Calima und Corona

Im Februar 2020 legten die bis dahin schwersten Sandstürme weite Teile der Kanarischen Inseln lahm. Zur gleichen Zeit zog das zunächst weitgehend  unterschätzte Coronavirus in Richtung Europa. Die Sandstürme waren nach zwei Tagen vorbei – Corona blieb für mehr als zwei Jahre. Einige Erinnerungen basierend auf meinen Blogeintrag ⇒ „Überall Wüstensand“ vom 24. Februar 2020.

Keine tollen Tage auf den Kanaren

Mit einem stürmischen Tag hatte ich damals in Las Palmas durchaus gerechnet. Schließlich sollte hier nach unserer Ankunft mit Mein Schiff 3 am Sonntag (23. Februar 2020) der Straßenkarneval toben – als einer der Höhepunkte des „Carnaval Canarias“ wie hier auf den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln die „tollen Tage“ vor dem Aschermittwoch genannt werden.

Parque de Santa Catalina in Las Palmas am 23. Februar 2020

Statt den erwarteten feiernden Menschenmengen und ohrenbetäubender Musik war der Parque de Santa Catalina vor dem Kreuzfahrthafen von Las Palmas jedoch menschenleer, wirkte regelrecht gespenstisch. Überall hatte sich eine dünne Sandschicht niedergesetzt – auf den Bühnen und Tribünen, auf Autos, Parkbänken, Uferbefestigungen an der Strandpromenade. Keine „Närrische Zeit“ auf den Kanaren. Eine mächtige Calima wehte seit dem Vortag  Wüstensand auf die Kanarischen Inseln. „Calima“ hatte damals ganze Arbeit geleistet – die Karnevalsfeierlichkeiten versanken in Las Palmas und an vielen anderen Orten der Kanaren im Februar 2020 unter einer feinen Sandschicht.

AIDAstella und Mein Schiff 3 am 16. Februar...
...und am 23. Februar 2020 in Las Palmas

„Calima“ – das zu deutsch „Dunst“ bedeutet – ist eine Wetterlage, bei der feiner Sand aus der 300 km östlich der Kanaren beginnenden Sahara aufgewirbelt und von starken Winden nach Westen getragen wird. Voraussetzung dafür ist ein Hochdruckgebiet über der nordwestafrikanischen Wüste bei gleichzeitig rapide absinkender Luftfeuchtigkeit. Betroffen von Calima sind in der Regel vor allem die östlich gelegenen Kanaren Fuerteventura und Lanzarote sowie der südlich gelegene selbständige Inselstaat der Kapverden. 

Seit Februar 2020 hat es weitere Sandstürme auf den Kanaren gegeben – allerdings bislang nicht mehr so heftig. Damals waren zwei Tage lang die Flughäfen gesperrt und die meisten Fährverbindungen zwischen den Inseln wurden eingestellt. Das öffentliche Leben auf den Kanarischen Inseln war weitgehend zum Erliegen gekommen. Touristen warteten in Hotelhallen oder an den Flughäfen auf ihre Abreise. Auf Kreuzfahrtschiffen mussten Kabinen mehrfach belegt – und öffentliche Räume zur Unterbringung genutzt werden, weil die „alten“ Gäste nicht abfliegen konnten, viele „Neue“ allerdings noch angekommen waren.  

Was war mit "Corona"?

Ich habe die damalige „Calimar-Krise“ an Bord der Mein Schiff 3 hautnah mitbekommen. Als Landeskundlicher Lektor versuchte ich zu helfen, wo’s ging, insbesondere durch zusätzliche Vorträge. Die Gäste sollten informiert und gleichzeitig unterhalten werden. Meine Angebote wurden denn auch dankbar angenommen. Schließlich konnte die ab 23. Februar geplante einwöchige Kanaren-Kreuzfahrt doch noch durchgeführt werden, wenn auch in einem reduzierten Umfang.

Mit "Scnutenpullis" während der "Blauen Reisen" auf Mein Schiff 2 im Herbst 2020

Während ich also an Bord des Kreuzfahrtschiffes mit einer realen Krisensituation konfrontiert war, wurden über die Medien immer häufiger und drängender Berichte über einen „Coronavirus“ im fernen China verbreitet. Auch meine Inge, meine Frau,  wies mich damals in Telefongesprächen und WhtasApp-Nachrichten immer wieder auf die aus ihrer Sicht drohende Gefahr hin. Es muss wohl am Morgen des 24. Februar 2020 gewesen sein, als ich ein Telefongespräch rüde beendete: „Lass mich endlich mit deinem Corona in Ruhe. Wir haben hier mit Calimar ein richtiges Problem.“ Zwei Tage später waren die Sandstürme vorbei. Corona kam mit aller Wucht auf uns zu und blieb schließlich für mehr als zwei Jahre.