Journalistische Gebräuchlichkeit
Mehr als 13 Jahre nach der offiziellen Umbenennung in Mumbai berichten deutsche Leitmedien über Terror in „Bombay“.
Die berechtigte Frage kam per E-Mail von einer Mittweidaer Medienstudentin: „Mir ist aufgefallen, dass verschiedene Medien über die Attentate in „Bombay“ berichten. Ist es nicht aber so, dass Bombay im Jahr 1995 in Mumbai umbenannt wurde?“ Das ist so. Dass diese Umbenennung von den deutschen Leitmedien wie Tagesschau, ZDF-heute, FAZ und weiteren schlichtweg ignoriert wird, erklärt Deutschlands führende Nachrichtenagentur auf Anfrage mit „journalistischer Gebräuchlichkeit“ und weiter: „der Kreis der weltweiten Nachrichtenagenturen hat sich 2005 bis auf Weiteres auf Bombay geeinigt.“
Dieser Logik und verabredeten Handhabung mögen sich internationale Nachrichtenagenturen und Medien offenbar nicht mehr anschließen. Vom amerikanischen TV-Network ABC über die britische BBC und The New York Times bis hin zum New Zealand Herald aus Wellington – alle verwenden in ihrer Berichterstattung ausschließlich Mumbai. Für die meisten deutschen Medien scheint die Zeit dagegen bei „Bombay“ stehen geblieben zu sein. Für ZEIT-Online übrigens nicht. Genau wie bei Spiegel Online und Stern.de wird auf der Website der Wochenzeitung Mumbai verwendet. Und das ist richtig so. Ausländische Medien berichten? schließlich auch nicht über „Karl-Marx-Stadt“, obwohl der frühere Name für Chemnitz – vor allem in der Kurzversion „KMS“ – durchaus noch „gebräuchlich“ ist.