Kein Strandtag für Anfänger

In der Lübecker Bucht werden die Ostseestrände schon vor den großen Ferien gestürmt. Impressionen eines  Tagesausflugs von Hamburg nach Travemünde und Umgebung bei tropischen 35 Grad

Wir kommen uns vor, wie die letzten Anfänger, während wir von dem rotbärtigen Mann am Strand von Travemünde regelrecht geschulmeistert werden: „Sie können bei mir 150 Strandkörbe mieten. Aber heute sind wir ausgebucht. Und morgen auch. Und überhaupt…“ Als Inge es auch noch wagt, auf die vielen verschlossenen Körbe zu deuten, mantelt sich der Lockenkopf vom Typ Baywatch auf dem Weg ins Altersheim erst so richtig auf: „Diese Strandkörbe sind für die ganze Saison vermietet – aber die sind auch schon alle weg.“

Strandkorbvermietung in Travemünde
Typisch Anfänger an der Ostsee. So hatten wir uns den Einstieg in unseren Strandausflug von Hamburg nach Travemünde eigentlich nicht vorgestellt. Wir sind extra an einem Donnerstag Mitte Juni, noch bevor die ersten Bundesländer ihre coronageplagten Lehrer, Schüler und deren Eltern in die Sommerferien schicken, in Richtung Ostsee aufgebrochen. Unser Ziel war es, nochmal einen richtig schönen Strandtag zu genießen, bevor ab dem folgenden Wochenende die Massen an die Lübecker Bucht strömen. Diese Idee müssen mit uns weitere tausende Hamburgerinnen und Hamburger gehabt haben. Inge ist zumindest sicher, dass sie im Verlauf des Tages, an dem wir auch noch die Ostseebäder Niendorf, Timmendorfer Strand und Scharbeutz aufsuchten, vor allem parkende Autos mit HH-Kennzeichen gesehen hat.

Hamburger Elbstrände: Coole Plätze für heiße Tage

Wenn die Temperaturen im Norden hochsommerlich werden, muss man sich nicht an Nord- und Ostseestränden drängeln und dazu auch noch Staus bei der Hin- und Rückfahrt in Kauf nehmen. Einfacher geht’s in Hamburg: Hier gibt es wundervolle Strände an der Elbe, sogar mit dicken Pötten und riesigen Vögeln. Wir zeigen euch die coolsten Plätze für besonders heiße Tage zwischen  Museumshafen Övelgönne und Rissener Ufer. Dazu verraten wir euch, wie ihr stressfrei die “Traumstrände” erreichen könnt. ⇒ Hier geht’s zu den Elbstränden

Noch ohne Stau an die Ostsee

Zumindest mussten wir uns an diesem Donnerstag weder auf der Anreise von Hamburg nach Travemünde noch auf der Rückfahrt von Scharbeutz nach Hamburg in Staus stellen. Das wird sich alsbald ändern. Auf der A1 und auf der so genannten Bäderstraße B76, die Travemünde mit den nördlicheren Nachbarn verbindet, sind Autoschlangen vor allem an den Wochenenden vorprogrammiert. Wer schließlich am gewünschten Ziel angekommen ist, wird große Probleme haben, sein Auto in den Ostseebädern überhaupt abstellen zu können.

Insofern ist es vielleicht keine schlechte Idee, im Sommer von Hamburg mit der Bahn an die Ostsee zu reisen. Vom Hamburger Hauptbahnhof benötigt der Regionalzug beispielsweise nach Travemünde etwa 1 Stunde und 20 Minuten, schneller ist man mit dem Auto auch nicht da. Die Bahn bietet dazu auch noch so genannte ⇒ Schleswig-Holstein-Tickets, mit denen beispielsweise eine Familie mit drei Kindern für 34 Euro einen ganzen Tag lang Hamburg, Schleswig-Holstein und/oder Mecklenburg-Vorpommern bereisen kann.

Mit der Fähre auf den Priwall

Personenfähre zur Halbinsel Priwall
Zurück ans Wasser. Weil wir am Travemünder Strand keinen Strandkorb abbekommen, folgen wir dem Tipp eines ortskundigen Freundes und setzen mit der Personenfähre zur Halbinsel Priwall über. Während der nur etwa zwei Minuten dauernden Überfahrt über die Trave hat man gute Aussichten auf das Zentrum von Travemünde und die Viermastbark „Passat“, die am Priwall-Ufer als Museumsschiff liegt. Wir haben dazu noch das Glück, dass wir einer großen Skandinavienfähre ganz nahe sind, die gerade in den Hafen von Travemünde einläuft.

Gleich hinter dem Fähranleger beginnt auf dem Priwall ein langer und breiter Strand, dem wir am Wasser für etwa einen Kilometer folgen. Dabei müssen wir allerdings aufpassen, dass wir nicht auf eine der vielen Quallen treten, was sicherlich nicht gefährlich – aber durchaus unangenehm sein dürfte. So viel Platz wir hier auch haben, lange halten wir es auf unseren Badehandtüchern in der prallen Sonne bei Temperaturen um die 35 Grad nicht aus. Da wir uns wegen der vielen Quallen nicht ins Wasser trauen, brechen wir unseren Aufenthalt auf dem Priwall früher als geplant wieder ab und kehren mit der Personenfähre zum Travemünder Strand zurück.

Inge und Horst auf dem Priwall

Strand mit Gebühr - Toilette frei

Der erstreckt sich vom Maritim Hotel aus über etwa 1,3 Kilometer in die Lübecker Bucht hinein. Hier sieht es inzwischen aus, wie anderswo inmitten der Hauptsaison: Wo keine Strandkörbe stehen, sind Handtücher ausgebreitet und Sonnenschirme aufgeklappt. Da hier eine Strandbenutzungsgebühr erhoben wird, gehen wir (Geizkragen) auf der breiten Strandpromenade vorbei an durchaus hübschen Cafés, aber auch einfallslos gestalteten Fressbuden. Erfreulich: Eine große öffentliche Toilettenanlage ist nicht nur sehr sauber sondern die Nutzung ist sogar kostenlos. An einer Kombination aus Bar und Imbiss wird gerade ein Strandkorb frei, den Inge mit einem kurzen Spurt knapp vor einem Paar mit rheinischer Sprachfärbung erobert. Hier gibt’s laut Aushang „Belgische Pommes frites“. Angesichts der hohen Temperaturen entscheiden wir uns für Kaltgetränke und fragen uns vom Schatten des Korbes aus, wie ein sehr beleibter älterer Herr gegenüber in der prallen Sonne zwei Matjesbrötchen hintereinander verdrücken kann. Er kann’s halt.

Strand von Travemünde mit Maritim Hotel

Die resolut auftretende junge Bedienung erzählt, dass es hier in Travemünde heute noch vergleichsweise ruhig sei. „Ab nächste Woche geht hier richtig die Post ab“, ist ihre vermutlich zutreffende Prognose. In den folgenden drei Seebädern, die wir an diesem Donnerstag noch besuchen, scheint die Sommersaison allerdings schon im vollen Gange zu sein. Zunächst haben wir in Niendorf Glück, dass an dem kleinen Hafen inmitten des Ortes gerade ein Parkplatz frei wird, als wir ankommen. Von hier aus gehen wir an Ausflugsschiffen und Fischerbooten vorbei einige hundert Meter bis zum Freistrand. Der heißt so, weil hier keine Strandgebühr – so wie in Travemünde – erhoben wird.

Viel los am Niendorfer Freistrand

Hafen in Niendorf

Es ist inzwischen gegen 16.00 Uhr. Die Sonne knallt unerbittlich auf die Sonnenhungrigen, von denen viele wohl inzwischen kühlenden Schatten herbeisehnen. Wer keinen Sonnenschirm, -segel oder -zelt dabei hat, muss schwitzen. Bäume oder Buschwerk sind nirgendwo in Sicht. Dennoch planschen nur wenige junge Mütter mit ihren Kindern ganz am Rande des Wassers. Niemand schwimmt so richtig ein Stück in die Ostsee hinein. Vermutlich liegt es an der Wassertemperatur, die mit 17 Grad am Strandzugang angegeben wird und angesichts der tropischen Lufttemperaturen wohl noch einiges Steigerungspotential in den nächsten Tagen und Wochen haben dürfte. Am oberen Ende des hellen Freistrandes von Niendorf stehen in mehreren endlos langen Reihen Strandkörbe penibel ausgerichtet. 

Gut besuchter Freistrand in Niendorf

Unser Tagessieger: Timmendorfer Strand

Wir fahren ein paar Kilometer weiter an den Timmendorfer Strand. Ehemals lag hier rund um die auffallend große Seeschlösschenbrücke das Epizentrum des sommerlichen Vergnügungsbetriebs an der Lübecker Bucht, zumindest auf schleswig-holsteinischer Seite. Ein Ex-Kollege, der sich hier gut auskennt, hatte mir allerdings schon vor unserem Ausflug erzählt, dass heutzutage Scharbeutz der Hotspot sei. Dennoch – nach einer ersten Inaugenscheinnahme wählen wir den Timmendorfer Strand spontan zum „Tagessieger“ unserer Tour: Er ist besonders breit, sehr sauber und bietet mit parallel verlaufenden Parkanlagen auch noch Möglichkeiten, sich an solchen Hitzetagen vorübergehend abzukühlen, wenn man nicht ins Wasser möchte.

Seeschlösschenbrücke am Timmendorfer Strand

Wir kommen nicht mehr dazu, uns vor Ort davon einen Eindruck zu verschaffen, Scharbeutz so besonders „angesagt“ sein soll. Grund dafür ist, dass wir am frühen Abend schlichtweg keinen Parkplatz für unser ohnehin nicht sonderlich großes Auto vom Typ VW Up finden können. Nach einer halben Stunde Suche geben wir ein wenig genervt auf und fahren über die Bäderstraße in Richtung Hamburg zurück. Vermutlich wird die Bürgermeisterin von Scharbeutz, Bettina Schäfer, demnächst wohl wieder die Zufahrt zu dem Ostseebad sperren lassen, wie sie das schon im vergangenen Sommer mehrfach tun musste, um regelrechte Verkehrskollapse in ihrer Gemeinde zu vermeiden.

Wir haben bei unserem Tagesausflug an die Lübecker Bucht zumindest einen Eindruck davon erhalten, was Einheimische und Urlauber zu erwarten haben, wenn an der Ostsee ab nächste Woche „richtig die Post abgeht“. Wer in Hamburg lebt, muss sich allerdings an heißen Tagen durchaus nicht in Staus stellen. Beste Alternativen bieten die Elbstrände, die man sogar preisgünstig mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Und die Fischbrötchen sind in Hamburg mindestens genau so lecker wie an der Ostsee. ⇒ Hamburger Elbstrände: Coole Plätze für heiße Tage

Segelschiff vor der Halbinsel Priwall