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Herzlich willkommen, liebe Freunde, Bekannte, Kollegen und Zufallsleser zu unserem Reisetagebuch. Bis zum 18. August 2014 berichten wir hier über unsere Ferien in New York City und Texas. Den passenden Titel für den ersten Blogeintrag hat unsere Leser Thomas Dürselen beigesteuert: Apple and Steaks.
1. New York City (4 Tage)
Apple and Steaks
23. Juli 2014 | Eigentlich müssten wir mit einer Entschuldigung beginnen, schließlich sollte die erste Ausgabe unseres Tagebuchs laut Ankündigung schon am Dienstagabend im Netz stehen. Wir waren nach einem tollen ersten Ferientag einfach zu müde und überhaupt nicht mehr in der Lage, auch nur irgend etwas zu formulieren. Jetzt geht’s aber richtig los!
SPRACHTEST BESTANDEN – BEINFREIHEIT GEWONNEN
Irgendwie sind wir in diesem Jahr besonders bequem in den „Big Apple“ gekommen. Seitdem wir in Hamburg wohnen, dauert die Fahrt zum Flughafen nur noch 15 Minuten, früher in Oberbayern mussten wir mindestens zwei Stunden einkalkulieren, um auch rechtzeitig vor Abflug am Münchener Flughafen einzutreffen, der ja bekanntlich schon fast in Nürnberg liegt. Beim Check-in wurden wir von der United Airlines Mitarbeiterin einem ausgiebige Sprachtest unterzogen: „Do you speak English?“ – „Yes!“, antwortete Julia spontan und schon bekamen wir als Anerkennung für diese fremdsprachliche Meisterleistung eine Notausgangreihe zugewiesen. Grund dafür war nicht etwa, Horst mit seinen 1,95 Meter einen Gefallen zu tun. Nein, bei einem etwaigen Notfall hätten wir mit unseren fortgeschrittenen englischen Sprachkenntnissen die Besatzung bei Evakuierung der Boeing 757-200 unterstützen können – oder auch nicht… Horst musste unweigerlich an den alten Otto-Spruch denken: „English for runaways“.
Willkommen im Big Apple. Der Flug war denn auch äußerst angenehm und die sonst so zeitaufwendige Einreise in die USA am Flughafen Newark fast so locker, wie der Grenzübertritt von Deutschland in die Niederlande vor Ratifizierung des Schengener Abkommens. Dafür dauerte die Fahrt zum Hotel umso länger. Wir haben in New York City noch nie zuvor in einem so unendlichen Verkehrsstau gesteckt wie am Dienstagmittag Ortszeit. Dazu hatten wir am Flughafen das vermutlich älteste und dreckigste Taxi aus dem gesamten Großraum New York zugewiesen bekommen, in dem auch die Klimanalage nicht wirklich funktionierte. Der Fahrer – so unser Eindruck – wollte sich von dem Niveau seines Gefährts keinesfalls positiv abheben. So ignorierte er auf der letztendlich zweistündigen Fahrt zum Hotel alle Konversationsversuche hartnäckig.
DER BESTE TAXIFAHRER DER WELT
Und doch hatten wir – oder besser Julia – unglaubliches Glück mit unserem Taxler (ist noch bayerisch und bedeutet ‚Taxifahrer‘). Unser Fräulein Tochter hatte nach Ankunft am Hotel ihr iPhone auf der Rückbank liegenlassen. Wir waren schon fast an der Rezeption angekommen, als der sonst so stumme und grimmig dreinschauende Mann nach uns rief. Begleitet von einem unvermuteten Lächeln reckte er Julias wichtigstes Urlaubswerkzeug in die Höhe. Danke! Seit diesem Augenblick ist er für uns der beste Taxifahrer der Welt. Wir würden jederzeit wieder in seinem schmuddelig-gelben Cab sonstwohin fahren.
FREIHEITSSTATUE ZUM NULLTARIF
Dann folgte dieselbe Prozedur, wie eigentlich immer, wenn wir in New York ankommen. Unser Hotelzimmer war noch nicht bezugsfertig. Also fuhren wir mit der Subway-Linie R zum Battery Park, ganz im Süden Manhattans. Dort gibt’s übrigens kostenfreies W-Lan, das recht ordentliche Verbindungen ins Internet ermögicht.
Unser Ziel war allerdings die Statue of Liberty. Weil wir uns inzwischen schon als New York-Kenner fühlen, haben wir uns diesmal die Freiheitsstatute von der Staten Island Ferry aus angeschaut. Die rostig-farbenen Fährschiffe verbinden Manhattan mit Staten Island, dem kleinsten der fünf New Yorker Stadtteile, übrigens zum Nulltarif. Allerdings kann man auf diese Weise nicht auf Liberty Island gelangen. Dazu hätten wir eine „Statue Cruise“ für 18 US-Dollar pro Person buchen müssen, die auch den Besuch von Ellis Island enthält. Auf dieser Nachbarinsel im Hafen von New York wurden früher Einwanderer regelrecht „gefilzt“, bevor sie das US-Festland überhaupt betreten durften.
Die kostenlose Fahrt mit der Staten Island Ferry ist dennoch eine hervorragende Alternative, um die Freiheitsstatue und auch die imposante Südspitze von Manhattan mit ihren Wolkenkratzern sehen, fotogafieren und filmen zu können – was wir dann auch reichlich ausgenutzt haben.
Radeln durch den Central Park
24. Juli 2014 |Im zweiten Teil unseres Tagebuchs berichten wir über unsere Radtour bei 35 Grad durch die größte und schönste Grünfläche von New York. Außerdem stellen wir euch unser Hotel Metro vor und lüften Victorias Geheimnis.
Bei einer Reise passen gelegentlich auch mal Wünsche und Ratschläge bestens zueinander. Der Wunsch kam von Julia: Sie wollte während unseres New York-Aufenthalts diesmal unbedingt den Central Park erkunden. Und Susanne Bernard hatte uns via Facebook den Ratschlag gegeben: Leiht Euch ein Radl. Nichts schöneres als völlig relaxed mit dem Drahtesel durch NY. Ich hab’s gemacht und fand es einfach fantastisch!
Also, wir sind nicht mit dem Fahrrad durch die verstopften Straßen von Manhattan gefahren, dafür aber durch den Central Park, aus unserer Sicht die schönste Grünfläche, die wir jemals in einer Großstadt gesehen haben. Allen ernstes wurde neulich in einem Hamburg-Prospekt der heimische Stadtpark mit dem Central Park in New York verglichen. So sehr wir unsere neue Heimatstadt auch schätzen – dieser Vergleich ist etwa so absurd, wie der zwischen dem HSV* und Bayern München.
Wir sind Susanne dankbar für ihren Radl-Tipp, denn schöner als mit dem Fahrrad kann man den Central Park wohl nicht erkunden. Nach vorheriger Reservierung im Internet haben wir uns drei Räder am Rande der riesigen Grünfläche für drei Stunden ausgeliehen (15 US-Dollar pro Person). Das hört sich zunächst gewaltig lange an – ist es aber nicht, wenn man bei 35 Grad die 48 Sehenswürdigkeiten abklappern will, die der Park laut Prospekt zu bieten hat.
Wir mussten uns deswegen auf die wichtigsten Stops beschränken. Vom Belvedere Castle hatten wir einen wundervollen Blick über den gesamten Central Park hinüber zur Westseite mit dem Dakota Building, wo John Lennon zeitweise lebte und 1980 einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Kurze Zeit später erreichten wir den großen See, der nach der früheren First Lady benannt ist: Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir. Bevor wir schließlich zur berühmten Bow Bridge kamen, wo zahlreiche Filmszenen gedreht wurden, mussten wir uns noch knapp 20 Kilometer auf dem gekennzeichneten Fahrrad-Rundweg abstrampeln. Zu unserer Überraschung weist die Strecke einige recht respektable Hügel auf, mit denen vor allem Horst zu kämpfen hatte. Seinen Beinamen „Bergziege“, den er sich bei früheren Radtouren rund um den Simssee in Oberbayern erworben hatte, ist „Vatern“ erstmal wieder los. Landsleute unter den Stramplern erkannten wir übrigens daran, dass sie brav vor roten Ampeln im Park anhielten, während alle anderen Radler die Verkehrssignale einfach ignorierten.
Wir waren jedenfalls ganz schön kaput, als wir am Nachmittag wieder in „unser“ Hotel Metro in der 35. Straße zurückkamen. Unsere Unterkunft gefällt uns richtig gut. Einmal wegen der zentralen Lage, fast direkt neben dem Empire State Buildung und dem Einkaufstempel Macy’s. Zum Times Square sind es kaum 10 Minuten zu Fuß. Alle weiter entfernten Ziele erreichen wir mit der Subway – so wird in New York die U-Bahn genannt – deren nächste Station höchstens zweihundert Meter vom Hoteleingang entfernt ist. Zudem haben wir statt des gebuchten Doppelzimmers für drei Personen, ein richtig großes Familienzimmer mit zwei Schlafräumen und insgesamt drei Queen-Size-Betten bekommen. Von der Dachterasse, die zwar „nur“ auf der 13. Etage zwischen den beeindruckenden Wolkenkratzerschluchten von Manhattan liegt, haben wir dennoch einen tollen Blick auf das bekannteste Gebäude der Stadt – das Empire State Building. Und – in unserem Hotel wird deutsch gesprochen. Nicht etwa vom Personal, sondern nach unserem Eindruck von den meisten Gästen. Das Metro ist ein Vertragshotel von Thomas Cook – unsere Mitbewohner sind also vor allem „Neckermänner“, die morgens verzweifelt mit dem im Preis enthaltenen kargen Continental Breakfast kämpfen: „Gucke mol, das gibt’s gar kei Wurscht.“
Das Metro hatten wir übrigens nicht selber über ein Reise- oder Hotelportal im Internet gefunden, sondern gemeinsam mit den Flügen nach/von Dallas mit Stopover in Newark von einem kleinen Reisebüro in Hamburg buchen lassen – und damit jede Menge Geld gespart. Julia hat offensichtlich die feste Absicht, einen Teil dieser vermeintlichen Ersparnisse in „Klamotten“ zu investieren. Einen Anfang machte sie heute schon mal bei Victoria’s Secret, wo es angeblich die unwiderstehlichsten Dessous geben soll. Und das – so versicherte zumindest auch Inge – zu unwiderstehlich günstigen Preisen. Sei’s drum. Am Donnerstag steht unter anderem das Century 21 auf unserem Tagesprogramm. Diese vermeintliche Ramschbude direkt am neuen One World Trade Center ist ein regelrechtes Paradies für Schnäppchenjäger. Edle Marken gibt’s dort, vor allem Schuhe zu günstigen Preisen. Da dürften dann auch für Horst einige neue Boxershorts abfallen.
*HSV – eigentlich Hamburger SV – ist ein ehemals angesehener Fußballclub, der in diesem Jahr sogar die Qualifikation für die 2. Bundesliga verpasste.
Immer noch auf Entdeckungsreise im Big Apple
25. Juli 2014 | Einer der schönsten Plätze in New York City liegt (noch) Abseits der meisten Touristenrouten. Am Donnerstag zeigte uns Christian Fahrenbach Roosevelt Island – und wir kamen aus dem Staunen kaum heraus.
Klar, kennen wir New York – oder zumindest den Stadtteil Manhattan. Das dachten wir zumindest bis Donnerstagmittag. Horst war schließlich schon zwölf mal im Big Apple, Inge ist jetzt zum fünften Mal hier und Julia bringt es auch schon auf vier Besuche in ihrer Lieblingsstadt. Dann trafen wir uns mit Christian Fahrenbach und wurden mal wieder als Greenhorns ertappt.
Christian, Journalist mit Doktortitel und ‚Schüler‘ des legendären Internet-Gurus Jeff Jarvis, lebt seit 2012 mit einigen Unterbrechungen in New York. Als wir ihn heute Mittag im Starbucks an der Ecke der 1st Avenue und 60. Straße trafen, hatte er gerade einen Umzug innerhalb Manhattans hinter sich gebracht. New York will er nach eigenen Angaben jetzt erst wieder verlassen, wenn ihm die Stadt auf die Nerven geht. Damit das nicht allzu schnell passiert, hat er Plätze in der Riesenmetropole gesucht und gefunden, wo er einfach mal relaxen – und die Seele baumeln lassen kann.
Ein solcher Platz ist beispielsweise Roosevelt Island, benannt nach dem 32. US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Die etwa drei Kilometer lange und höchstens 230 Meter breite Insel liegt im East River zwischen den Stadtteilen Manhattan und Queens. Besonders originell – und auch atemberaubend – ist die Anfahrt mit der Seilbahn, die zunächst durch Manhattans Häuserschluchten und dann über den East River auf das Eiland führt. Während wir am Tag zuvor bei unserer „Radl-Tour“ noch mit Tausenden im Central Park unterwegs waren, trafen wir auf Roosevelt Island nur ein paar Dutzend Touristen, die genau wie wir, die großartige Aussicht auf die Skyline von Manhattan genossen.
Wir sind immer noch auf Entdeckungsreise in New York – und haben auch diesmal wieder nicht alles geschafft, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Dazu zählen auch Tipps, die wir von Freunden und Lesern unseres Reisetagebuchs unterwegs erhielten: Daniel Oestreich riet uns, den High Line Park zu besuchen und Thomas Lückerath empfahl uns eine Tour mit der East River Ferry zu unternehmen. Auch für den von Ulrike Langer empfohlenen Fahrradtrip in der Upper West Side entlang des Hudson Rivers oder das von Dennis Münch gepriesene Dinner in der Gramercy Tavern hat die Zeit diesmal leider nicht gelangt. Es gibt also viele gute Gründe wiederzukommen – nach New York, in eine der aufregendsten Städte der Welt.
2. Fort Worth und Dallas/Texas (3 Tage)
Landung in einer anderen Welt
26. Juli 2014 | Keine Texashüte, nur freundliche Menschen und eine blitzsaubere Stadt Fort Worth: Was uns in den ersten Stunden unseres Texas-Aufenthalts sonst noch aufgefallen ist, berichten wir im vierten Teil unseres Reisetagebuchs
Die Entfernung von New York bis Fort Worth beträgt rund 2.200 Kilometer Luftlinie. Unser Flug von Newark bis Dallas/Fort Worth dauerte heute Nachmittag gut dreieinhalb Stunden. Und dennoch haben wir heute Abend das Gefühl, in einer anderen Welt gelandet zu sein. Heute Vormittag noch das hektische Treiben in Manhattan, die verstopften Straßen durch die sich unser Taxifahrer den Weg zum Flughafen teilweise nur im Schritttempo bahnen konnte.
In Fort Worth, der ersten Station auf unserer Ferienreise durch Texas, scheint alles deutlich ruhiger zuzugehen und auch zuvorkommender als im Big Apple. Beim ersten fragenden Blick nach der Ankunft am Großflughafen Dallas/Fort Worth – wo geht’s hier wohl zur Mietwagenstation? – wies uns sofort ein freundlicher älterer Herr den richtigen Weg. Ob bei der Übernahme unseres Mietwagens am Flughafen, an der Rezeption unseres Hotels unweit des Stadtzentrums beim Check in oder in Riscky’s Barbeque Restaurant – wo wir am Abend unsere ersten „butterweichen“ Texas-Steaks – übrigens zu unglaublich günstigen Preisen – heißhungrig verschlangen, überall trafen wir hier bislang nur auf freundliche Menschen, die uns das Gefühl gaben, als Gäste im Lone Star State herzlich willkommen zu sein.
Überrascht waren wir in den ersten Stunden unseres Aufenthalts vor allem von Fort Worth. Die Nachbarstadt der Millionenmetropole Dallas hat zwar selbst rund 750.000 Einwohner, das Zentrum lässt sich dennoch schnell erkunden. Von dem mächtigen Gerichtgebäude Tarrant County Courthouse im Norden erreichten wir über die Main Street schon nach wenigen Minuten den Sundance Square mit Wasserspielen, zahlreichen Sitzmöglichkeiten auf dem großen Platz, einigen Bars und Restaurants an den Seiten und sichtlich gut gelaunten Menschen, die zu den Songs von Straßenmusikern begeistert mitklatschten.
Dazu kann Fort Worth in Sachen Sauberkeit mit jeder gepflegten skandinavischen Stadt problemlos mithalten. Wir haben noch nie ein dermaßen blitzsauberes Stadtzentrum auf unseren Reisen gesehen – in den USA und auch in Deutschland nicht. Wer auf dem Sundance Square seinen leeren Eisbecher achtlos wegwirft, könnte Ärger mit dem diensthabenden Police Officer bekommen, der ansonsten sichtlich entspannt auf einem Segway Personal Transporter seine Runden durch das Zentrum der „Welt-Cowboy-Hauptstadt“ (dazu morgen mehr) dreht.
Noch etwas ist uns aufgefallen: Die berühmten Texashüte haben wir an unserem ersten Abend in Fort Worth lange Zeit vergeblich gesucht. Nach mehreren Stunden ist uns dann tatsächlich ein Texashutträger über den Weg gelaufen. Allerdings sprach der französisch – und ist wohl auch „nur“ ein Tourist in Fort Worth, genau wie wir.
Frische Steaks unterwegs
27. Juli 2014 | Im fünften Teil unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ sind wir „auf die Kuh gekommen“. Julia hat sich sogar auf ein echtes Texas Longhorn gewagt und sich darauf länger gehalten, als die Cowboys beim abendlichen Rodeo
Wenn große Männer kleine Kühe mit dem Lasso einfangen, im hohen Bogen vom Rücken eines wilden Bullen fliegen oder sich von einem buckelnden Pferd in den Sand schleudern lassen – nennt man das Rodeo. In Fort Worth finden jeden Freitag- und Samstagabend im wohltemperierten Cowtown Coliseum inmitten des wild-west-nostalgischen Stockyards-Viertels solche Spektakel mit dem Titel „Championship Rodeo“ statt.
Höhepunkt eines Rodeos ist fast immer das Bull Riding. Allerdings dauert der Ritt auf dem wilden Tier nur wenige Augenblicke. Dann landet der Cowboy im Sand der Arena und als Clowns verkleidete Helfer versuchen den Bullen irgendwie vom abgeworfenen Reiter fernzuhalten. Zartbesaitete Mitteleuropäer – so wie wir – sollten besser nicht darüber nachdenken, warum sich Bullen und Pferde bei Rodeos so wild gebärden. Zum Glück war das Texas Longhorn, auf dem Julia für unsere Kamera posierte, wesentlich friedlicher. Das durchaus imposante Rindvieh hielt brav so lange still, bis wir unsere Fotos „im Kasten“ hatten.
Überhaupt standen Rindviecher am Samstag im Mittelpunkt unserer Ferienaktivitäten. Grund dafür war der „National Day of the American Cowboy“, der ausgerechnet während unseres Besuchs in den Stockyards gefeiert wurde. Cowboys trieben Texas Langhorns durch diesen historischen Distrikt von Fort Worth. Wir sahen Texas Rangers, die in ihren schmucken Uniformen auf edlen Pferden an Saloons und Souvenirläden vorbeiritten. Chinesische oder japanische Touristen (so genau konnten wir das nicht erkennen) lukten etwas verstört aus einer aufpolierten Postkutsche, mit der sie durch den ehemaligen Western-Handelsplatz tranportiert wurden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollen hier bis zu einer Million Stück Rindvieh pro Jahr verkauft worden sein.
Als wir gegen Mittag in den Stockyards eintrafen, fielen wir wegen unseres wohl zu touristisch anmutenden Outfits beim Fest der Cowboys regelrecht auf. Also beschlossen Inge und Julia spontan, sich Texas Hüte zuzulegen. Beide wollen ihre neuen Kopfbedeckungen bis zum Ende unserer Ferien höchstens noch zum Schlafen und Baden ablegen. Von Rindviechern hatten wir am Samstagabend dann allerdings erst einmal die Nase voll. Weil wir tagsüber jede Menge Steaks unterwegs gesehen hatten, orderten wir in dem urigen Steakhaus inmitten der Stockyards lieber Cesar Salat mit Hühnchen.
Walking down memory lane in Dallas
28. Juli 2014 | Im sechsten Teil unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ bewegen wir uns auf den Spuren von J.R. Ewing auf der Southfork Ranch und besuchen den Ort an dem John F. Kennedy starb.
Als im Jahr 1991 die letzte der insgesamt 349 Folgen des Dallas-Originals im Fernsehen lief, waren es noch rund sieben Jahre bis zur Geburt unserer Tochter. Kein Wunder also, dass Julia nicht in Begeisterung verfiel, als der Familienrat am Sonntagmorgen mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit beschloss, die Southfork Ranch in der Gemeinde Parker, etwa eine halbe Autostunde außerhalb von Downtown Dallas, zu besuchen.
Selbst Inge, ausgewiesener Fan der TV-Serie, war zunächst enttäuscht, als wir den Ort erreichten, wo früher J.R. Ewing seine Gemeinheiten ausheckte, Sue Ellen darüber in Depressionen verfiel und Miss Ellie verzweifelt versuchte, die Familie irgendwie zusammenzuhalten: „Das hätte ich mir viel größer vorgestellt.“ Damit gemeint war vor allem das Wohngebäude, das von außen überschaubar wirkt, innen dann aber doch prächtige Räumlichkeiten bietet, die uns an die Kultserie der 1980er Jahre erinnerten.
Vor allem das Wohnzimmer mit dem Porträt des Familienoberhaupts Jock Ewing kam uns immer noch sehr vertraut vor. Tatsächlich wurde innerhalb des Wohngebäudes jedoch niemals eine Szene für die Fernsehserie gedreht – alle Innenaufnahmen entstanden in einem Filmstudio in Hollywood. Anachronismus pur: Erst in den 1990er Jahren wurden die Wohn- und Schlafzimmer der Familie Ewing auf Southfork den Hollywood-Kulissen nachempfunden. Dagegen enstanden auf dem Gelände der Ranch alle Außenaufnahmen, die auch im Fernsehen zu sehen waren, versicherte uns Nancy, die heutzutage Touristen durch das Gebäude führt und dabei mit mehr oder weniger wissenswerten Dallas-Legenden versorgt. Das mag zum Teil kitschig sein – uns hat der Besuch auf der wohl berühmtesten Ranch der Welt dennoch ausgesprochen gut gefallen. Julia hat ganz nebenbei ihr Traumhaus nebst Swimmingpool entdeckt.
Szenenwechsel. Wir sind jetzt in der Elm Street im Stadtzentrum von Dallas. Die wichtigste Sehenswürdigkeit der Millionenmetropole ist ein ehemaliges Lagerhaus, aus dem am 22. November 1963 mit großer Wahrscheinlichkeit die tödlichen Schüsse auf den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy fielen. Der mutmaßliche Mörder Lee Harvey Oswald hatte sich wohl im sechsten Stock des damaligen Schulbuchlagers postiert und durch das rechte Fenster (auf dem Bild zweite Etage von oben, ganz rechts) die tödlichen Schüsse auf die Wagenkolonne abgegeben, die unten auf der Elm Street langsam vorbei fuhr.
Szenenwechsel. Wir sind jetzt in der Elm Street im Stadtzentrum von Dallas. Die wichtigste Sehenswürdigkeit der Millionenmetropole ist ein ehemaliges Lagerhaus, aus dem am 22. November 1963 mit großer Wahrscheinlichkeit die tödlichen Schüsse auf den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy fielen. Der mutmaßliche Mörder Lee Harvey Oswald hatte sich wohl im sechsten Stock des damaligen Schulbuchlagers postiert und durch das rechte Fenster (auf dem Bild zweite Etage von oben, ganz rechts) die tödlichen Schüsse auf die Wagenkolonne abgegeben, die unten auf der Elm Street langsam vorbei fuhr.
3. Austin/Texas (4 Tage)
Keine Liebe auf den ersten Blick
29. Juli 2014 | Im siebten Teil unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ gibt’s unsere ersten Eindrücke von Austin. Die Hauptstadt von Texas mussten wir uns erst einmal in einem Steakhouse „schön essen“.
In Reisetagebüchern sollten gefälligst nur Orte vorkommen, die als „einzigartig“, „legendär“ und/oder „vielfältig“ bejubelt werden können. Und was können wir am ersten Abend nach unserer Ankunft über Austin lobenswertes berichten? Das Capitol des Bundestaates Texas sieht recht „hübsch“ aus – zumindest aus der Ferne. Ansonsten hält sich unsere Begeisterung noch deutlich in Grenzen.
Unserem Reiseführer „Texas“ folgend, sind wir zur Abendessenszeit von unserem etwas außerhalb gelegenen Hotel nach Downtown in die als „quicklebendig“ beschriebene Sixth Street gefahren – und hatten den Eindruck, dass die „Austinites“ ihre Stadt aus uns nicht bekannten Gründen fluchtartig verlassen haben müssen. Wir liefen so ziemlich allein durch den „Historical District“, vorbei an zumeist geschlossenen Restaurants und leeren Bars.
Auch unsere Suche nach einem der angeblich „mehr als 200 Musikclubs“ in denen „allabendlich Kostproben der lokalen Musikszene“ geboten werden sollen, verlief recht enttäuschend. Kurz bevor wir wieder in den Mietwagen einstiegen, hörten wir dann doch noch Live-Musik aus einer Openair Bar. Als wir näher kamen, entdeckten wir zwei verloren wirkende Musiker auf der kleinen Bühne – die sich ausgerechnet an dem Stones-Klassiker „As Tears go by“ versuchten. Noch verlorener wirkte allerdings der einzige Zuhörer bei diesem „Hinterhofkonzert“ (auf dem Bild rechts, halb verdeckt).
Leute, so geht das nicht. Wir hatten tolle Ferientage in New York, Fort Worth und Dallas – und dann zwei Hinterhofmusikanten als Repräsentanten der vielgepriesenen Musikszene von Austin? Irgendwie musste der Abend zumindest noch ein wenig gerettet werden. Zum Glück hatte Julia auf der Fahrt ins Zentrum ein Restaurant der Steakhousekette „Longhorns“ entdeckt. Mit tollen Spare Ribs für Julia und Horst sowie einem butterweichen Rinderfilet, das sich Inge bestellt hatte, gab’s doch noch einen – zumindest kulinarisch – ausgesprochen gelungenen Abschluss unserer ersten Stunden in Austin.
Nachdem wir uns am ersten Abend die Haupstadt von Texas quasi „schön gegessen“ haben, wollen wir ab Dienstagmorgen die sehenswerten Seiten von Austin und Umgebung entdecken. Ob uns das gelingt, könnt ihr in unserem Reisetagebuch nachlesen. Übrigens – für sachdienliche Hinweise sind wir immer dankbar.
Texas is always bigger
30. Juli 2014 | In Austin steht das größte Capitol aller 50 US-Bundesstaaten und hier leben im Sommer die meisten „urbanen“ Fledermäuse weltweit. In der achten Ausgabe unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ haben wir uns mit der texanischen Hauptstadt schon richtig angefreundet.
In unseren vergangenen Ferien in Nordamerika haben wir schon so manche – für uns exotische – Tierart recht passabel im Bild festgehalten: Von gefährlichen Alligatoren in den Everglades bis zu putzigen Chipmunks am Sankt Lorenz Strom in Kanada. Zugegeben – am Dienstag sind wir in Austin beim Versuch, ganze Schwärme von Fledermäusen zu fotografieren, nahezu gescheitert. Mit viel gutem Willen könnt ihr die schwarzen Pünktchen und Flecken auf dem folgenden Schnappschuss als Fledermäuse „identifizieren“.
Dabei gehören die „Congress Avenue Bat Flights“ kurz nach Sonnenuntergang zu den Hauptattraktionen der texanischen Hauptstadt. Als 1980 die Congress Avenue Bridge über den Lady Bird Lake renoviert wurde, siedelten sich hier Hunderttausende Fledermäuse aus Mexiko kommend in den Fugen, Löchern und Hohlräumen der Brückenkonstruktion an. Heute soll es hier in den Sommermonaten rund 1,5 Millionen Fledermäuse geben, doppelt so viele, wie Austin Einwohner hat. Für die Austinites hat das den Vorteil, dass sie kaum von Mücken belästigt werden, denn die stehen vorrangig auf dem Speiseplan der Fledermäuse.
Einen herrlichen Ausblick auf den Lady Bird Lake und Teile von Austin hatten wir bereits am Vormittag vom Mount Bonnell aus. Aufgrund seines schmalen Zuschnitts wirkt der See eher wie ein Fluss, der die Stadt in zwei Hälften teilt. Der ehemalige Town Lake wurde im Jahr 2007 zu Ehren der Gattin des früheren – aus Texas stammenden – US-Präsidenten Lynden B. Johnson umbenannt.
Einen weiteren – vermeintlich – großen Texaner entdeckten wir dann später in der „Ahnengalerie“ ehemaliger Gouverneure im State Capitol: George W. Bush stand von 1994 bis 1998 an der Spitze des Lone Star State, bevor er 2001 für acht Jahre 43. Präsident der Vereinigten Staaten wurde. Dass „Texas always bigger“ ist – oder zumindest sein will, erklärte uns Kathy mit reichlich Selbstironie während der unterhaltsamen Führung durch das imposante Bauwerk: „Wir haben das größte Capitol aller 50 US-Bundesstaaten. Nur das Capitol in Washington ist größer – unseres ist aber höher.“ Wer’s auf den ersten Blick nicht glauben mag, wird bei der Besichtigung schnell den Grund für die enorme Größe erkennen: Vier Etagen wurden bei der Erweiterung des Gebäudekomplexes im Jahr 1993 unter der Erdoberfläche ausgebaut.
Stammleser unseres Reisetagebuchs haben vermutlich schon bemerkt, dass wir uns mit Austin am zweiten Tag unseres Aufenthalts schon richtig angefreundet haben. Dazu beigetragen haben Tipps, die wir nach unserem gestrigen Blogeintrag via Facebook, Twitter und E-Mail erhielten. Vielen Dank dafür. Für Julia ist Austin schon deswegen „bigger“ geworden, weil sie heute Abend bei „Berry Austin“ in der Congress Avenue „den besten Frozen Yogurt aller Zeiten“ gegessen hat.
Abkühlung in Austin
31. Juli 2014 | Teil 9 unseres Reisetagebuchs mit einem erfrischenden Bad in einem der weltweit größten Swimming Pools. Auch für Austinites war es am Mittwoch nicht zu heiß zum Baden…
Jetzt sind wir schon sechs Tage in Texas und das bei Temperaturen, die tagsüber gelegentlich die 40-Grad-Marke erreichen, nachts nur selten unter 30 Grad fallen. Wir hatten uns deshalb von vornherein darauf eingestellt, dass wir uns in den Ferien diesmal unmöglich ein täglich randvolles Besichtigungs- und Erlebnisprogramm aufhalsen können, sondern auch genügend Zeit zum Ausspannen und Erholen einplanen müssen.
Am Mittwoch haben wir deshalb einfach nur ausgespannt – oder anders ausgedrückt: Ferien im wahrsten Sinne des Wortes gemacht. Ein passender Ort dafür ist in Austin der Zilker Park mit dem Barton Springs Pool. Das sind drei Quellen, die schon in den 1920er Jahren eine Einfassung aus Beton erhielten. Daraus entstand mit einer Länge von 275 Metern einer der größten Swimming Pools weltweit für dessen Benutzung am Eingang 4 Dollar pro Person fällig werden. Da das Wasser frisch aus den Quellen kommt, ist es bei 22 Grad angenehm kühl. Allerdings zu kühl für Horst, der sage und schreibe gefühlte 20 Minuten und mehrere böse Blicke einer Bademeisterin brauchte, bevor er ganz vorsichtig ins Wasser „kroch“, während Inge und Julia schon längst genüsslich planschten.
Wer’s natürlicher mag, kann sich in dem nicht eingezäunten Teil der Barton Springs zum Nulltarif erfrischen, muss sich dort aber auch mit vielen Hunden das kühle Nass teilen. Übrigens – als wir am Mittwochmittag in der Freizeitoase eintrafen, war das Areal für einen Wochentag recht gut besucht. Einen Parkplatz fanden wir erst nach längerer Suche. Die Gründe dafür erläuterte uns ein Austinite am Beckenrand: Zum einen sind zurzeit Schulferien in Texas und zum anderen war es am Mittwoch mit 35 Grad für diese Jahreszeit nicht besonders heiß. Bei noch höheren Temperaturen mögen selbst die an Hitze gewöhnten Einwohner der texanischen Hauptstadt kaum noch die klimatisierten Häuser verlassen.
Glanzvoller Abschied von Austin
1. August 2014 | Die Sunset Cruise auf dem Lady Bird Lake zählt schon jetzt zu den Höhepunkten unserer Fahrt durch Texas. In der 10. Ausgabe unseres Reisetagebuchs zeigen wir die schönste Seite der texanischen Hauptstadt. Fledermäuse sind auch wieder dabei – und die „Shopping Queen von Austin“.
„Ihr seid zur falschen Jahreszeit in Austin. Im März steppt dort der Bär„, kommentierte Ulrike Langer unseren etwas enttäuschten Tagebucheintrag, den wir am Montagabend nach unserer Ankunft in der texanischen Hauptstadt veröffentlicht hatten. Nun ja, Bären haben wir in den drei Tagen unseres Aufenthalts hier tatsächlich nicht „steppen“ gesehen. Dafür jede Menge Fledermäuse. Ende Juli, so erfuhren wir heute von Lone Star Riverboat-Kapitän Jason während der Sunset Cruise auf dem Lady Bird Lake, ist nämlich die beste Zeit, um dieses unglaubliche Naturschauspiel inmitten von Austin zu verfolgen.
Während wir uns für den ersten „Fledermaus-Report“ am Dienstag noch auf der Congress Avenue Bridge postiert hatten, beobachteten wir das tierische Schauspiel heute kurz nach Sonnenuntergang von einem Elektroboot aus. Doch diese Sunset Cruise, für nur 10 US-Dollar pro Person, Senior Horst bezahlte sogar nur 8 Dollar, hatte viel mehr zu bieten – vor allem herrliche Ausblicke vom Wasser aus auf die durchaus beeindruckende Skyline der inzwischen rund 850.000 Einwohner zählenden Hauptstadt von Texas.
Unser letzter Abend in Austin ging dann auch in bester Stimmung bei einem ausgiebigen Abendessen in Joe’s Crab Shack zu Ende. Weil Horst die Idee für die Sunset Cruise hatte, durfte er seinen geliebten Steampot mit Alaska King Crabs, Scallops und Muscheln auswählen. „Durfte“ – nicht unbedingt wegen des Preises von 23,95 Dollar, sondern vor allem wegen der langen Zeit, die „unser Vater“ für das „Sezieren“ der gewaltigen Crabs erfahrungsgemäß benötigt.
Beonders Julia war heute mit den Lesitungen ihres Vaters durchaus zufrieden. Schließlich hatte der am Morgen herausgefunden, dass es im Round Rock Factory Outlet, nördlich von Austin am Donnerstag, einen „Best Price Day“ gab. Unsere Tochter investierte einen Großteil ihres Ferien-Budgets in schicke neue Turnschuhe und andere Dinge, die eine Sechzehnjährige einfach gern hat. Als sie ihre gesammelten Einkäufe für eine Erinnerungsfoto stolz präsentierte, erhielt sie von Inge spontan den Beinamen „Shopping Queen von Austin“.
So, jetzt müssen wir mal wieder unsere Koffer packen. Inge hat für uns zwei Tage „Ferien auf dem Bauernhof“ in den Texas Highlands zwischen Austin und San Antonio gebucht. Wie uns die knapp 40 Grad heiße Landluft so bekommt, könnt ihr in den nächsten Ausgaben unseres Reisetagebuchs nachlesen.
4. Texas Hill Country (2 Tage)
Unsere Ranch in Texas
2. August 2014 | Teil 11 unseres Reisetagebuchs „Apple und Steaks“: Gebucht hatten wir zwei Ferientage „auf dem Bauernhof“ in Texas Hill Country, bekommen haben wir eine ganze Ranch zur Alleinbenutzung – und was für eine.
Als wir heute morgen in Austin in Richtung Texas Hill Country starteten, hatten wir beim besten Willen keine Ahnung, wo wir am späten Nachmittag landen würden. Inge hatte über ein Hotelportal im Internet zwei Nächte auf einer Ranch in der Nähe von Bandera gebucht. Wir freuten uns darauf, nach New York, Fort Worth, Dallas und Austin, endlich das legendäre Landleben in Texas kennenzulernen.
Es kommt wirklich selten vor, dass es Inge und Julia gleich zusammen die Sprache verschlägt. Dieser seltene Fall trat ein, als wir am späten Nachmittag nach Stationen im Lady Bird Wildflower Park und in der deutschstämmigen Kleinstadt Fredericksburg die Medina River Ranch, etwa 15 Kilometer außerhalb der Cowboy-Gemeinde Bandera (dazu mehr im nächsten Tagebuch ) erreichten. Das Hauptgebäude des Anwesens erreichten wir vom PIN-Code geschützten Tor nach etwa drei Kilometern über die Privatstraße mit engen Kurven und über schmale Brücken durch eine trockene Buschlandschaft. Unterwegs beobachteten wir eine kleine Schafherde und mehrere Blackbuck Antilopen, die wenig Scheu zeigten – hier aber eigentlich gar nicht hergehören, weil sie in Indien heimisch sind. Pferde und Rinder – so wie wir das eigentlich erwartet hatten, haben wir indes nicht gesehen.
Der Verwalter des Anwesens begrüßte uns in der riesigen Lounge, die den Eindruck einer noblen Safari-Lodge vermittelt: Vor der breiten Fensterfront präparierte Löwen, Zebras und andere afrikanische Wildtiere. In der Raummitte befinden sich mehrere Sessel- und Sofa-Kombinationen, dazu eine große und offene amerikanische Küche sowie eine breite Theke, an der gerade dieser Tagebucheintrag verfasst wird.
Auch unser Apartment in einem etwa 200 Meter vom Hauptgebäude entfernt liegenden Nebenhaus kann sich durchaus sehen lassen. Die äußerst komfortable Einrichtung wird durch liebevoll gestaltete Details ergänzt. So wurden die Nachttischlampen beispielsweise in Form von Cowboystiefeln gestaltet. Der Hammer: Dieses riesige Anwesen mit ca. 400 Hektar und etwa zehn Gebäuden bewohnen wir in der Nacht von Freitag auf Samstag ganz allein. Erst am Samstag sollen weitere Gäste dazu kommen. Aufregend ist das schon…
Es gibt natürlich Gründe, warum wir in dieser Nacht die einzigen Gäste auf dieser ehemaligen Luxus-Ranch sind. Das Anwesen liegt am Medina River, der hier inzwischen fast vollständig ausgetrocknet ist. Wie wir im Internet recherchiert haben, sucht der Besitzer einen Käufer für die Medina River Ranch. Der Preis ist eigentlich ein Schnäppchen: 4.999.999 Dollar.
„Bergfest“ mit Lee, April und all den anderen
3. August 2014 | Auf „unserer Ranch“ in Texas trafen wir wunderbare Menschen, mit denen wir zur Mitte unserer Ferienreise einen unvergesslichen Abend erlebten.
Zugegeben – wir sind gestern Abend ein wenig versackt. Aus diesem Grund erscheint diese Ausgabe unseres Tagebuchs auch mit einiger Verspätung – sorry, about that. Es war allerdings auch ein wunderbarer Abend mit Lee, April, ihren vier Kindern, Aprils Eltern, der Freundin von Sohn Michael und wiederum deren Eltern. Zusammen also eine richtige texanische Großfamilie, die an diesem Wochenende auf die Medina River Ranch ins Texas Hill Country gekommen ist, um gleich drei Geburtstage nach- und vorzufeiern. Und wir durften mitfeiern. Das passte großartig, denn am Samstagabend hatten wir auch die Hälfte unserer Ferienreise nach New York und durch Texas erreicht: „Bergfest“.
Es war für uns schon ein Erlebnis, April und Lee bei der Zubereitung des typischen amerikanischen Barbecues mit großen Steaks, Lachs und Wolfsbarsch zuzuschauen. Dazu gab’s Gemüse, Salate und Kartoffeln in unterschiedlichen Varianten sowie am Ende drei Torten für die Geburtstagskinder. Bei all dem leckeren Essen und den anregenden Gesprächen hätten wir es fast versäumt, uns den malerischen Sonnenuntergang von der Terrasse der Lodge aus anzusehen.
Später haben wir noch einen nächtlichen Ausflug mit zwei ATVs (all-terrain vehicle) durch das riesige Gelände der Medina River Ranch unternommen und dabei unter anderem auch zwei Zebras im Scheinwerferlicht entdeckt. (Den „Beweis“ können wir leider nicht erbringen, weil auf den „geschossenen“ Fotos kaum etwas zu erkennen ist.) Das war vor allem ein besonderes Erlebnis für Julia: Unter der fachkundigen Anleitung von Sohn Michael durfte sie selbst eines dieser Geländefahrzeuge steuern.
Danke Lee, April und ihrer Familie für den unvergesslichen letzten Abend auf „unserer Ranch“ in Texas. Wir haben uns fest vorgenommen, mit unseren neuen Freunden aus Austin in Kontakt zu bleiben und hoffen, dass wir ihnen bald auch einmal Hamburg zeigen können.
5. San Antonio/Texas (2 Tage)
Allen’s TexSex
4. August 2014 | Zu einem wirklich guten texanischen Frühstück gehören Biscuits, Sausage, Gravy – und Allen’s beste Sprüche. Im 13. Teil unseres Reisetagebuchs erreichen wir außerdem San Antonio.
Eigentlich hatten wir den Tagesablauf am Sonntag ganz anders geplant. Von „unserer Ranch“ nahe Bandera im Texas Hill Country wollten wir einen Abstecher in das von deutschen Einwanderern Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete New Braunfels machen. Dann trafen wir unsere neuen Freunde aus Austin, die uns wie selbstverständlich zu einem echten – und vor allem köstlichen – texanischen Frühstück einluden.
Neben den obligatorischen Sausages, Ham und Eggs, entdeckten wir auf dem Frühstückstisch einen cremefarbenen Brei, den sich vor allem die Kinder mit Begeisterung fingerdick auf die bereitliegenden Biscuits schmierten. What’s that? Das sei Gravy, erklärte uns Aprils Vater Allen – und gehöre genauso zu einem texanischen Frühstück, wie der Hut auf den Kopf eines Rodeo-Reiters. Für die Zubereitung brauche man lediglich Mehl, Milch, etwas Öl und Pfeffer. Und tatsächlich – es schmeckt verdammt lecker.
Es waren wohl mehr als zwei Stunden, die wir schließlich beim Frühstück zusammensaßen, Erfahrungen aus Texas und Deutschland austauschten, Dinge verglichen und immer wieder über Allens Witze herzhaft lachen mussten. Der 62jährige, der im ersten Moment etwas „bärbeißig“ wirkt, hat einen unglaublich trockenen Humor und versteht es in seinem texanischen Dialekt auch nicht so ganz „stubenreine“ Witze einfach sympathisch zu verbreiten. Kostprobe: „How becomes a man a bullrider when making love with a woman? Call her by the wrong name!“
Unsere amerikanischen Freunde waren von der Begegnung auf der Medina River Ranch wohl ebensfalls angetan. Allens Schwiegersohn Lee teilte uns am Sonntagabend per E-Mail mit, dass die ganze Familie auf der Rückfahrt nach Austin im Restaurant „Der Lindenbaum“ in Fredericksburg „Jägerschnitzel mit Sauerkraut“ gegessen hat.
Hoffentlich waren die Schnitzel besser als die Bratwurst mit Rotkohl und Sauerkraut, die Horst am Freitag auf der Fahrt ins Texas Hill Country in der von deutschen Einwanderern gegründeten Kleinstadt Fredericksburg gegessen hatte. Zumindest hatte dieses wurstartige Gebilde mit einer guten deutschen Bratwurst so wenig gemeinsam, wie deutsche Rippchen mit echten amerikanischen Spare Ribs.
Hoffentlich waren die Schnitzel besser als die Bratwurst mit Rotkohl und Sauerkraut, die Horst am Freitag auf der Fahrt ins Texas Hill Country in der von deutschen Einwanderern gegründeten Kleinstadt Fredericksburg gegessen hatte. Zumindest hatte dieses wurstartige Gebilde mit einer guten deutschen Bratwurst so wenig gemeinsam, wie deutsche Rippchen mit echten amerikanischen Spare Ribs.
Damit wären wir am Ende unseres Tagebucheintrags auch wieder bei Elvis. Der liebte das üppige Essen der Südstaaten und soll bis zuletzt von den besten BBQ-Restaurants in Memphis mit Steaks, Burger und „dicken Rippen“ auf seinem Anwesen in Graceland beliefert worden sein.
Auf dem San Antonio River Walk
5. August 2014 | Keine Frage – San Antonio mit dem River Walk ist die schönste Stadt, die wir bislang in Texas gesehen haben. Für den 14. Teil unseres Reisetagebuchs haben wir uns die zweitgrößte Metropole im Lone Star State auch von oben angesehen und selbstverständlich The Alamo besucht.
San Antonio, mit knapp 1,4 Millionen Einwohnern nach Houston zweitgrößte Metropole in Texas, wirkt auf uns wie eine spanische Stadt. Obwohl – eigentlich kennen wir gar keine Stadt auf der Iberischen Halbinsel, in der sich ein Fluss durch das Zentrum windet, eingerahmt von kaum 90 Zentimeter schmalen Promenaden an beiden Seiten, die kaum höher als die Wasseroberfläche liegen. Trotzdem – so versicherte Bootsführer „Captain Peter“ bei unserer „Cruise“ am Montagvormittag – würden hier im Monat höchstens ein bis zwei Menschen im Wasser landen. Das hat uns schon gewundert, weil sich an beiden Seiten des San Antonio Rivers nicht nur Touristenströme entlang schlängeln, sondern dazu in den zahlreichen Restaurants und Bars spätestens ab dem späten Nachmittag auch noch reichlich Alkohol, zumeist in Form von Margaritas, ausgeschenkt wird.
Die besten Margaritas in San Antonio soll es im „Iron Cactus“ am River Walk, unweit unseres Hotels „Valencia“ geben. „Wir gehören zu den Top 10 Margarita-Places in den USA“, pries Kellner Pepe das eigene Lokal. Aus welchem Ranking dieses Prädikat stammt, verriet er uns nicht – dafür schmeckte der Aperitif durchaus lecker. Noch besser waren allerdings die anschließenden Fajitas zum Abendessen.
Gutes Essen und Trinken sowie die fröhlich-südliche Atmosphäre sind sicherlich gute Gründe, um San Antonio zu besuchen. Das absolute Highlight für uns war allerdings die etwa halbstündige „Cruise“ mit fast lautlos dahingleitenden Ausflugsbooten auf dem San Antonio River entlang des Walks mit unzähligen Restaurants, Bars, Souvenirläden bis fast hinein in das riesige Einkaufsparadies „River Center“ inmitten der Stadt.
Gefährlich sei so eine Fahrt auf den flachen Booten überhaupt nicht, beruhigte uns „Captain Peter“. Wenn man ins Wasser fällt, braucht man einfach nur wieder aufstehen. Der San Antonio River ist hier gerade mal einen Meter tief. Allerdings könnte man im Fluss neben den vielen Enten auch Schildkröten, Wasserratten und sogar Schlangen begegnen. „Vergesst nicht, das ist trotz des Walks an beiden Seiten immer noch ein natürlicher Fluss mit viel Leben – über und unter der Wasseroberfläche“, erklärte uns der Bootsführer.
Weil wir die Cruise schon am Vormittag ganz prima fanden, schifften wir uns am Abend nach Einbruch der Dunkelheit nochmal ein, um den beleuchteten River Walk vom Boot aus zu genießen. Der Urlaubskasse hat’s auch keinen großen Schaden zugefügt. Eine Tour kostet 8,25 US-Dollar, Horst durfte zum Senioren-Tarif von 6 Dollar mitfahren.
The Alamo wird gleich von mehreren Reisführern als wichtigste Sehenswürdigkeit in ganz Texas bezeichnet. Dabei wirkt die ehemalige Mission, die später zu einem Fort ausgebaut wurde, zunächt erstaunlich klein. Bedeutung erlangte dieser im heutigen Stadtzentrum von San Antonio gelegene Ort, weil hier im Jahr 1836 nur 200 wackere Texaner immerhin zwei Wochen lang einer mexikanischen Übermacht getrotzt haben. In dem einzigen Innenraum des historisch trächtigen Baus sind Utensilien aus der Schlacht von Alamo zu sehen. Größer – und üppiger ausgestattet ist allerdings der Souvenirshop gleich nebenan.
Wesentlich imposanter wirkt da schon der Tower of the Americas mit seinen knapp 229 Meter Höhe, der im Jahr 1968 für die damalige Weltausstellung errichtet wurde. Etwas enttäuschend ist allerdings die Aussicht vom Observations Deck, weil man die eigentlich reizvollen Teile im Zentrum von San Antonio mit dem River Walk wegen der dichten Bebauung aus dieser Höhe überhaupt nicht einsehen kann. Ansonsten fällt der Blick auf die weitläufige Großstadt und die vielen Schnellstraßen. Der Eintritt von 10,90 US-Dollar hat sich dennoch gelohnt. Nach der kaum beeindruckenden Aussicht oben, gibt’s unten im Erdgeschoss den atemberaubenden Flug „Skies over Texas“. In dem gut 15 Minuten dauernden 3-D-Film mit zusätzlichem Sitzwackeln und leichten Wasserduschen – deshalb als 4D bezeichnet, fühlten wir uns zeitweise wie ein Bullrider auf dem Rücken eines wilden Stieres, wurden zudem fast von einer Klapperschlange gebissen und landeten schließlich beinahe im riesigen Maul eines Alligators.
Schließlich haben wir dieses Spektakel ohne erkennbare Blessuren überstanden und können uns am Dienstag ins nächste eigene Abenteuer auf unserer Reise durch Texas stürzen. Jetzt geht’s in Richtung Westen in den Big Bend Nationalpark, aus dem wir uns hoffentlich morgen um diese Zeit mit unserem nächsten Tagebucheintrag melden können – wenn auch dort das Internet mitspielt.
6. Big Bend Nationalpark/Texas (4 Tage)
Kein Google-Land
6. August 2014 | Im 15. Teil unseres Reisetagebuchs „ stoßen wir endlich auf „unsere“ erste Ölquelle und bestaunen die großartige Berglandschaft im Südwesten von Texas. Google Maps konnte dabei allerdings nicht „mitspielen“.
Wer behauptet, dass Deutschland im Vergleich zu den USA in Sachen mobiler Internetversorgung ein „Entwicklungsland“ sei, war wohl noch nicht in den ländlichen Gebieten von Texas unterwegs. Schon auf unserer Fahrt vor einigen Tagen durch das Hill Country zwischen den Metropolen Austin und San Antonio suchte Google Maps stundenlang vergeblich nach dem aktuellen Standort – von Routenführung konnte mangels mobiler Internetverbindung überhaupt keine Rede sein.
Als wir am Dienstag von San Antonio in Richtung Big Bend aufbrachen, wies uns Google Maps gerade mal in den ersten 30 – von insgesamt 760 – Kilometern den richtigen Weg. Dann nahmen wir notgedrungen unseren „TomTom“-Navigator aus dem vorigen Jahrtausend wieder in Betrieb, der uns zuverlässig bis zum heutigen Ziel unserer Reise – Lajitas an der mexikanischen Grenze führte. Merke: Das ländliche Texas ist (noch) kein Google-Land.
Es gibt ja die Floskel, dass schon die Reise das Ziel sei. Genau das traf für die heutige – insgesamt gut zehnstündige Autofahrt zu. Kurz nach San Antonio fuhren wir auf der Interstate 10 Richtung Westen noch einmal durch Teile des Texas Hill Countrys mit weitgeschwungenen Hügeln, die trotz der Hitze mit Temperaturen von annähernd 40 Grad grün bewachsen sind. Weiter westwärts, kurz vor dem Städchen Fort Stockton, entdeckten wir dann die ersten Öltürme auf unserer Fahrt durch Texas. Im Lone Star State soll inzwischen mehr Öl gefördert werden, als in Saudi-Arabien. In einem typischen Country Store am Rande der Highway sprach uns später ein Texaner an, der bei der US-Army in Kaiserslautern stationiert war und jetzt als Vorarbeiter in der Ölförderung nach eigenen Angaben „Big Money“ macht.
Noch reizvoller ist die Landschaft dann auf der Fahrt entlang der Del Norte Mountains und der Santiago Mountains, bevor die US-Highway 67 den Big Bend Nationalpark im Südwesten von Texas erreicht. Die Berge haben hier eine Höhe von mehr als 2.000 Metern und wirken teilweise wie in die Landschaft drapierte übergroße Pyramiden oder andere imposante Bauwerke.
Als wir am frühen Abend den winzigen Ort Lajitas, direkt am Rio Grande – und damit auch an der mexikanischen Grenze erreichten, waren wir so müde, dass wir uns entschlossen, den ersten ausführlichen Rundgang durch das Lajitas Golf Resort & Spa, unserem Feriendomizil für die vier nächsten Tage, auf Mittwochmorgen zu verschieben. Unser erster Eindruck ist prima – und das Internet funktioniert zumindest im Rezeptionsgebäude. Google darf jetzt also auch wieder „mitspielen“.
Tabubrüche am Rio Grande
7. August 2014 | Es gibt zwei Arten von Urlaubsmotiven, die möglichst vermieden werden sollten: Sonnenuntergänge und Selfies. In der 16. Ausgabe unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ versuchen wir zu erklären, warum wir dieses ungeschriebene Gesetz dennoch umgangen sind.
Es ist unglaublich. Kurz nach dem Lajitas Golf Resort im äußersten Südwesten von Texas, wo wir für vier Nächte untergekommen sind (aber ganz bestimmt nicht Golf spielen), beginnt eine der schönsten Senic-Routen, die wir jemals in unseren Ferien befahren haben. Für die 80 Kilometer lange Strecke über die Texas Staatsstraße 170 bis zum Städtchen Presidio wird von Google Maps ein Zeitaufwand von knapp 90 Minuten ausgewiesen, wobei die vielen Geschwindigkeitsbegrenzungen in den engen Kurven schon berücksichtigt sind. Wir brauchten am Mittwoch für die Strecke allerdings fast die doppelte Zeit, weil wir uns den herrlichen Aussichten einfach nicht entziehen konnten, unzählige Bilder „schossen“ und immer wieder die unglaublich beeindruckende Landschaft bestaunten.
Die Straße führt am Rande des Big Bend Ranch State Parks (nicht zu verwechseln mit dem Big Bend Nationalpark, dahin kommen wir am Donnerstag) zumeist entlang des Rio Grandes, der auf einer Länge von insgesamt rund 2.000 Kilometern die natürliche Grenze zwischen den USA und Mexiko bildet. Wir hatten unterschiedliche Sichtweisen auf den Fluß, der einen so großen Namen trägt, wegen der Trockenheit in den vergangenen Jahren und zu vielen Wasserentnahmen stellenweise allerdings zum Rinnsal verkümmert ist. An anderen Stellen, wo der Rio Grande sich durch enge Schuchten windet, hörten wir sogar sein Wasser aus der Ferne plätschern.
Horst wollte unbedingt ein Erinerungsbild von der ganzen Familie mit dem Rio Grande im Hintergrund. Das Problem: Wir waren in dieser beeindruckenden Landschaft (fast) allein unterwegs. Auf der gesamten Strecke begegneten uns gerade mal drei Autos, davon ein Fahrzeug der US Border Patrol, die in dem Grenzgebiet nach illegalen Einwanderern aus Mexiko Ausschau hält. Also blieb nichts anderes übrig, als ein „Selfie“ aufzunehmen.
„Unser“ Nationalpark in Texas
8. August 2014 | Wir sind steigerungsfähig: Nach der „eigenen“ Ranch in Texas, haben wir jetzt sogar einen ganzen Nationalpark (fast) zur Alleinbenutzung gefunden. Unser großartiger Tag im Big Bend ist Thema der 17. Ausgabe unseres Reisetagebuchs.
Im Yosemite Nationalpark in Kalifornien werden sich jetzt vermutlich die Autokolonnen im Schritttempo durch die Natur schieben und im Yellowstone National Park in Montana, dort wo Yogi Bär und Bubu die Picknickkörbe der Camper stibitzen, wird es zurzeit wohl schwer sein, überhaupt einen freien Zeltplatz zu finden. Nur im schönsten Nationalpark, den wir jemals auf unseren Reisen gesehen haben, sind wir (fast) allein unterwegs. Willkommen im Big Bend, der großen Kurve am Rio Grande, dem Grenzfluss zwischen den USA und Mexiko im Südwesten von Texas.
Der Big Bend hat so unglaublich viele Naturschönheiten zu bieten, dass wir unmöglich in der Lage sind, diese alle aufzuzählen oder gar in unserem Tagebuch abzubilden. Wir waren am Donnerstag mehr als zwölf Stunden in dem weitläufigen Park unterwegs und konnten dennoch nur einen Bruchteil von dem sehen, was die Natur hier im Südwesten von Texas zu bieten hat. Sollten wir aus dem heute gesehenen und erlebten ein Ranking bilden, würde der Santa Elena Canyon die Spitzenposition einnehmen. Der Rio Grande fließt an dieser Stelle durch eine besonders enge Felsenschlucht, wodurch der an anderen Stellen eher gemächlich erscheinende Fluss zum Wildwasser wird.
Wir fühlen uns im Big Bend zurzeit fast wie Exoten, weil deutsche Touristen hier ohnehin nicht in Massen auftreten und wir ausgerechnet in der „Low Season“ diese wundervolle Region bereisen. Die Hauptreisezeit liegt zwischen Oktober und April erzählte uns ein Ranger am Chisos Basin, einer Bergformation im Zentrum des Parks. In diesen Monaten sollen die Temperaturen wesentlich angenehmer sein als im August. Wir müssen dagegen zurzeit Hitzegrade in Kauf nehmen, die uns gelegentlich den Atem verschlagen. Am späten Donnerstagnachmittag kletterte die Außentemperaturanzeige in unserem Mietwagen auf 115 Grad Fahrenheit – das sind mal locker 46 Grad Celsius.
Offiziell ist jetzt dennoch Regenzeit im Big Bend. Obwohl wir selbst bislang nur in einen kurzen Schauer geraten sind, bekamen wir die Auswirkungen der vermeintlich feuchten Jahreszeit auf einer Dirt Road zu spüren. Nach meilenlanger Fahrt über staubtrockenes Geröll standen wir plötzlich vor einem unüberwindbaren Wassergraben. Wir mussten notgedrungen umkehren und einen Umweg von rund 60 Kilometern in Kauf nehmen, um am Abend sicher in unser Urlaubsquartier in Lajitas zurückzukehren. Jeder waghalsige Versuch, mit unserem nicht wirklich geländegängigen Jeep Cherokee dieses Hindernis zu überwinden, hätte unabsehbare Folgen haben können. Wären wir stecken geblieben, hätten wir ziemlich sicher die ganze Nacht im Park festgesessen. Schließlich waren wir am Donnerstag so ziemlich die einzigen Besucher des riesigen Big Bend Nationalparks.
Eigentlich wollten wir noch viel mehr berichten über diesen aufregenden Tag im Big Bend. Zum Beispiel von Schwarzbären, Berglöwen und Klapperschlangen. Heute abend sind wir dafür einfach zu müde. Wir holen das in unserem nächsten Tagebucheintrag nach – versprochen.
Frauen, kommt nach Terlingua!
9. August 2014 | Mit diesem Titel zum 18. Teil unseres Reisetagebuchs löst Inge ein Versprechen ein, das sie beim Kanu-Ausflug auf dem Rio Grande am Freitag „ihrem persönlichen“ Tour Guide John gegeben hat.
Selbst gepaddelt hat Inge beim Kanu-Ausflug auf dem Rio Grande nicht allzu viel. Das hat sie lieber dem erfahrenen Tour-Guide John überlassen, der hier schon seit 17 Jahren Touristen begleitet, zu denen nach seinen Angaben hin und wieder auch deutsche Urlauber gehören. Groß geworden ist der Mitvierziger irgendwo auf dem Land im Bundesstaat New York. Später hat er längere Zeit im kalifornischen San Diego gelebt, bevor er als „freiwilliger Aussteiger“ – wie die meisten hier – in die „Geisterstadt“ Terlingua am westlichen Rand des Big Bend Nationalparks in Texas kam. „Das war hier am Anfang gar nicht so einfach für mich“, erzählt John, während er Inge durch das flache Wasser des Rio Grandes mit nur wenigen Stromschnellen steuert: „Die Texaner auf dem Land mögen Leute aus Kalifornien nicht besonders.“
Das Leben hier sei okay, nicht so hektisch wie in San Diego und nicht so spießig wie in den Bergen des Bundesstaates New York, berichtet John weiter. Yvette, der Chefin der Agentur in Terlingua, die die Bootsausflüge auf dem Rio Grande organisiert, habe er vor Jahren das Paddeln erst beigebracht. Frauen seien ohnehin die besseren Kanuten, nur gäbe es in dieser Gegend viel zu wenige davon. „Inge, tue mir bitte den Gefallen und schreibe in deinem Tagebuch, dass Frauen in Terlingua herzlich willkommen sind.“ Das Versprechen wird hiermit eingelöst.
Zurück zum Paddeln. Inge war in den Genuss der exklusiven Begleitung durch John gekommen, weil sie bei der Bootsverteilung am Morgen einfach „übrig geblieben“ war. Horst und Julia hatten zuvor schon verabredet, dass sie sich ein Boot teilen würden, wobei der Vater auf die Erfahrung der Tochter zurückgriff – und nicht etwa umgekehrt. Julia hatte früher in Oberbayern schon mehrfach an organisierten Kanu-Ferien teilgenommen und durfte deswegen auch hinten im Boot Platz nehmen – eben dort, wo „der Chef“ sitzt. Bei der Tour durch die – nicht wirklich – reißenden Stromschnellen des Rio Grandes setzte sie dann auch ihre ganze Erfahrung ein und steuerte ganz souverän das mexikanische Flussufer an, wo die Tour Guides einen Imbiss für die wackeren Kanuten vorbereitet hatten.
Wir nutzten die Pause unter anderem für das „Familienfoto des Tages“ mit dem dokumentiert werden soll, dass wir zum Abschluss unsereres Aufenthalts in der fantastischen Big Bend Region im Südwesten von Texas sogar noch einen „Abstecher“ nach Mexiko gemacht haben. Am Samstag geht’s weiter in Richtung South Padre Island ganz im Südwesten der texanischen Golfküste. Beim Wechsel unseres Ferienorts zeigt sich einmal mehr, wie groß der Lone Star State eigentlich ist: Wir werden wohl fast zwei Tage unterwegs sein.
P.S. Noch ein Hinweis für Stammleser unseres Reisetagebuchs: Die Berglöwen, Bären und Klapperschlangen aus dem gestrigen Eintrag sind uns irgendwie abhanden gekommen…
7. Kingsville/Texas
In the Middle of Nowhere
10. August 2014 | Auf unserer langen Fahrt vom Big Bend Nationalpark bis fast an die Texas Golfküste haben wir uns streckenweise sehr allein gefühlt. Nur die US Border Patrol hatte stets ein wachsames Auge – auch auf uns.
Nein, als „aufgregend“, „eindrucksvoll“ oder „besonders sehenswert“ kann man die knapp 900 Kilometer lange Autofahrt vom Big Bend Nationalpark bis zu unserer heutigen Zwischenstation in Kingsville bei Corpus Christi unweit der texanischen Golfküste beim besten Willen nicht bezeichnen. Wenn man – so wie wir – vier Tage in der unvergleichlich schönen Big Bend Region verbracht hat, erscheinen in Reiseführern als „Sehenswürdigkeiten“ gepriesene Stationen wie der Lake Amistad in der Nähe der Kleinstadt Del Rio schon fast „armselig“. Zudem haben wir uns auf der Fahrt streckenweise recht einsam gefühlt. Auf den ersten knapp 200 Kilometern von Lajitas bis zur Ortschaft Marathon haben wir sage und schreibe nur drei Autos gezählt, die uns entgegen kamen.
Hinweis: Durch Aufruf der vorstehenden Rubrik „Reiseroute mit Google Maps“ mit der Umschalttaste werden von Google auch Daten über die Nutzung der Kartenfunktionen durch Besucher erhoben, verarbeitet und genutzt. Weitere Hinweise finden Sie in der Datenschutzerklärung.
Border Patrol. Weil wir an diesem Samstagvormittag so ziemlich die einzigen „Kunden“ waren, nahm sich der streng blickende Officer viel Zeit für eine ausführliche Befragung nach Identität, Herkunft, Reisezielen und weiteren – aus unserer Sicht – unsinnigen persönlichen Details, mit denen man auch bei Einreisen in die USA stets konfrontiert wird. Da unsere Reiseroute wiederholt an der mexikanischen Grenze entlang führte, passierten wir zwei weitere Kontrollstationen der Grenzwächter und wurden ein weiteres Mal „interviewt“ – diesmal allerdings wesentlich kürzer und vor allem freundlicher. Mit diesen Stationen, die übrigens nicht direkt an den Grenzübergängen – sondern bis zu 50 Kilometern im Landesinneren von Texas liegen, versuchen die us-amerikanischen Behörden illegale Einwanderung und Schmuggel aus Mexiko einzudämmen. Zudem wird das Grenzgebiet durch zahlreiche Patroullienfahrzeuge überwacht, die man immer wieder auf Anhöhen, zumeist ein wenig versteckt, entdecken kann.
Ansonsten sahen wir an diesem „Transfertag“ eine andere Seite von Texas: Die wenigen – und zumeist winzigen – Ortschaften im Südwesten wirken ärmlich und – zumindest bei der Durchfahrt – auch recht schmuddelig. Es gibt kein „Starbucks“, kein „Subways“ und nicht einmal eine „McDonald’s“-Filiale. Im Autoradio rauscht es nur, weil Radiostationen hier kaum Hörer hätten. Das Mobiltelefon ist über hunderte von Meilen nicht benutzbar und an mobiles Internet ist erst gar nicht zu denken. Kommentar von Horst: „Hier möchte ich nicht tot über’m Zaun hängen.“ Zumindest ging es bei der Autofahrt flott voran, weil in Texas die Geschwindigkeitsbegrenzungen für amerikanische Verhältnisse recht großzügig bemessen werden. Selbst auf kleinen Nebenstraßen sind zumeist 75 Meilen pro Stunde (120 KM pro Stunde) erlaubt. Auf den Highways sind fast durchgehend 80 Meilen pro Stunde zugelassen.
Auf unserer Fahrt nach South Padre Island im Süden der texanischen Golfküste sind wir Samstagabend in Kingsville angekommen, dort wo Texas wiederum ganz anders aussieht: Weites, grünes Land, saubere Kleinstädte mit ausladenden Shoppingpassagen und vielen Restaurants. Hier – so haben wir es unserem Reiseführer „Texas“ entnommen, geht’s den Menschen deswegen sehr gut, weil auf dem fruchtbaren Weideland mit großen Rinderherden auch noch reichlich Öl entdeckt wurde. Den Überfluss merkten wir dann auch beim Abendessen in einem BBQ-Restaurant: Horst bekam „die größte Beef Rib meines Lebens“ und musste schließlich aufgeben, nachdem er zwei Drittel der köstlichen Fleischmenge geschafft hatte.
P.S. Dieser Tagebucheintrag entstand übrigens auf der Toilette unseres Motelzimmers in Kingsville – dem einzigen „Ort“ von dem aus wir Verbindung zum angeblichen „Highspeed“-Internet haben….
8. South Padre Island/Texas (4 Tage)
Texas kann auch Karibik
11. August 2014 | In Port Isabel fühlten wir uns am Samstag fast wie in Key West und die weiten Sandstrände von South Padre Island können es durchaus mit der Karibik aufnehmen. Hier ist Teil 20 unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“.
Immer, wenn wir in Texas ein neues Ziel anfahren, erfasst uns so etwas wie eine leichte Panik nach dem Motto ‚hoffentlich wird das diesmal keine Pleite‘. Nein, auch South Padre Island wird ganz bestimmt wieder ein Erfolg werden, soviel lässt sich schon nach den ersten Stunden unseres Aufenthalts in dem Urlaubsgebiet ganz im Süden der texanischen Küste am Golf von Mexiko mit einiger Gewissheit prognostizieren.
Unser erster Eindruck von dieser Ferieninsel mit ihren weiten Sandstränden war so überwältigend, dass wir schon kurz nach Ankunft unsere Buchung im Hotel Holiday Inn um eine Nacht bis Mittwoch verlängerten. Über South Padre Island werden wir in den nächsten Ausgaben unseres Reisetagebuchs ganz bestimmt noch ausführlich berichten.
Heute wollen wir euch zunächst Port Isabel vorstellen. Diesen kleinen Küstenort, der schon mehrfach von Hurricans zerstört wurde – zuletzt im Sommer 2008 von Hurrican „Dolly“, muss man passieren, um über den Queen Isabella Causeway South Padre Island überhaupt erreichen zu können. Eine besonders gute Aussicht auf diese rund 3,8 Kilometer lange Damm- und Brückenkonstruktion hatten wir vom Leuchtturm aus, dem 22 Meter hohen Wahrzeichen von Port Isabel. Allerdings kostete es wegen der großen Hitze verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit am Sonntagmittag schon einige Mühe die 75 Stufen innerhalb des sehr engen Turmes bis zur Aussichtsplattform hinaufzuklettern.
Port Isabel erinnerte uns unweigerlich an Key West, das wir vor drei Jahren auf unserer Reise durch den Südosten der Vereinigten Staaten besucht hatten: Hübsche Häuser mit grün wuchernden Gärten, plamenumsäumte Straßen, kleine Restaurants, die vor allem Seafood in allen erdenklichen Variationen anbieten, dazu zahlreiche Boutiquen und bunte Souvenirläden. Die Atmosphäre hier ist fröhlich und locker, wirkt irgendwie karibisch angehaucht.
Nur bei den Preisen für Hotels, Restaurantbesuche oder Souvenireinkäufe kann Port Isabel – zum Glück – lange nicht mit dem angesagten Ferienort an der äußersten Südspitze Floridas mithalten. In Joe’s Oyster Bar zum Beispiel, die nur zwei Straßenzüge von der Auffahrt zum Queen Isabella Causeway entfernt liegt, haben wir für das „Nathan’s Special“ mit großen und frischen Scampis, Flunder sowie Crab-Cake gerade mal zehn Euro bezahlt. Die tolle Atmosphäre in dem von außen unscheinbar wirkenden Restaurant gab’s gratis dazu.
In Texas gilt Port Isabel als „Capital of Seafood“. Dieser Einschätzung können wir nach unserem heutigen Besuch in Joe’s Oyster Bar unmöglich widersprechen.
Heißer Sand
12. August 2014 | Wer in Texas an den Strand will, nimmt neben Handtüchern und Sonnenmilch meistens auch das eigene Auto mit – das erspart vor allem Brandblasen an den Füßen. Im 21. Teil unseres Reisetagebuchs berichten wir über unsere ersten Erfahrungen mit dem Strandleben auf South Padre Island.
Wenn man die vierspurige Hauptstraße auf South Padre Island, den Padre Boulevard, einige Kilometer in Richtung Norden fährt, verschwinden rechts und links zunächst die Hotels, Geschäfte und Restaurants, bald darauf auch die letzten Privathäuser und Strandbuden. Es bleiben schließlich nur noch Sanddünen, die an beiden Seiten direkt bis ans Wasser führen.
Nach ein paar weiteren Kilometern ist die Straße dann plötzlich zu Ende und auch vor uns türmen sich Sanddünen auf. Um an das Meer zu gelangen, müssen wir umkehren und erreichen schließlich über eine der gekennzeichneten Zufahrten mit unserem Mietwagen den Strand. Das kostet 5 US-Dollar pro Pkw, zudem müssen wir ein Pfand in gleicher Höhe für einen Müllbeutel hinterlegen, das wir später bei der Ausfahrt gegen Abgabe des inzwischen gefüllten Plastiksacks zurückerhalten.
Wir stellen das Auto – so wie die anderen auch – auf dem Strand ab, nur wenige Meter vom Wasser entfernt. Dafür gibt’s zwei gute Gründe: Der Sand ist dort fester, sodass er auch mit nicht geländegängigen Fahrzeugen – wie unserem Mietwagen vom Typ Jeep Cherokee – befahren werden kann. Außerdem ersparen wir uns damit einen längeren Fußmarsch über den glühend heißen Sand. Baden am Golf von Mexiko – und zwar nicht nur hier in South Padre Island – bedeutet zumeist ‚Sprung aus dem Auto in das streichelwarme Meer‘. Inge und Julia haben’s sofort nach Ankunft genossen. Nach dem Bad wird das Heck des SUVs zur Umkleidekabine.
Der langgestreckte – insgesamt rund 54 Kilometer lange Inselteil South Padre Island (North- und South Padre zusammen haben eine Länge von rund 220 Kilometern) erreicht hier nur noch eine Breite von etwa 600 Metern. Wir sind auf eine Düne geklettert, haben uns in dem heißen Sand fast die Füße verbrannt und wurden schließlich mit herrlichen Aussichten belohnt: Links, in der riesigen Lagune ist das Festland von Texas am Horizont zu erkennen. Das blaue Wasser glitzert nahezu unbeweglich in der heißen Mittagssonne. Deutlich bewegter ist da schon der Golf von Mexiko auf der rechten – der östlichen – Seite, in dem wir am Montag gebadet haben. Gelegentlich breiten sich hier schon mal mannshohe Wellen bis an den Strand aus, die den Badespaß deutlich erhöhen.
Texas ist anders – in vielen Dingen. Das gilt auch für Ferien am Strand. Uns gefällt’s zumindest so gut, dass wir jetzt sogar insgesamt vier Tage auf South Padre bleiben wollen – ursprünglich hatten wir hier nur zwei Urlaubstage eingeplant. Und wer weiß, wenn wir nicht am nächsten Sonntag nach Deutschland zurückfliegen müssten, wären es möglicherweise sogar noch mehr Ferientage am Golf von Mexiko geworden.
Mit 112 km/h über die Laguna Madre
13. August 2014 | Im 22. Teil unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ dreht Julia mit dem Jet-Ski so richtig auf. Außerdem genießen wir den Sonnenuntergang am Strand von South Padre Island mit Hamburger und Hot Dogs.
Wenn Inge nicht die Übersicht behalten hätte, wäre es mit dem Jet-Ski-Ausflug von Julia und Horst am Dienstag wohl nichts geworden. Als wir gegen 10.30 Uhr an der Verleihstation ankamen, kletterte gerade eine arabische Großfamilie aus mehreren überdimensionalen Geländewagen und „drohte“ alle Wasserfahrzeuge in der näheren Umgebung zu belegen. Inge gewann schließlich den „Endspurt“ zum „Coconuts Bar & Grill“, wo man auf Padre Island Jet Skis günstiger als anderswo ausleihen kann. Eine halbe Stunde kostet hier 75 US-Dollar, Konkurrenten verlangen 10 oder sogar 20 Dollar mehr.
Bevor der wilde Ritt über die Laguna Madre, der Meeresbucht zwischen South Padre Island und dem texanischen Festland, beginnen kann, gibt’s noch eine ausführliche Einweisung durch John. Der Jet-Ski-Verleiher strahlt äußerlich und auch verbal den Charme eines Catchers aus: „Glaubt mir, ich habe schon 25 Jahre mit den Dingern zu tun. Damit kann man sich schwere Verletzungen oder den Tod holen. Ich habe beides schon gesehen.“ Weil Julia und Horst ziemlich verunsichert dreinschauen, schiebt John noch etwas aufmunterndes nach: „Trotzdem wünsche ich euch viel Spaß. Horst, dreh‘ ruhig mal so richtig auf und imponiere deiner Tochter.“
Nun ja, imponiert hat schließlich Julia ihrem Vater. Nach nur fünf Minuten auf der Lagune forderte sie den zuvor verabredeten Fahrerwechsel ein und drehte anschließend so richtig auf. Laut Tachometer mit bis zu 70 Miles per Hour – oder 112,6 km/h – jagte sie mit Horst auf dem Soziussitz über das nur etwa hüfttiefe blaue Wasser. Währenddessen versuchte Inge von der Terrasse der Coconut Bar aus, ihre Beiden mithilfe eines Teleobjektivs irgendwie im Blick zu behalten, was allerdings wegen der großen Entfernungen nicht durchgehend gelang. Grund zur Sorge musste sie nicht wirklich haben. Nach einer halben Stunde steuerte Julia den Jet-Ski souverän zurück an die Pier der Verleihstation.
Wesentlich ruhiger ging’s da schon am Abend während des Sonnenuntergangs an der Laguna Madre zu. (Fast) Typisch amerikanisch hatten wir uns zuvor wirklich leckere Hamburger (außerhalb von McDonald’s gibt’s die in Texas überall) und Hot Dogs besorgt, fuhren mit unserem Mietwagen an den Strand und genossen die Minuten, in denen die Sonne am Horizont versinkt.
Unseren heutigen Tagebucheintrag müssen wir damit beenden. Morgen, am Mittwoch, wollen wir ganz früh aufstehen, um den Sonnenaufgang auf der anderen Inselseite am Golf von Mexiko mitzuerleben. Den Wecker haben wir auf sechs Uhr gestellt – das ist für einen Urlaubstag schon verdammt früh.
Houston, wir haben ein Problem…
14. August 2014 | …wir können dich und Galveston in diesem Urlaub leider nicht mehr besuchen. Ein Erklärungsversuch in der 23. Ausgabe unseres Reisetagebuchs.
Keine Angst – wir haben keine Anleihe bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Hinblick auf die Motiv-Auswahl bei den blödsinnigen Rankingshows genommen. Nein, das Fake-Motiv wurde nur genutzt, um den Titel zu diesem Tagebucheintrag irgendwie optisch unterlegen zu können. Der Schnappschuss vom „Rocket Garden“ stammt nicht etwa aus dem NASA Space Center in Houston, das wir eigentlich am Freitag besichtigen wollten. Tatsächlich entstand das Bild im Kennedy Space Center in Cape Canaveral (Florida), wo wir uns vor drei Jahren auf unserer Ferienreise durch den Südosten der USA – neben zumeist bayerischen Urlaubern – Raketen, Kapseln und andere Überbleibsel aus längst vergangenen Raumfahrerepochen ansahen.
Es sind nicht die etwa 250 zusätzlichen Kilometer für die Fahrten nach Galveston und Houston, die uns dazu verleiteten, diese beiden typischen Ziele bei einer Texas-Reise am Ende doch noch auszulassen. Vielmehr ist es die Faszination, die South Padre Island auf uns ausübt. Unseren ursprünglich für zwei Tage geplanten Aufenthalt – in dem übrigens sehr empfehlenswerten Holiday Inn – haben wir auf vier Tage verlängert, weil wir einfach nicht genug bekommen können von dem Sonnenaufgang am Golf von Mexiko und dem Sonnenuntergang auf der gegenüberliegenden – nur rund 600 Meter entfernten – Inselseite an der Laguna Madre.
Wir sehen den Pelikanen zu, wenn sie morgens und abends in kleinen Schwärmen über das Wasser fliegen und Ausschau nach Beute halten. Tagsüber sitzen die stolzen Vögel dann zumeist auf den hölzernen Festmacherbohlen am Queen Isabella Causeway, der South Padre Island mit dem texanischen Festland verbindet.
Wir haben hier auf South Padre Island unglaublich viel Spaß beim Baden im streichelwarmen Wasser des Golfs von Mexiko. Am späten Nachmittag können wir’s dann kaum erwarten hinüber nach Port Isabel zu fahren, wo in Joe’s Oyster Bar der leckerste frische Fisch, Scampis und Austern zu unglaublich kleinen Preisen auf Papptellern mit Plastikbesteck serviert werden. Jegliches Tafelsilber würde die fröhliche Atmosphäre in diesem urigen Lokal nur zerstören.
Und es gibt mindestens noch einen ganz gewichtigen Grund, warum wir Houston und Galveston diesmal „sausen“ lassen. Den können wir euch jedoch erst in der nächsten Ausgabe unseres Reisetagebuchs verraten.
9. San Antonio/Texas
Zurück am River Walk
15. August 2014 | Zu Inges Geburtstag haben wir noch einmal in ihrer texanischen Lieblingsstadt San Antonio haltgemacht. Im 24. Teil unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ unternehmen wir außerdem den letzten Versuch, endlich das „echte“ Rancherleben kennenzulernen.
Inge hatte sich so sehr gewünscht, an den River Walk zurückzukehren, bevor unsere Reise durch Texas am Samstag zu Ende geht. Also haben wir am Donnerstag noch einmal in San Antonio haltgemacht, um ihren Geburtstag mit Margaritas und Fajitas im „Iron Cactus“ zu feiern. Das dazu passende Familienfoto hat übrigens ein Urlauber aus Kaiserslautern aufgenommen. Ob ihr’s glaubt oder nicht – das war der erste deutsche Tourist, den wir nach nunmehr drei Wochen im Lone Star State getroffen haben.
Im Gegensatz zu unserem ersten Aufenthalt vor eineinhalb Wochen, wo wir – zum Schnäppchenpreis – im feinen Hotel Valencia direkt am River Walk „residierten“, haben wir diesmal ein preisgünstiges Hotelzimmer der Kette La Quinta in Downtown San Antonio gebucht. Auch von hier aus wären alle wichtigen touristischen Ziele im Zentrum der Millionenstadt innerhalb von wenigen Minuten zu erreichen. Nach dem Motto „heute darf ich mir ‚mal was wünschen“ bestand Inge an ihrem Geburtstag allerdings darauf, einen Umweg über weite Teile des River Walks zu nehmen, bevor wir endlich am „Iron Cactus“ ankamem. Bei nahezu 40 Grad Hitze und spürbarer Luftfeuchtigkeit am frühen Abend wurde aus dem geplanten lockeren Spaziergang von rund zwei Kilometern schon fast ein Gewaltmarsch. Wir haben die Anstrengung anschließend einfach „weggefeiert“. Später auf dem Rückweg zum Hotel sind wir dann noch über die Main Plaza von San Antonio geschlendert, haben Bilder von uns und dem strahlend erleuchteten Spanischen Gouverneurspalast gemacht und schon längst vergessen, dass es uns an diesem Tage erneut nicht gelungen ist, das „typische Leben“ auf einer texanischen Ranch hautnah mitzuverfolgen.
Dabei haben wir auf der Fahrt von South Padre Island nach San Antonio extra auf der King Ranch in der Nähe von Corpus Christi angehalten und an der 90 Minuten dauernden Kleinbustour über einen Teil des riesigen Geländes teilgenommen. Entsprechende Empfehlungungen in unserem Texas-Reisefüher hin, ganz überwiegend „ausgezeichnete“ Beurteilungen beim Reiseportal „Tripadvisor“ her – das hätten wir uns schenken können. Okay, die King Ranch soll den Ursprung des Ranchin‘ in Texas verkörpern und inzwischen eine der größten Ranches weltweit sein. Zu sehen bekommen haben wir auf der Tour allerdings vor allem Steppenlandschaft, hin und wieder Kühe, die unter Büschen und Bäumen vor der heißen Sonne Schutz suchten und ein Pferd – allerdings ohne Cowboy darauf. Den einzigen Vertreter der Viehtreiberzunft trafen wir dann fast am Ende der Rundfahrt in einer kleinen Hütte. Antonio, genannt ‚Lolo‘, ist 84 Jahre alt und erzählte uns sichtlich ambitioniert irgendetwas über das Leben der Cowboys. Verstanden haben wir’s leider nicht, weil Lolo in einer für uns nicht identifizierbaren Sprache vor sich her nuschelte.
Gelernt haben wir auf der merkwürdigen Exkursion dann noch etwas: Unser Kleinbusfahrer Roger (auch der nuschelte) erzählte uns, dass die Roadrunner – zu deutsch ‚Wegekuckuck‘ – die größten Feinde von Klapperschlangen sein sollen. Nun ja, eine Bestätigung für diese Aussage konnten wir bei einer flüchtigen Recherche im Internet nicht finden. Auf der King Ranch scheinen die Vögel jedoch gute Arbeit zu leisten. Trotz zahlreicher Warnschilder ist uns am Donnerstag keine Rattlesnake über die Füße gekrochen….
10. San Marcos/Texas
Mehrdimensionales Shopping-Fieber
16. August 2014 | An unserem vorletzten Tag in Texas besuchten wir am Freitag eines der weltweit größten Factory Outlet-Areale. In der 25. Ausgabe berichten wir über unseren neuen Shopping-Rekord und machen außerdem auch noch ein wenig Sightseeing in New Braunfels, der ältesten von Deutschen gegründeten Stadt im Lone Star State.
Darüber hatten wir uns ja schon früher im Reisetagebuch „Apple and Steaks“ ausgelassen: In Texas ist (fast) alles größer, schöner, weiter, höher, attraktiver, sehenswerter… als anderswo. Das gilt umso mehr, wenn’s ums Shopping geht. Auf Empfehlung von Allen, den wir auf „unserer Ranch in Texas“ kennen- und schätzen gelernt hatten, besuchten wir an unserem vorletzten Tag im Lone Star State eines der weltweit größten Factory Outlet-Areale. An der Interstate 35 sind etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen San Antonio und Austin bei San Marcos mit den Premium Outlets und Tanger Outlets gleich zwei überdimensionale Einkaufsparks mit zusammen über 300 Shops in unmittelbarer Nachbarschaft zu finden. Die meisten Shops haben dazu auch noch Dimensionen wie große Supermärkte. Alle bekannten Marken sind hier ohnehin zu finden: Von A wie Abercrombie & Fitch bis Z wie Zales, dem amerikanischen Schmuckhersteller.
Wie von früheren Touren in anderen Outlet Parks der USA gewohnt, parkten wir unseren Mietwagen gegen Mittag und gingen zu Fuß auf „Shopping-Tour“. Wie sich bald herausstellte, war das wegen der riesigen Dimension des Outlet-Areals eine weniger gute Idee. Zudem drohten uns Temperaturen von annäherend 40 Grad außerhalb der Läden die Shopping-Laune bald zu vermiesen. Also setzten wir uns ins Auto und fuhren – so wie die meisten anderen Besucher auch – langsam an den Shops vorbei. Wenn wir etwas interessantes entdeckten, stoppten wir, suchten einen Parkplatz in der Nähe auf und stürzten uns ins Gewühl, das an diesem Freitagnachmittag in den meisten Shops herrschte.
Die Preise für richtig gute Markenwaren sind vor allem im Tanger Outlet so günstig, dass sogar Horst den Angeboten nicht widerstehen konnte. Bei knapp 40 Grad Außentemperatur kaufte er sich ausgrechnet eine dicke Lammfell-Lederjacke. Dennoch errang Julia mal wieder den Titel der Shopping-Queen und Inge bekam auch noch etwas ab… Über unsere Ausgaben wollen wir hier besser keine Ausführungen machen – dafür aber über die Zeit, die wir in dem Shopping-Areal verbrachten: Neun Stunden, kleinere Pausen zu Getränke- und Nahrungsaufnahme mit eingerechnet. Das ist neuer Familien-Rekord.
Genug eingekauft. Bevor uns das mehrdimensionale Shopping-Fieber in San Marcos erfasste, machten wir in New Braunfels halt, der ersten von Deutschen gegründeten Stadt in Texas. Das war im Jahr 1845. Heute leben hier knapp 60.000 Einwohner und es gibt vor allem zwei Atraktionen: „Schlitterbahn“, einen der größten Wasserrutschen-Parks in den USA, sowie das „Wurstfest“, das allerdings erst im November stattfindet, dann jedoch hunderttausende Besucher aus allen Teilen der Vereinigten Staaten anlocken soll. Reklametafeln für das Spektakel sind schon jetzt in dem kleinen Stadtzentrum und an den Ausfallstraßen reichlich zu sehen.
Wir haben uns das kleine Stadtzentrum mit dem mächtigen Gerichtsgebäude des Coma Countys, Lokalen und Geschäften angesehen, von denen einige auch deutsche Beschriftungen tragen, wie zum Beispiel das „Friesenhaus“, ein Restaurant mit deutscher Küche und eigener Bäckerei. Deutsche Spezialitäten haben wir allerdings nicht probiert, schließlich haben wir die ja in wenigen Tagen schon wieder im Original, wenn unsere wundervolle Reise am Montagmorgen in Hamburg zu Ende ist.
11. Colorado River bei Austin/Texas
Ein Nachmittag im Paradies…
17. August 2014 | …zum Abschluss unserer wundervollen Reise durch Texas. Wir haben in Austin neue Freunde gefunden und konnten mit ihnen unsere letzten Stunden im Lone Star State gemeinsam verbringen. In der 26. Ausgabe unseres Tagebuchs berichten wir über das letzte Highlight unserer Sommerferien.
Ein Unwetter über Dallas verhindert zurzeit unseren Abflug in die Heimat. Also nutzen wir die Wartezeit – und das ausgezeichnete WiFi im Dallas/Fort Worth International Airport – um euch unseren unglaublichen Abschied von Texas am Samstagnachmittag zu berichten. Es gibt Erlebnisse, die einen Tag später wie ein Traum wirken. So geht’s uns zurzeit, während wir am lauen Kaffee nippend auf den Aufruf unserer Maschine nach Newark warten.
Lee und April, ein Ehepaar aus Austin, sowie deren vier wundervolle Kinder hatten wir auf „unserer Ranch“ im Texas Hill Country kennengelernt. Aus der Bekanntschaft ist an diesen beiden Tagen Freundschaft geworden. Auf unserer weiteren Reise durch den Lone Star State erhielten wir immer wieder Nachrichten von den Beiden, mit denen sie uns in ihr Haus in der Nähe von Austin einluden. Es hat geklappt. Am Samstagnachmittag sahen wir Lee und April wieder und lernten mit Steve und Susan zwei weitere wunderbare Menschen in Texas kennen. Und das in einer Umgebung, die wir nie erwartet hätten. Steve und Susan haben ein Anwesen am Colorado River, etwa 40 Kilometer von der texanischen Hauptstadt entfernt. Dazu gehören nicht nur die hoch über dem Fluss liegende Villa, sondern auch noch ein Bootshaus mit zwei Yachten, drei Pferde und viele weitere Annehmlichkeiten, die das Leben richtig schön machen können.
Dieser Samstagnachmittag wurde zu einem unvergesslichen Abschluss unserer Ferien. Wir durften nach Herzenslust Jet-Ski fahren, wurden auf Plastikreifen kauernd von einem Schnellboot über den Coloradio River gezogen (keine Ahnung, wie das Vergnügen auf deutsch genannt wird, in den USA nennt man es „Tubing“) und schließlich von Susan mit Köstlichkeiten verwöhnt – allen voran ihre großartig zubereitete Wurst. Und wir hatten immer den Eindruck, dass unsere Gastgeber jeden Augenblick mit uns genossen.
Sorry, würden gern weiter schwärmen – aber jetzt wird unser Flug aufgerufen. Die Zusammenfassung unseres Reisetagebuchs „Apple and Steaks“ gibt’s spätestens Dienstagmorgen.
Abschluss: Tops und Flops unserer Reise
Fünf Sterne für den Lone Star State
19. August 2014 | Im 27. und letzten Tagebucheintrag ziehen wir das Fazit unserer Ferienreise nach New York und Texas. Außerdem gibt’s viele Tops und nur wenige Flops aus 27 Urlaubstagen. Dass diese Ferien für uns ein unvergessliches Erlebnis bleiben werden, haben wir auch unseren neuen Freunden in Texas zu verdanken.
Am Ende schien es so, als wolle uns Texas nach dreieinhalb Wochen gar nicht mehr loslassen. Die Maschine der United Airlines, die uns am Sonntagmorgen vom Dallas/Fort Worth International Airport nach Newark bei New York bringen sollte, konnte stundenlang nicht starten, weil ein heftiges Gewitter über J.R.s TV-Heimat tobte. Es war das einzige Mal, dass uns das Wetter in Texas einen Streich spielte. Während unseres Urlaubs zuvor hatten wir fast nur Sonnenschein mit Temperaturen, die nur selten unter 30 – gelegentlich jedoch bei 40 Grad lagen. Schließlich erreichten wir am Sonntagnachmittag doch noch rechtzeitig Newark für unserern Anschlussflug. Als die Boeing 767 in Richtung Hamburg startete, hatten wir tolle Ausblicke auf Manhattan, dort wo vor knapp vier Wochen unser Urlaub begann.
APPLE AND STEAKS IN 27 TAGEN
Inzwischen sind wir wieder in unser (noch) neues Zuhause in Hamburg zurückgekehrt. Es wird Zeit für eine Bilanz unserer Ferienreise, die uns nach einem dreitägigen New York-Aufenthalt in diesem Sommer für 24 Tage nach Texas führte. Vom „Big Apple“ entdeckten wir diesmal ganz neue Seiten: Die Freiheitsstatue sahen wir uns nicht von einem Ausflugsboot – sondern von der Staten Island Ferry aus an. Den Central Park durchkreuzten wir auf gemieteten Fahrrädern und der in New York lebende Journalist Christian Fahrenbach verhalf uns zu ungewöhnlichen Ansichten der Skyline von Manhattan von Roosevelt Island aus.
Im Lone Star State – so genannt, wegen des einzelnen Sterns in der Flagge von Texas – waren wir im Mietwagen rund 4.000 Kilometer unterwegs. Neben den Überlandstrecken kamen auch noch Ausflüge an den einzelnen Etappenzielen hinzu. Allein im Big Bend Nationalpark fuhren wir mehr als 300 Kilometer.
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Die Reiseroute führte uns von Fort Worth und Dallas (3 Tage) nach Austin (4 Tage), weiter durch das Texas Hill Country mit Ranch-Aufenthalt (2 Tage) nach San Antonio (2 Tage). Anschließend ging es nach Lajitas am Big Bend Nationalpark (4 Tage) im Südwesten von Texas und weiter mit einer Zwischenübernachtung in Kingsville (1 Tag) nach South Padre Island (4 Tage) ganz im Süden der texanischen Küste am Golf von Mexiko. Hier haben wir unsere ursprünglichen Reisepläne umgeworfen, Galveston und Houston gestrichen, sind lieber für einen Abend nach San Antonio (1 Tag) zurückgekehrt und haben nach einem ausgiebigen Shopping in San Marcos am folgenden Tag unsere neuen Freunde am Colorado River in der Nähe von Austin ( 2 Tage) wiedergesehen. Die letzte Nacht – oder besser: die letzten Stunden – vor dem Rückflug verbrachten wir dann in einem einfachen Hotel in der Nähe des Dallas/Fort Worth International Airports.
VIELE TOPS UND NUR WENIGE FLOPS AUF UNSERER REISE DURCH TEXAS
Ein Ranking unserer Reiseziele in Texas fällt uns deswegen schwer, weil wir diesmal so viele Highlights wie wohl nie zuvor in unseren Ferien hatten, dagegen nur eine „richtige Pleite“ erlebten. Der Lone Star State erhält von uns als Reiseland ohnehin mit fünf Sternen die Bestnote wegen seiner außergewöhnlichen und abwechslungsreichen Ziele und Sehenswürdigkeiten, dem überwiegend guten Preis- Leistungsverhältnis, guten bis sehr guten Unterkünften und nicht zuletzt wegen der freundlichen Menschen, die uns immer das Gefühl gaben, in Texas willkommen zu sein.
Inge und Horst votieren wegen der unglaublichen Naturschönheiten für den Big Bend Nationalpark im Südwesten von Texas. Die Region ist nach unserer Einschätzung noch reizvoller und vielfältiger als die anderen Nationalparks, die wir bislang in den USA und Kanada besucht haben. Hinzu kommt, dass wir in der Nebensaison im Big Bend waren und einen ganzen Nationalpark fast für uns alleine hatten. Besonders fasziniert hat uns der Santa Elena Canyon. An dieser Stelle fließt der Rio Grande an der Grenze zwischen den USA und Mexiko durch eine besonders enge Felsenschlucht, wodurch der an anderen Stellen eher gemächlich erscheinende Fluss fast zum Wildwasser wird.
Für Julia ist Austin Spitzenreiter unter unseren texanischen Reisezielen. Dabei waren wir am ersten Abend nach unserer Ankunft zunächst enttäuscht, weil wir das zuvor angekündigte „quirlige Leben“ und die Livemusik in der angeblichen „Musikhauptstadt“ vergeblich suchten – es war schließlich ein Montagabend und Ferienzeit. Die texanische Hauptstadt entschädigte uns in den folgenden Tagen mit Sehenswürdigkeiten wie dem außergewöhnlichen Capitol des Bundesstaates Texas, Erlebnissen wie dem abendlichen Start von Hunderttausenden Fledermäusen vor der Skyline am Lady Bird Lake oder auch Freizeitangeboten wie dem Barton Springs Pool, einem riesigen Naturschwimmbad im Zilker Park, unweit des Stadtzentrums.
Nicht zu vergessen bei den besten Reisezielen sind auch San Antonio mit dem River Walk und der Aufenthalt auf der Medina River Ranch im Texas Hill Country, wo wir unsere neuen Freunde kennenlernten. Sonne, Meer, Strand, Sonnenauf- und Untergänge, bestes Seafood sowie die fröhliche Atmosphäre auf South Padre Island ganz im Süden der texanischen Golfküste haben uns so gut gefallen, dass wir den ursprünglich nur auf zwei Tage bemessenen Aufenthalt gleich um zwei weitere Tage verlängerten. Die Region Fort Worth und Dallas, wo wir drei Tage verbrachten, erwies sich als idealer Einstieg für unsere Reise durch Texas. Beim “National Day of the American Cowboy“ und beim abendlichen Rodeo in Fort Worth sahen wir das einzige Mal in Texas Cowboys auf ihren Pferden in Aktion.
Keine wirklichen Flops, aber auch nicht unbedingt notwendige „Musts“ sind aus unserer Sicht Besuche der von deutschen Einwanderern gegründeten Kleinstädte im Texas Hill Country wie Fredericksburg, Boerne und New Braunfels. Alle drei Gemeinden sind irgendwie „nett“ anzuschauen, sauber und bieten in den Restaurants vermeintlich „typisch deutsches Essen“, wobei die Zusammenstellungen der Gerichte schon gewöhnungsbedürftig sind: Jägerschnitzel mit Sauerkraut zum Beispiel.
Eine „richtige Pleite“ haben wir dann doch noch kurz vor Ende unserer Reise durch Texas erlebt – es wäre ja auch ungewöhnlich, wenn wir als deutsche Urlauber nicht etwas zu meckern hätten… Beim Besuch der King Ranch in der Nähe von Corpus Christi haben wir vor allem karge Steppenlandschaft, hin und wieder Kühe, die unter Büschen und Bäumen vor der heißen Sonne Schutz suchten und ein Pferd, allerdings ohne Cowboy darauf, zu sehen bekommen. Etwas aufregender hatten wir uns das zuvor angepriesene „typische Rancherleben“ schon vorgestellt.
DANKE APRIL, LEE UND ALL DEN ANDEREN. Solch einen Urlaub kann man unmöglich bis ins letzte Detail im voraus planen. Das wäre auch schade, weil es Möglichkeiten für spontane Änderungen der Ziele und Zeitpläne einschränken oder gar verhindern würde. Hätten wir alles im voraus gebucht – oder uns gar einer organisierten Mietwagen-Rundreise angeschlossen, wären wir vermutlich nie April und Lee und all den anderen wunderbaren Texanern begegnet, die viel dazu beitrugen, dass dieser Urlaub ein unvergessliches Erlebnis bleiben wird. Das Ehepaar aus Austin hatten wir beim Aufenthalt auf der Medina River Ranch im Texas Hill Country kennengelernt, wo die beiden mit ihren vier Kindern, den Eltern bzw. Schwiegereltern und einem befreundeten Paar gleich drei Geburtstage feierten. Wir wurden spontan eingeladen mitzufeiern. Bei einem typisch texanischen Barbecue begann an diesem Abend eine Freundschaft, die schon zwei Wochen später am Colorado River in der Nähe von Austin vertieft wurde.
Am Samstag sahen wir April und Lee wieder und lernten mit Steve und Susan zwei weitere wunderbare Menschen in Texas kennen, die uns wie alte Freunde in ihrem Haus am Colorado River aufnahmen. Gemeinsam verbrachten wir einen tollen Nachmittag und fühlten uns beim Baden, Jet-Ski- oder Bootfahren für einige Stunden wie im Paradies. Es war der krönende Abschluss unseres großartigen Urlaubs in New York und Texas.