten. Dafür gab’s den guten Ratschlag, dass Kunden der Hotelkette doch gleich mal ihre Kreditkartenabrechnungen überprüfen sollten. Das ist sicherliche nicht die schlechteste Idee.
Interessant ist übrigens, dass in den redaktionellen Teilen der US-Medien bislang nichts über diesen Datenskandal zu finden ist (so würden wir in Deutschland den Vorgang wohl nennen). Es entsteht der Eindruck, dass sich Radisson mit der Anzeigenschaltung von einer vermutlich negativen Berichterstattung wohl freigekauft hat. Kein ungewöhnlicher Vorgang, angesichts rapide gesunkener Anzeigeneinnahmen der US-Presse.
Business as usual – und keinesfalls tiefe Depression – herrscht indes hier in New York vor. Die Wall Street ist längst wieder Anziehungspunkt für New York-Touristen.Von der Finanzkrise scheint kaum noch etwas übrig geblieben zu sein, gemessen an überfüllten Warentempeln wie dem „21 Century Department Store“ gleich gegenüber vom Bauloch, wo früher das World Trade Center stand. Auch gute Restaurants seien über Tage im voraus ausgebucht, erfuhr Gisela von New Yorker Freunden. Wir selbst machten die Erfahrung, dass für angesagte Musicals wie „Wicked“ auch mit großer Ausdauer keine Karten zu bekommen sind. Dazu mehr im nächsten Tagebucheintrag.
Verführerisch und raffiniert
20. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 4: New York ohne Musical
Das angesagteste Musical in New York ist zurzeit „Wicked“, was so viel wie verführerisch oder auch raffiniert bedeutet. Wicked ist zurzeit das angesagteste Musical in New YorkTickets waren während unseres New York-Aufenthalts nicht zu bekommen – zumindest nicht zu einem einigermaßen erschwinglichen Preis. Für die Vorstellung im Gershwin Theatre werden bis zu 315 Dollar sogar im offiziellen Vorverkauf fällig, pro Person versteht sich. Das ist in etwa der Preis, den wir für die Flugtickets von Frankfurt nach New York und zurück bei Singapore Airlines bezahlt haben. Also haben wir diesmal in New York auf einen Musical-Besuch verzichtet, wenn auch schweren Herzens.
In den USA ist Barack Obama längst nicht mehr der Hero, der er noch während der Wahl im vergangenen November oder bei seinem Amtsantritt Verkäufer der Obama Condoms am Times Squareim Januar war. Die Amerikaner werfen ihrem Präsidenten vor allem vor, dass es ihm bislang nicht gelungen sei, die Wirtschaft wieder so richtig in Schwung zu bringen. In anderen Disziplinen scheint Obama mehr Fähigkeiten zu besitzen, meinen fliegende Händler, die an belebten touristischen Punkten in New York „Obama Kondome“ laustark anbieten. Ihr Slogan: „Obama condoms stimulate you more than the economy“. Ist das nun verführerisch oder einfach nur raffiniert?
3. Long Island
What else?
21. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 5: Von New York nach Long Island
Es gibt Begegnungen in der Riesenstadt New York, die man einfach nicht missen möchte. So zum Beispiel die mit „What else“. So haben wir den griechischen Besitzer einer fahrbaren Frühstückskantine getauft, der sich jeden Morgen in der Nähe unseres Hotel postiert und regelrechte Köstlichkeiten auf engstem Raum anbietet. Er hat den besten Kaffee und superleckere Beagles mit Creamcheese zu unschlagbar günstigen Preisen. Den Spitznamen haben wir dem pfiffigen Griechen deswegen gegeben, weil er nach jeder Teilbestellung blitzschnell nachfragt „What else?“ Fast ebenso schnell bereitet er die Frühstücksutensilien dann auch zu, denn seine Kunden sind selten Touristen mit viel Zeit, sondern vor allem hektisch wirkende Angestellte aus den umliegenden Bürogebäuden, einschließlich der UN.
Heute Morgen gab’s das vorläufig letzte „griechische Frühstück“ bei „What else“. Anschließend übernahmen wir unseren Mietwagen – RAV 4, kirschrot – Inge und Julia in der Chowder Bar in Orien Point auf Long Islandund starteten in Richtung Long Island. Nach rund 60 Meilen eher langweiliger Fahrt über den Freeway kamen wir schließlich durch zauberhafte kleine Orte im „Wine Country“ – hier wird wirklich Wein angebaut und in unzähligen „Vineyards“ verkauft. Schließlich erreichten wir am frühen Nachmittag die äußerste Spitze von Long Island, Orient Point, und hatten zum Glück noch 1 1/2 Stunden bis zur Abfahrt der „Cross Sound Ferry“ Zeit, um in der „Chowder Bar“ eine späte, dafür ausgiebige Mittagspause einzulegen. Der Name des einfachen Fischrestaurants direkt am Fähranleger ist Programm: Spezialität des Hauses ist Clam Chowder, eine unglaublich köstliche Muschelsuppe.
4. Connecticut & Rhode Island
Lobster und anderer Luxus
22. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 6: Connecticut und Rhode Island
Die „Weather Men“ haben einen hohen Stellenwert in den News-Sendungen der US-Fernsehsender. Zum Glück lagen sie bislang mit ihren Prognosen fast vollständig daneben – zumindest seitdem wir am Dienstag in New York gelandet sind. Statt der angekündigten „Thunderstorms“ und „heavy rain“ hatten wir bislang durchgehend schönes Wetter, allerdings verdammt heiß, mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Deswegen sind wir heute auch beim Mittagessen unter freiem Himmel am malerischen Hafen des kleinen Fischer- und Touristendorfes Noank in Connecticut mächtig ins Schwitzen gekommen. Es gab „American Lobster“, frisch zubereitet und das auch noch zu erschwinglichen Preisen, wenn man den Umrechnungskurs mit berücksichtigt. Als Beilagen gab’s neben der unbedingt notwendigen heißen Butter Maiskolben und Chips (kein Witz). Julia war sich hinterher nicht ganz sicher, was besser war: der Lobster oder die Chips. Für die Erwachsenen war das keine Frage.
Wer durch die Neuenglandstaaten reist, sollte unbedingt Zeit für das zauberhafte Städtchen Mystic einplanen: Imposante Zugbrücke über den Mystic River inmitten des Ortszentrums, alte Schiffe und ein Aquarium mit weißen Beluga Walen. Während Mystic längst nicht in allen Reiseführern auftaucht, wird Newport in Rhode Island stets als „Pflicht“ ausgewiesen. Das Zentrum der Touristenmetropole erinnert zwar an eine Mischung aus Wismar und Westerland, dafür ist die Zufahrt von Connecticut kommend über die beiden gigantischen Brücken umso eindrucksvoller.
Das gilt auch für die Fahrt über den Ocean Drive. Was sich hier an Villen, Burgen und ganzen Schlössern regelrecht auftürmt, ist kaum zu beschreiben. Dagegen wirken die Behausungen der superreichen Deutschen in Grünwald bei München, Kronberg im Taunus oder an der Hamburger Elbchaussee schon fast wie sozialer Wohnungsbau.
5. Boston/Massachusetts
Rote Socken
23. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 7: Ein Tag in Boston
Es gibt zwei Dinge, zu denen man sich in Boston besser nicht offen bekennen sollte: Im Hop-On-hop-off-Bus, mit dem sich am besten Das Capitol des Bundesstaates Massachusetts in Bostondie „europäischste“ aller amerikanischen Großstädte innerhalb eines Tages erkunden lässt, wird britischen Touristen die „Boston Tea Party“ besonders intensiv und süffisant erläutert
Anhänger der New York Yankees waren vor allem heute nicht besonders gern gesehen. Boston ist die Heimat der Red Sox. Die Baseball-Duelle mit dem New Yorker Team werden hier in den USA von solch hohen Emotionen begleitet, wie wir sie in Europa von Spielen zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona kennen (zur Fußball-Bundesliga ist wohl kein Vergleich möglich). Heute haben die Yankees in Boston mit 8:4 gewonnen.
Während in Deutschland nach Niederlagen des heimischen Vereins ausführlich über die Gründe diskutiert wird, werden in den USA Schlappen des eigenen Teams einfach ignoriert – so auch heute Abend an der Bar unseres „Best Western“ in Quincy, einer Kleinstadt bei Boston mit großer Tradition, immerhin stammen die US-Präsidenten John Adams (2. Präsident)und sein Sohn John Quincy Adams (6. Präsident) von hier. Thema Nummer 1 hier in Massachusetts ist indes der Urlaub der Obamas auf Martha’s Vineyard. Und das ist ausgerechnet unser nächstes Ziel.
6. Martha's Vineyard/Massachusetts
We vacationed with Obama
24. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 8: Tagesausflug nach Martha’s Vineyard
Als wir im Frühjahr unsere USA-Kanada-Reise planten, Julia mit Obama T-Shirt auf Martha’s Vineyardkonnten wir nicht ahnen, dass ausgerechnet Barack Obama zur selben Zeit seine ersten Ferien als US-Präsident auf Martha’s Vineyard verbringen wird. Amerikanische Freunde von Gisela hatten uns noch am Wochenende davon abgeraten, überhaupt auf die Insel vor Cape Cod in Massachussetts überzusetzen: „There is a zoo“, lautete die Warnung, was so viel bedeutet wie „da wird’s drunter und drübergehen“.
Von wegen – es war ein richtig schöner Tagesausflug. Wir haben weder „Tausende von Obama-Fans“ – wie zuvor im Fernsehen angekündigt – auf Martha’s Vineyard gesehen, noch mussten wir irgendwelche Sicherheitskontrollen oder sonstige Einschränkungen auf der Insel hinnehmen. Einige Restaurants werben auf Plakaten für spezielle Obama-Menues und T-Shirts mit Aufdrucken wie „I vacationed with Obama“ wurden heute bereits – nur einen Tag nach Ankunft des Präsidenten – zu reduzierten Preisen verschleudert.
Als wir gegen Abend Martha’s Vineyard mit der „Island Queen“ wieder verließen, stand Bill Shields an der Hafenkaje und gab einen Bericht für die Channel 4 News ab: „Barack Obama hat heute so richtig mit seinen Ferien begonnen. Am Vormittag spielte er Tennis“, fabulierte der TV-Reporter „vom Ort des Geschehens“ zusammen. Den Präsidenten hat er jedenfalls nicht gesehen, genauso wenig wie wir.
7. Cape Cod/Massachusetts
Julias Definition von Urlaub
25. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 9: Mieses Motel und schöner Strand auf Cape Cod
Es gibt Hunderte von Touristen-Unterkünften auf der Kirche mit Lobster Lunch in Hyannis auf Cape CodHalbinsel Cape Cod – Bingo, wir haben die mit Abstand schlechteste erwischt und das „Town & Country Motel“ in West Yarmouth zu allem Überfluss auch noch für drei Nächte im voraus gebucht und bezahlt. Wenn unser „sozialer Abstieg“ in Sachen Hotel-Standard so weitergeht, werden wir spätestens in Montreal unter einer Brücke übernachten. Schluss damit – ab sofort wird nichts mehr im voraus (über Expedia.de) gebucht.
Als wir heute Vormittag – trotz eines hervorragenden amerikanischen Frühstücks in einem old-fashioned Diner zuvor – etwas missmutig in Richtung Provincetown zwecks Whale-Watching aufbrachen, erläuterte Julia uns im Auto erst einmal ihre „Definition“ von Urlaub: „Ihr Erwachsenen müsst das alles viel lockerer sehen. Im Urlaub soll man sich entspannen und nicht über jeden Mist aufregen. Das könnt ihr wieder machen, wenn wir zu Hause sind.“ Wir haben uns im Laufe des Tages tatsächlich daran gehalten. Als wir in Princetown den Schiffstrip zu den Walen verpassten, weil wir in diesem fürchterlichen Touristen-Kaff an der Spitze von Cape Cod keinen Parkplatz fanden, sind wir einfach an den nächsten Strand gefahren und haben dort einen wundervollen Nachmittag verbracht.
Zurück in unserem Motel sehen wir denn auch großzügig über die vielen Unzulänglichkeiten wie abgewetzter Teppichfußboden, durchgeknallte Glühbirnen oder bröckelnde Farben an Decken und Wänden hinweg. Jetzt geht’s in Richtung Swimmingpool – aber nicht zum Baden, das wäre aus hygienischer Sicht wohl nicht zu verantworten. Nein, am Becken mit dem schmuddeligen Wasser besteht die Chance eine Internetverbindung per W-Lan zu ergattern und diesen Tagebucheintrag ins Netz zu stellen.
Schlechte und traurige Nachrichten
26. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 10: Der Tod von Edward Kennedy
Als wir vor vier Jahren in Rom waren, gab’s ein Erdbeben, das nach (deutschen) Medienberichten die ganze Stadt „erschütterte“ und „Panik ausgelöst“ haben soll. Die Gewalt des Erdbebens wurde seinerzeit von dpa & Co. kräftig befördert. Wir selbst bekamen kaum etwas mit. Vor drei Jahren, am letzten Tag unserer Städtereise nach London, wurde Terroralarm ausgelöst und alle Flughäfen geschlossen. Von „Panik“ – wie in den Medien verbreitet – war in der britischen Metropole allerdings nichts zu spüren. Einen Tag später konnten wir sogar pünktlich unseren Rückflug nach München antreten. Letztes Jahr „bedrohte“ ein Hurrikan New York, ausgerechnet als wir dort waren. Wir bekamen allerdings nur einen kräftigen Regenschauer kurz vor unserem Abflug nach Deutschland mit.
Auch in diesem Jahr gibt’s schlechte Nachrichten. Heute Nacht ist Edward Kennedy, der einflussreiche Senator und jüngste Bruder von John F. Kennedy, in Hyannis auf Cape Cod verstorben. Ausgerechnet hier verbringen wir zurzeit drei Urlaubstage. Auf dem Programm stand für heute eigentlich ein Besuch des Kennedy-Museums an der Main Street, eventuell auch eine Hafenrundfahrt durch Hyannis Port, die als „Highlight“ einen freien Blick auf das Anwesen des Kennedy-Clans einschließlich „enough time for taking pictures“ verspricht. Wir müssen unser Programm also kurzfristig ändern, weil Hyannis – laut TV-Berichten – inzwischen „einer Festung gleicht“.
Die amerikanischen Fernsehstationen berichten seit Stunden in ununterbrochenen Sondersendungen über Ted Kennedy, sein Leben, seine politischen Verdienste, aber auch über die privaten Entgleisungen. Auch für uns ist die Nachricht von seinem Tod nicht nur eine schlechte -, sondern vor allem auch eine traurige Nachricht.
Edward M. Kennedy – Friend. Neighbor. Senator
26. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 11: Impressionen aus Hyannis
Hyannis, das Zentrum der Halbinsel Cape Cod, steht im Blickpunkt der amerikanischen Medien. TV-Reporter berichten laufend über den Tod von Edward Kennedy. Am Abend meldeten sich auch die Anchor der großen Nachrichtensendungen live aus dem John F. Kennedy Museum
Immer wieder wird in den Fernsehberichten der Eindruck vermittelt, dass der Heimatort der Kennedys in Massachusetts in tiefe Trauer versunken sei und viele Menschen Abschied von Edward Kennedy nehmen würden. Umso überraschter waren wir, als wir gegen Mittag im Kennedy-Museum höchstens zwei Dutzend Besucher antrafen, die sich in das ausliegende Kondolenz-Buch eintrugen.
Die Ausstellung in dem kleinen Museum in Hyannis zeigt das tragische Kennedy-Museum in Hyannis, Cape CodSchicksal der Kennedy-Familie. „Von den ehemals neun Kindern ist nach dem Tod von Edward Kennedy jetzt nur noch seine ältere Schwester Jean Kennedy Smith am Leben“, erzählt uns mit stockender Stimme eine ältere Dame, die die Besucher durch die Räume führt. Ted Kennedy sei hier auf Cape Cod sehr beliebt gewesen. Dann deutet sie auf eine Bildergalerie mit dem Titel „Friend. Neighbor. Senator.“
Nur zwei Querstraßen weiter werben „Duck Tours“ mit ihren nostalgischen Unterwegs mit dem Duck-Mobil im Hafen von Hyannis Amphibien-Fahrzeugen für Rundfahrten durch Hyannis und den Hafen. Urlaubsspaß pur mit der gut gelaunten Reiseleiterin Emily, die ihre Fahrgäste regelmäßig dazu bringt, lauthals „Quark, Quark“ zu rufen. Nur als wir kurz vor Ende des Ausflugs das Kennedy-Museum passieren, bittet sie um Ruhe.
8. New Hampshire & Maine
Abschied nehmen
27. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 12: Abschied von Gisela und Weiterfahrt durch durch die Neuenglandstaaten New Hampshire und Maine
Als wir Gisela heute Mittag zur Mietwagenstation am Flughafen Boston brachten, staute sich der Verkehr auf der Interstate 93 vor Ausfahrt 14, die zur „John F. Kennedy Presidential Library and Museum“ führt über mehrere Meilen. Dort können die Menschen jetzt zwei Tage lang Abschied von Edward Kennedy nehmen, bevor er am Samstag auf dem Nationalfriedhof Arlington in Washington beerdigt wird.
Wir haben uns heute von Gisela verabschiedet, die jetzt noch eine Woche lang Ferien bei ihren Freunden auf Long Island macht (und sich dabei vielleicht auch von den Müllers erholt). Für uns ging’s weiter in Richtung Norden. In New Hampshire legten wir einen kurzen Stop in Portmouth ein, eine kleine, nordeuropäisch anmutende Hafenstadt inmitten der zauberhaften Küstenlandschaft Neuenglands.
Tagesziel war heute Freeport im Bundesstaat Maine. Kennt kein Mensch in Deutschland. In den USA ist der kleine Küstenort wegen seiner über 170 Factory Outlets ziemlich bekannt. Tatsächlich scheint es hier nur Läden, Fressbuden und Hotels bzw. Motels zu geben. Das wird sich am Freitag ändern, wenn wir nach Quebec im französischen Teil Kanadas kommen.
Einfach sprachlos
28. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 13: Weiterfahrt von Maine nach Quebec in Kanada
Heute Morgen haben wir uns den Unmut Startklar in Richtung Kanada – Inge und Julia in „unserem“ RAV4amerikanischer Gäste im Hotel in Freeport zugezogen. Grund: Wir haben uns beim „Complimentary Continental Breakfast“ einfach unterhalten, während auf dem Flachbildschirm an der Wand die Wiederholung einer Folge von „Live with Regis and Kelly“ lief. Das ist eine Art Mischung aus „Volle Kanne“ (ZDF) und „Kerner“ (künftig nicht mehr ZDF), wobei der Hauptakteur Regis bereits stolze 78 Jahre alt ist. Seine Co-Moderatorinnen wurden dagegen im Laufe der Jahre immer wieder – altersbedingt – ausgetauscht. Amerikaner stellen hin und wieder die Frage, wer denn eigentlich älter sei, Regis oder seine Witze?
Bei den Frühstückern im „Holiday Inn Express“ in Freeport kamen die Scherze des TV-Veteranen jedenfalls bestens an. Ganze Familien schauten gebannt auf den Bildschirm, ersparten sich eigene Gespräche und hielten damit gleich den Mund frei, um Kaffee (oder was hier als Kaffee bezeichnet wird), Muffins, Bagels with Cream Cheese oder Poached Eggs in großer Menge in sich hineinzuschieben.
Wir starteten am Vormittag in Richtung Kanada – von Maine aus auf der Szenerie für naive Maler – der Kennebec River in MaineHighway 201, die ueber viele Meilen beeindruckende Aussichten auf den Kennebec River mit seinen wilden Stromschnellen zulaesst. Zeitweise fühlten wir uns in dieser wildromantischen Berglandschaft fast schon wie allein gelassen, bis dann wieder einer der gigantischen Sattelschlepper auftauchte, der Holz ins Tal schafft. Am späten Nachmittag erreichten wir dann die kanadische Grenze und eine Stunde spaeter unser naechstes Etappen-Ziel: Quebec City. Da waren wir sprachlos. Warum – das beschreiben wir im nächsten Tagebucheintrag.
9. Quebec/Kanada
Parlez-vous français?
29. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 14: Ville de Québec im französischsprachigen Teil Kanadas
Wir sind begeistert von Kanada, zumindest von unserem ersten Tag in Québec – oder wie es hier richtig heißt: Ville de Québec. Es ist tatsächlich so, dass hier nicht nur französisch gesprochen -, sondern auch französisch gelebt und gegessen wird. Wir waren gestern abend in einem Restaurant in der Oberstadt „Hauteville“ und haben fürstlich gespeist: Marinierter gekochter Lachs an wildem Reis mit gedünstetem Gemüse, Scholle mit Scampis garniert… Das zu Preisen, für die man bei uns zu Hause in Oberbayern nicht einmal ein Hauptgericht beim Dorfwirt bekommt.
Noch eindrucksvoller als das vorzügliche Essen ist für uns die Stadt Québec Inge und Horst vor dem Chateau Frontanac in Quebecan sich. Unten am St. Lorenz Strom liegt die Unterstadt (Basseville) mit ihren engen Gassen, geschmackvoll gestalteten Häuserfassaden, kleinen Innenhöfen, Galerien, Restaurants und Souvenirgeschäften. An fast jeder Ecke spielen Straßenmusikanten. Das Viertel erinnert an den Montmartre in Paris, nur ist es viel schöner, lebendiger und vor allem auch sauberer. Ähnlich wie in Paris führt eine Funiculaire in die Oberstadt – Hauteville. Im Zentrum steht hier das Chateau de Frontenac, das ganz Québec überragt. Wir haben Spaß an dem bunten Treiben am Fuß der gewaltigen Anlage, lachen und staunen über Kleindarsteller bei ihren Freilichtdarbietungen, blicken Portrait-Zeichnern über die Schulter. Unsere Video-Kamera ist im Dauereinsatz.
Auch wenn heute das Wetter umschlug und wir bei unserem Tagesausflug nach Québec Pullover und Regenjacke brauchten, waren wir erneut begeistert von der kanadischen Stadt, in der (fast) nur französisch gesprochen wird.
Tom Tom turn around
30. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 15: Auf dem Königsweg nach Montreal
Von Québec nach Montreal führen zwar nicht viele Wege, dafür aber einige Highways. Die schönste Route hat uns unser „Tom Tom“-Naviagtor allerdings nicht verraten, die haben wir dem Reiseführer entnommen, mit dem wir unsere Tour durch den Nordosten der USA und entlang des St. Lorenz Stroms in Kanada machen. Nach den bisherigen Erfahrungen können wir „Kanadas Osten. USA Nordosten.“ gern weiterempfehlen.
Von Ville de Québec empfiehlt sich für die ersten rund 150 Kilometer Flugzeug im Vorgarten – bei Neuville am St. Lorenz Strom in Kanadabis Trois-Riviéres (etwa die Hälfte der Gesamtstrecke) der Higway 138. Der so genannte „Königsweg“ führt zumeist direkt am St. Lorenz Strom mit überwältigendem Panorama entlang, dann durch kleine Ortschaften mit zumeist gewaltigen Kirchen und gelegentlich einem Flugzeug im Vorgarten (kein Scherz, wie unser Schnappschuss beweist).
In der Nähe von Champlain gibt’s einen künstlich aufgeschütteten Zum Baden im St. Lorenz Strom war es Julia doch zu kaltSandstrand am hier besonders breiten St. Lorenz Strom. Julia hat die Füße in den Fluss gesteckt und das Wasser für zu kalt zum Baden befunden. Die Urlaubssaison scheint hier ohnehin zu Ende zu sein, obwohl das Wetter heute im Laufe des Tages gute Form entwickelte und wir am Mittag reichlich Sonnenschein am Ufer des Stroms abbekamen.
In schlechter Form präsentierte sich heute dagegen unser „Tom Tom“. In Trois-Riviéres ließ er uns die riesige Brücke über den St. Lorenz Strom gleich zwei Mal passieren. Kurz vor Montreal führte uns der Navigator mitten in die „Pampa“, obwohl wir die genaue Adresse eines großen Factory Outlets für Jeans eingegeben hatten. Als Horst darauf die 70er-Jahre-Schnulze „Tom Tom turn around“ anstimmte, blinkte auch noch eine Warnmeldung in unserem „RAV4“ auf. Unser Mietwagen will unbedingt zur Inspektion. Kurze Zeit später erhielten wir an der Hotline des Verleihers „National“ die Auskunft: „Sie können aber ruhig noch 1.000 Meilen fahren.“ Das reicht uns aber nicht – schließlich haben wir noch einen ganz schön weiten Weg vor uns, bevor wir am 10. September wieder am John F. Kennedy Airport in New York ankommen. Aber nur wenn „RAV4“ und „Tom Tom“ mitmachen.
10. Montreal/Kanada
Von wegen “menschenleer”
31. August 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 16: Zu Gast in Montreal
Kanada kommt nur auf durchschnittlich 3,3 Einwohner pro Quadratkilometer (Deutschland 230) und wird deswegen in Lexika und Reiseführern auch schon mal als „menschenleer“ beschrieben. Die nachmittägliche rush hour in der Metro von Montreal ähnelt allerdings schon fast japanischen Verhältnissen. Immerhin leben in und um Montreal rund 3,5 Millionen Menschen. Nach Paris soll das hier die zweitgrößte Ansammlung französisch sprechender Menschen weltweit sein.
„Was kann Montreal dafür, dass wir vorher in Québec waren?“ fragte am frühen Abend Julia, nachdem wir die Stadt erkundet – und nicht gerade für „umwerfend“ befunden hatten. Tatsächlich kann das wesentlich größere Montreal mit Québec City nicht mithalten – weder von der Lage, von den Sehenswürdigkeiten und wohl auch nicht vom Lebensstil der Menschen. Es heißt wohl nicht zu unrecht: In Montreal wird französisch gesprochen, in Québec französisch gelebt.
In Montreal haben uns vor allem die Skyline mit glitzernden Wolkenkratzern und dem Olympia-Gelände am Horizont, das alte Stadtviertel in Hafennähe und die Ile Sainte Helene, eine Insel im St. Laurenz Strom, besonders gefallen. Am Abend waren wir in Chinatown, das hier „Quartier Chinois“ heißt, wo es leckere Peking Enten zu unglaublich günstigen Preisen gibt.
Weniger Menschen werden wir wohl ab Morgen in der „Thousand Islands“ Region antreffen. Die Urlaubssaison ist in Kanada vorbei und wir müssen die Chipmunks nicht mit so vielen anderen teilen. Nur auf das Internet werden wir wohl drei Tage lang in einer Wellblechhütte mitten im St. Lorenz Strom verzichten müssen. Wir melden uns dann spätestens am Freitag aus Toronto wieder.
11. Thousand Islands/Kanada
Augen auf und Nase zu
1. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 17: Von Montreal zu den Thousand Islands im Sankt-Lorenz-Strom
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals an einem schöneren Ort am Computer gesessen – und dann auch noch einen Blogeintrag im Internet abgesetzt habe. Auf unserer USA-Kanada-Tour sind wir heute Nachmittag in der Region der Thousand Islands angekommen und haben für drei Tage ein „Cottage“ direkt am St. Lorenz Strom gemietet. Das Wetter ist traumhaft schön, strahlender Sonnenschein mit Tagestemperaturen von knapp über 20 Grad. Darüber sind nicht nur wir – sondern auch die Einheimischen höchst erfreut. Die Vermieterin unserer komfortablen Hütte erzählte uns, dass hier im östlichen Teil Kanadas der Sommer bislang wohl ähnlich schlecht gewesen sein muss, wie über viele Wochen bei uns zu Hause in Oberbayern.
Julia ist schon ganz aufgeregt, weil sie endlich Chipmunks sehen will. Alle Mond über dem St. Lorenz Strom direkt vor unser Hütte in der Nähe von Gananoque – Thousand Islandserzählen uns, dass es hier von den putzigen Streifenhörnchen nur so wimmeln würde.Im naheliegenden Gananoque haben wir pfundweise ungesalzene Erdnüsse eingekauft, um damit Chipmunks anzulocken. Als wir heute Abend noch einmal auf der Terrasse unserer Hütte Ausschau hielten, entdeckten wir im Mondschein tatsächlich ein Tier in der Nähe unserer Erdnüsse, allerdings ein Geschöpf von beträchtlicher Größe. Beim näheren Hinsehen entpuppte sich der erhoffte Chipmunk als Skunk. Julia hielt sich vorsichtshalber die Nase zu und hält weiterhin die Augen auf – irgendwann wird’s schon klappen.
Auf unserer Fahrt von Montreal zu den Thousand Islands haben wir mal wieder die Vorschläge unseres „Tom Tom“ ignoriert. Statt auf dem Highway – sind wir den größten Teil der rund 280 Kilometer langen Strecke über die Fernstraße 2 entlang des St. Lorenz Stroms gefahren. Für die wesentlich längere Fahrtzeit wurden wir mit herrlichen Ausblicken belohnt. Ganz besonders eindrucksvoll war ein weiterer Umweg über den „Long Sault Parkway“ etwa auf der Hälfte der Strecke. Diese rund 10 Kilometer lange – und kostenpflichtige – Straße führt über 11 kleine Inseln im St. Lorenz Strom. Die Gebühr von acht kanadischen Dollars ist wegen der unbeschreiblich schönen Ausblicke mehr als jeden Cent wert.
Chipmunks
2. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 18: Unsere kleinen Freunde am Sankt-Lorenz-Strom
Seit wir am vergangenen Freitag die Grenze nach Kanada passiert hatten, gab es für Julia ein herausragendes Thema: Chipmunks. Gleich heute Morgen hat sie sich zusammen mit Horst auf die Suche nach den pussierlichen Streifenhörnchen gemacht. Die gestern eingekauften Erdnüsse wirkten Wunder. Neben unserer Hütte tauchten bald die ersten Chipmunks auf, um sich mit den ausgelegten Nüssen für den kommenden Winter einzudecken.
Zuerst versuchte Julia noch, sich auf dem Bauch robbend den Tierchen vorsichtig zu nähern. Bald wurden die Streifenhörnchen immer zutraulicher, kamen auf unsere Terrasse, kletterten in die Tüte mit den Nüssen und transportierten Stück für Stück in ihr Vorratslager unter unserem Haus. Schließlich kletterten „Chippi“, „Munki“ und „Dickerchen“ Julia sogar auf die Hand und ließen sich von ihr am Bauch kraulen – vermutlich als Dankeschön für die vielen Nüsse.
Und sonst? Heute Vormittag haben wir eine Bootstour durch die unbeschreiblich schöne Region der Thousand Islands gemacht. Am Mittag war Julia dann ganz mutig und ist im kalten Wasser des St. Lorenz Stroms geschwommen. Vermutlich werden wir dann später am Abend alle gemeinsam wieder Erdnüsse an „unsere“ Chipmunks verteilen.
Ferien vom Urlaub
3. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 19: Unsere kleine Hütte am großen Sankt-Lorenz-Strom
Schöner hätten wir es kaum treffen können. Unser „Cottage“ liegt inmitten der Thousand Islands Region direkt am St. Lorenz Strom. Ein kleiner Sandstrand führt direkt in das – noch erstaunlich warme – Wasser. Julia und Horst haben heute ausgiebig gebadet – immerhin im elftlängsten Fluß der Erde.
Zwar sind vier der insgesamt sechs Hütten unserer Vermieter zurzeit belegt, dennoch kommen wir uns manchmal ziemlich alleingelassen vor. Gestern Nachmittag konnten wir zu einer Bootsfahrt nicht starten, weil außer uns niemand zur Abfahrt des Ausflugsschiffes kam. Auf dem Aussichtsturm auf Hill Island, von dem man aus über 100 Meter Höhe herrliche Ausblicke auf die Thousand Islands hat, waren mit uns nur zwei ältere Paare aus Deutschland. In der Hochsaison besuchen täglich Tausende, vor allem us-amerikanische Touristen, diesen Turm mit der „Breathtaking View“. Wir genießen die weitgehend touristenfreien drei Tage und machen Ferien vom Urlaub.
Und sonst? Heute Vormittag haben wir eine Bootstour durch die unbeschreiblich schöne Region der Thousand Islands gemacht. Am Mittag war Julia dann ganz mutig und ist im kalten Wasser des St. Lorenz Stroms geschwommen. Vermutlich werden wir dann später am Abend alle gemeinsam wieder Erdnüsse an „unsere“ Chipmunks verteilen.
12. Ontario See
Oma, Opa und der RAV4
4. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 20: Von den Thousand Islands entlang des Ontario Sees nach Toronto
Trenton mag auch seine Reize haben, wir haben sie nicht entdeckt bei unserem kurzen Aufenthalt in der Kleinstadt unweit des Ontario Sees. Auf unserer Fahrt von den Thousand Islands nach Toronto mussten wir auf der Hälfte der Strecke eine Station unseres Mietwagenverleihers aufsuchen, weil seit heute Morgen eine zweite Warnlampe in unserem RAV4 aufleuchtet. Schade, die Szenerie bei „National“ in Trenton hätte man besser per Video festhalten sollen, weil sie kaum zu beschreiben ist. Ich versuche es trotzdem…
Die vermutliche Chefin der Niederlassung empfängt uns eher schlecht gelaunt – so als hätten wir den Betriebsfrieden bei „National“ in Trenton gestört. Wir vesuchen ihr klarzumachen, dass zwei Warnlampen aufleuchten, der „RAV4“ offenbar einen Ölwechsel und neue Reifen benötigt. Nach etwas Wortgeplänkel ruft die Chefin Oma und Opa aus der Werkstatt nebenan. Die beiden (geschätzten)Mittsiebziger begeben sich in Shorts, T-Shirt und Sandalen sofort auf Fehlersuche. Opa zieht den Ölmeßstab, Oma lässt den Finger darüber gleiten und hält mir ihren Zeigefinger triumphierend entgegen: „Das Öl ist noch gut, damit könnt ihr noch Tausende Meilen fahren.“ Ob sie den Finger anschließend abgeleckt hat, haben wir nicht beobachtet. Jedenfalls stellt sie nach einem kräftigen Tritt gegen das rechte Vorderrad fest, dass die Reifen und deren Druck ebenfalls völlig in Ordnung seien. Die Anzeige in dem Auto würde manchmal überempfindlich reagieren.
Wenige Minuten später setzen wir unsere Fahrt entlang des Ontario Sees nach Toronto fort. Bei Port Darlington verlassen wir den Highway, gehen kurz an den Strand und stellen fest, dass die Region bei den Thousand Islands um das Vielfache schöner ist. Macht nichts, wir sind ohnehin nur auf der Durchreise. Am Nachmittag erreichen wir Toronto. Den Rest des Tages verbringen wir zunächst in einer Outlet Mall am Stadtrand, die sich als riesiger Ramschladen erweist, und später im beeindruckenden „Eaton Centre“. Dieses überdachte Shopping Centre inmitten von Toronto soll über 340 Geschäfte verfügen. Nachgezählt haben wir nicht.
13. Toronto/Kanada
Hoch hinaus
5. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 21: Ein Tag in der größten kanadischen Stadt Toronto
Wir sind Glücksbringer für die „New York Yankees“. Neulich als wir in Boston waren, besiegte das berühmteste Baseballteam der Welt die heimischen „Red Sox“ und heute in Toronto die hiesigen „Blue Jays“. Als sich das „Roger Centre“ am Mittag gerade mit Besuchern für das Baseballmatch füllte, waren wir oben auf dem CN-Tower gleich nebenan. Vom „Sky Pod“ aus 447 Meter Höhe konnten wir nicht nur in das Stadion hinabschauen, sondern weit über Toronto hinaus blicken.
Der CN-Tower, laut Eigenwerbung „der höchste freistehende Turm der Welt“, beherrscht die Skyline von Toronto, die ansonsten schon Ähnlichkeiten mit Manhattan aufweist. Das gilt auch für das quirrlige Geschäftsviertel mit der riesigen überdachten Shopping-Arkade „Eaton Centre“ an der Yonge Street.
Überhaupt ist hier an diesem Wochenende mächtig was los. An der meilenlangen Uferpromendae entlang des Ontario Sees gibt’s ein Hafenfest. Die Musikbands beim Fest und unser Tour Guide auf dem „Hop-on-hop-off-bus“ werden immer wieder durch gewaltigen Lärm unterbrochen. Der kommt von Düsenjägern, die in Formationen fliegend am Himmel eindrucksvolle Kunststücke vollführen. In Toronto findet an diesem Wochenende auch die „60th Canadian International Air Show“ statt. Zu dem Ereignis sind Kanadier aus allen Teilen des Landes extra angereist – und wir haben’s einfach so mitbekommen. Fazit: Toronto hat uns richtig gut gefallen.
14. Niagara Fälle
Fall der Fälle
6./7. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 22: Zwei Tage an den Niagara Fällen
Man sollte vorsichtig bei der Vergabe von Superlativen sein. Das Prädikat „Breathtaking View“ hatten wir bereits in New York vergeben. Nun sind wir etwas ratlos, wie wir die spektakuläre Aussicht aus unserem Hotelzimmer direkt auf die Niagara Falls betiteln sollen. Machen wir’s kurz: Einfach umwerfend.
Für rund 14 Euro Preisaufschlag haben wir ein Zimmer mit „Falls View“ gebucht und mehr dafür bekommen, als wir erwartet hatten. Aus dem 17. Stock blicken wir direkt auf die berühmten „Horseshoe Falls“ (Kanada) unter uns und die etwas kleineren „American Falls“ (USA) schräg gegenüber.
Es gibt höhere und breitere Wasserfälle und auch solche, bei denen wesentlich größere Wassermengen in die Tiefe stürzen. Dennoch – die berühmtesten Wasserfälle der Welt sind die Niagara Falls. Den direkt vor uns liegenden Hauptstrang der hufeisenförmig angegordneten „Horseshoe Falls“ kann man demnach wohl als den „Fall der Fälle“ bezeichnen (dieser Schlenker ist dem Titel des Tagebucheintrags geschuldet).
Inzwischen haben wir die wichtigsten Touristenattraktionen er- und überlebt. Neben den Aussichten von unterschiedlichen Orten auf die Fälle und den Niagara River ist vor allem die Fahrt mit einer „Maid of the Mist“ ein spektakuläres Erlebnis. Mit einem solchen stark motorisierten Schiff sind wir durch die brausende Gischt soweit in die Horseshoe Falls gefahren, dass die herabstürzenden Wassermassen zum Greifen nahe schienen.
Die Touristenregion Niagara Falls hat zwei völlig unterschiedliche Seiten. Einmal das mächtige Naturereignis der Wasserfälle mit dem sich anschließenden – zunächst reißenden Strom, der nur 20 Kilometer weiter nördlich lautlos in den Ontario See mündet. Auf der anderen Seite erinnert der Touristenrummel, der nur wenige Meter von den Wasserfällen beginnt, an eine Mischung aus „Ballermann“, Broadway und Las Vegas. Die „andere Seite“ haben wir uns weitgehend erspart.
Danke “Mr.McKean”
8. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 23: Die nicht ganz reibungslose Fahrt von den Niagara Falls nach Washington D.C.
Unserem gemieteten „RAV4“ haben wir in diesem Urlaub so einiges zu verdanken. Zum Beispiel, dass wir heute unplanmäßig McKean aufsuchten. Der kleine Ort liegt im Nordwesten des US-Bundesstaats Pennsylvania in der Nähe des Eriesees, hat laut Wikipedia 389 Einwohner und zum Glück einen flott arbeitenden Reifenservice.
Auf unserer Fahrt von Niagara Falls nach Washington D.C. hatten wir heute Morgen gerade in einem Truckstop superlecker gefrühstückt (Spiegeleier, Schinken, Bratkartoffeln, dazu drei dicke Pancakes), als wir durch Hupsignale anderer Autofahrer darauf hingewiesen wurden, dass unser rechter Hinterreifen die Lust am Rundlauf verlor. An der nächsten Interstate-Ausfahrt wies uns eine freundliche Autofahrerin den Weg nach McKean, wo wir schnell Hilfe bekamen. Wortlos hörte sich der Chef von „McKean tire & tube“ unser Problem an und antwortete schließlich sympathisch knurrend „Yes, I’ll take care of it“.
Nach gut zehn Minuten war das Problem behoben. Wir könnten jetzt problemlos weiterfahren, beruhigte uns der Reifenmann und präsentierte uns die Rechnung in Höhe von 7 US-Dollar und 52 Cent, etwa so viel, wie wir in Niagara Falls am Tag zuvor für einen großen Milchkaffee bei „Starbucks“ bezahlt hatten. Danke „Mr.McKean“.
Der Rest der Fahrt verlief dann ohne Störungen, wenn wir von den vielen Baustellen einmal absehen. Von den knapp 800 Kilometern zwischen Niagara Falls und der US-Hauptstadt wurde an „gefühlten“ 600 Kilometern gebaut, gebaggert und geteert. Die ohnehin auf 65 Meilen/Stunde (105 km/h) beschränkte Höchstgeschwindigkeit auf Highways und Interstates in den heute von uns durchfahrenen US-Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Maryland war fast durchgehend noch weiter eingeschränkt. Die Folge: Statt nach geplanten zehn – kamen wir erst nach 13 Stunden in Washington an. Dafür wohlbehalten und voller Vorfreude auf unsere Besichtigungen am Mittwoch.
15. Washington D.C.
Fall der Fälle
9. September 2009 | Tagebuch USA/Kanada – Teil 24: Zum Abschluss unserer Reise in der Hauptstadt der USA
Seit heute hat Julia einen neuen Berufswunsch – sie möchte später einmal Fernsehkorrespondentin werden. Große Lust dazu hat sie im Washingtoner Studio der Deutschen Welle bekommen. Dort besuchten wir am Mittag Miodrag Soric. Mein ehemaliger „Charivari München“-Kollege hat inzwischen bei der Deutschen Welle große Karriere gemacht und wird im Oktober die Studioleitung in der US-Hauptstadt übernehmen. „Mio“ engagierte Julia sofort als „Junior White House Correspondent“ und setzte sie im Studio von Deutsche Welle TV in Szene. Später, im Newseum, machte Julia vor einer Greenscreen gleich die Ansage für ihr Jahresvideo.
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Das Museum in der Nähe des Capitols sollte ein „Pflichttermin“ für jeden Washington-Besucher sein, zumindest für alle, die sich für Journalismus und Medien interessieren oder gar beruflich damit zu tun haben. In den modernen und großzügigen Ausstellungshallen wird unter anderem die Entstehung der Medien multimedial und eindrucksvoll dargestellt. In Sonderausstellungen werden Filme und Zeitungsseiten unter anderem zum 11. September und dem Fall der Mauer gezeigt..
Vom Newsmuseum waren wir so begeistert, dass wir uns beeilen mussten, um noch die wichtigsten anderen Sehenswürdigkeiten in Washington besuchen zu können. White House, Capitol, Jefferson – und Lincoln Memorial haben wir dennoch geschafft, bevor am Abend der Verkehr im Zentrum der US-Hauptstadt zusammenbrach. Grund war die lange erwartete Rede von Barack Obama zur Gesundheitsreform vor dem US-Congress auf dem Capitol Hill. Die ganze Gegend war weiträumig abgesperrt. Wir schafften es schließlich doch noch ein Taxi zu bekommen, das uns über größere Umwege in unser Hotel brachte. Dort bekamen wir gerade noch das Ende der Obama-Rede im Fernsehen mit.
Uns hat Washington großartig gefallen. Schade, dass wir nicht noch einen Tag länger bleiben können – aber am Donnerstagabend startet unsere Maschine vom John F. Kennedy Airport in New York in Richtung Frankfurt. Wir trösten uns mit der Weisheit, dass man etwas beenden sollte, wenn es am schönsten ist.