Das ist wohl ein trauriger Rekord, den Hamburgs Umweltbehörde am 25. Januar zu vermelden hatte: Seit zwei Jahren hat es in der Hansestadt keinen Tag mit Dauerfrost mehr gegeben. Das ist die längste Periode ohne so genannte Eistage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Diese Nachricht könnte ein Hinweis auf das sein, was uns wohl bevorstehen wird, wenn wir die Corona-Epidemie irgendwann überstanden haben sollten: Die Klimakatastrophe. Zum Trost habe ich einige Bilder vom Winter in Hamburg zusammengestellt – und das ist noch gar nicht so lange her.
Grünkohl "geht" nur nach Frost
Wenn die alte Weisheit tatsächlich zutreffen würde, dass Grünkohl nur nach dem ersten Frost so richtig schmecken würde, dürften wir das typisch norddeutsche Gericht, angereichert mit Kochwurst und Schweinebacke, schon seit zwei Jahren nicht mehr essen; zumindest in Hamburg nicht. Am 25. Januar 2021 war die Hansestadt seit zwei Jahren praktisch frostfrei. Konkret meldete die Umweltbehörde mit Bezug auf die Auswertung der Messdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD), dass es seit 731 Tagen keinen Dauerfrost von mindestens 24 Stunden mehr in Hamburg gegeben habe. Nach Einschätzung von Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Bündnis 90/Die Grünen) zeigen diese Daten, „dass der Klimawandel in Hamburg im Alltag spürbar wird.“
Wintertage im Februar 2018
Tatsächlich muss man schon fast drei Jahre zurückblicken, um sich an die letzten zusammenhängenden Wintertage in Hamburg erinnern zu können. Ende Februar 2018 hatte sich nach mehreren eiskalten Tagen sogar auf der Alster eine dünne Eisschicht gebildet und die Landungsbrücken am Hafen waren von einer dünnen Schneedecke überzogen. Weiter draußen – ein Stück elbabwärts zwischen dem Museumshafen Övelgönne bis nach Blankenese – freuten sich an einem Sonntagnachmittag Tausende über winterliche Temperaturen bei strahlendem Sonnenschein. Am Elbufer wurde Grog und Glühwein mit „Schuss“ angeboten, dazu gab’s Bratwürste von improvisierten Grills.
An der Außenalster, wo ebenfalls regelrechte Menschenmassen den auch damals schon selten gewordenen Hamburger Winter genossen, gab’s standesgemäß auch gegrillte Scampis und echten Schampus in Pappbechern. Und es gab vereinzelt sogar Schlittschuhläufer, die trotz dünner Eisfläche auf der überschwemmten Alsterwiese ihre Runden drehten. Die meisten Sonntagsausflügler blieben jedoch auf den sicheren Wegen am Ufer – anders als Mitte der 1980er Jahre. Damals feierten schon Hunderttausende die größte Eisparty der Stadtgeschichte, während auf NDR 2 immer noch eindringlich vor dem Betreten der Eisflächen und der damit verbundenen Lebensgefahr gewarnt wurde.
Nun gut – abgesehen von den viel zu warmen Temperaturen und dem wochenlangen Hamburger Schietwetter, war in diesem Winter aus den bekannten Gründen ohnehin nicht an Eispartys zu denken. Und auch der Grünkohl wollte nicht schmecken; allein zu Hause, ohne Freund*innen und endlosen Klönschnacks in einer gemütlichen Kneipe. Hoffen wir auf den nächsten Winter mit Forst und Grünkohl, aber ohne Corona.