Das war eine tolle Kreuzfahrt! Mit Mein Schiff 1 umkreisten wir Mitte September 2017 die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen und wichen dann erfolgreich schweren Hurrikans aus. Wir übernachteten am Pier der früheren Südstaatenmetropole Charleston, wanderten entlang der Strände von Port Canaveral und Miami Beach. In Nassau schnupperten wir ein wenig Karibikatmosphäre und zurück in New York entdeckten wir die schönste Aussicht auf die Skyline von Manhattan.
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1. Bayonne und New York
Bayonne/New York: Was für eine Hafenrundfahrt
Samstag, 16. September 2017 | Toller Auftakt unserer Kreuzfahrt mit „Mein Schiff 6“: Kapitän Todd Burgman machte mit uns eine „Hafenrundfahrt“ in New York, vorbei an der Freiheitsstatue und entlang der Südspitze von Manhattan.
Wie aus Pannen bei einer Reise absolute Höhepunkte werden können, erlebten wir am Samstagvormittag. Eigentlich hätte „Mein Schiff 6“ schon in der Nacht zuvor zu unserer Kreuzfahrt entlang der US-Ostküste zu den Bahamas starten sollen. Doch die Leinen blieben an der Pier, weil noch 200 Gäste zu Abfahrt fehlten. Wie wir an Bord erfuhren, konnte am Freitag eine Maschine der Lufthansa aus technischen Gründen in Deutschland nicht starten. Wir waren am Freitag von Hamburg über Brüssel nach New York geflogen, hatten insgesamt fünf Stunden am Check in, an Pass- und Einreisekontrollen gewartet und standen schließlich mit dem Transferbus in New York über drei Stunden im dicken Stau.
Als wir gegen 18.00 Uhr endlich „Mein Schiff 6“ erreichten, gab’s die erste positive Überraschung: Im Hafen von Bayonne, auf der New Jersey-Seite gegenüber der Südspitze von New York, konnten wir von den Decks unseres gewaltigen schwimmenden Hotels auf die Südspitze von Manhattan blicken und mit dem Teleobjektiv sogar die Freiheitsstatue ganz ordentlich fotografieren. Als wir schließlich am späten Samstagvormittag unseren Liegeplatz in Bayonne verließen, gab’s den ersten Höhepunkt unserer diesjährigen Ferienreise: Kapitän Todd Burgman überraschte uns mit einer richtigen Hafenrundfahrt. Vorher war das für uns kaum vorstellbar, dass wir mit dem 295 Meter langen und 36 Meter breiten Schiff – mit über 2.500 Passagieren und rund 1.000 Besatzungsmitgliedern – wie mit einem Ausflugsboot die Freiheitsstatute umrunden und fast schon auf Tuchfühlung mit der Südspitze Manhattans gingen. Besser hätte unsere Ferienreise kaum beginnen können.
Mit „Mein Schiff 6“ von TUI Cruises soll es in den nächsten 11 Tagen entlang der US-Ostküste und Florida nach Nassau auf den Bahamas gehen. Wir nehmen also Kurs auf ein Fahrtgebiet, in dem noch vor einer Woche der Hurrikan „Irma“ schlimmste Verwüstungen angerichtet hat. Der nächste Hurrikan „José“ ist schon im Anzug – und wir müssen ausweichen. Statt wie geplant am Sonntag Norfolk in Virgina anzulaufen, werden wir wohl einen weiteren Tag auf See bleiben und dann – so Kapitän Burgman in einer Durchsage soeben – zwei Tage im Hafen von Charleston in South Carolina Schutz suchen.
Soweit das – ziemlich brüchige – Internet hier an Bord uns nicht im Stich lässt, werden wir in unserem Reisetagebuch ab sofort berichten, wie’s weitergeht.
Ein Seetag und Umroutung
Wettrennen mit Hurrikan „José“
Sonntag, 17. September 2017 | Unsere Kreuzfahrt mit „Mein Schiff 6“ bleibt ganz schön spannend: Im zweiten Teil unseres Reisetagebuchs berichten wir über einen Hurrikan, dem wir zum Glück nicht begegnet sind und stellen unser „schwimmendes Hotel“ etwas näher vor.
Eigentlich ist es völlig überflüssig, dass sich Kapitän Todd Burgman, seine Offiziere und die Reederei Gedanken über unsere weitere Route entlang der US-Ostküste angesichts des nicht allzu weit entfernten Hurrikans „José“ machen. Schließlich scheint es doch genügend Fachleute unter den rund 2.000 Passagieren an Bord zu geben, die ohnehin alles besser wissen, als die Schiffsführung. Zumindest haben wir den Eindruck, dass wir auf „Mein Schiff 6“ vorwiegend von Nautikern und Meteorologen umgeben sind, wenn wir bei den Mahlzeiten, an der Bar oder am Sonnendeck Fachsimpeleien aus der Nachbarschaft – selbstverständlich ungewollt – mithören.
Wir halten uns aber doch lieber an den souverän wirkenden amerikanischen Kapitän. Todd Burgman hat am Sonntag Norfolk in Virginia ausfallen lassen und steuert jetzt direkt Charleston in South Carolina an, wo wir voraussichtlich zwei Tage lang liegen werden. Anschließend soll dann die Reise – übrigens bei vorausgesagt schönem Wetter – über Cape Canaveral und Miami in Florida nach Nassau auf den Bahamas weitergehen. Beim Anlaufen von Norfolk hätten wir dort vermutlich mehrere Tage verbringen müssen, weil nach dem Auslaufen „Mein Schiff 6“ sonst möglicherweise auf Hurrikan „José“ getroffen wäre. Das erklärte uns zumindest der Kapitän – und dem vertrauen wir. Es scheint so, als hätten wir das Wettrennen mit dem Hurrikan gewonnen, vorerst zumindest.
Den ungeplanten Seetag am Sonntag haben wir bei trübem Wetter und leichtem bis mittlerem Seegang überwiegend in unserer komfortablen Kabine mit Balkon verbracht. Zwischendurch sind wir mal übers Schiff geschlendert, haben an einer der 14 Bars Halt gemacht, wo (fast) rund um die Uhr Getränke ausgeschenkt werden, die wir schon mit dem Reisepreis pauschal bezahlt haben: Vom stillen Wasser über Bier, Wein bis zu Cocktails wie Pina Colada oder Caipirinha.
Bestnoten verdient Mein Schiff 6 aus unserer Sicht für das ausgezeichnete Essen, das in insgesamt 12 Restaurants entweder von freundlichen Bedienungen serviert – oder als Buffets optisch ansprechend aufbereitet wird. Weil die Trinkerei und Esserei überhand nehmen könnte, haben wir an den ersten beiden Tagen schweren Herzens auf das Mittagessen verzichtet. Als sportlichen Ausgleich für die verbleibenden Kalorienschübe meiden wir die Fahrstühle und nehmen die „Niedergänge“ (so werden Treppen auf Schiffen genannt), auch für die Wege nach oben. Und das sind durchaus schon mal zehn Etagen, wenn wir vom Essen auf dem 3. Deck in den Liegestuhl auf dem 14. Deck wechseln wollen. (Wieso 10? Weil es auf den meisten Schiffen kein 13. Deck gibt).
Jetzt freuen wir uns auf zwei Tage in Charleston, eine der schönsten Städte in den US-Südstaaten. Vor sechs Jahren waren wir schon einmal dort – und beobachteten, wie die Bewohner ihre Häuser verbarrikadierten, weil seinerzeit der Hurrikan „Irene“ Kurs auf die Stadt genommen hatte. Charleston blieb damals weitgehend verschont. Hoffentlich ist das ein gutes Omen, auch für uns.
2. Charleston/South Carolina
Charleston: Walking down Memory Lane
Montag/Dienstag, 18./19. September 2017 | 34 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit und unfreiwillig lange Fußwege. Nach zwei Tagen in Charleston sind wir ganz schön kaputt und doch glücklich. Warum – verraten wir im 3. Teil unseres Reisetagebuchs „USA und Bahamas mit Mein Schiff 6“.
Tatsächlich hat uns Charleston in South Carolina ganz schön gefordert. An beiden Tagen unseres Aufenthalts lagen die Temperaturen deutlich über 30 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit führte dazu, dass schon wenige hundert Meter nach Verlassen unseres schwimmenden Hotels „Mein Schiff 6“ die Kleidung am Körper klebte. Hinzu kam, dass wir uns am Montag beim ersten Landgang völlig in der Richtung geirrt hatten und statt beim „Visitor Center“ einige Meilen entfernt am „Battery“ ankamen und damit am anderen Ende des historischen Districts, dort wo der Ashley River in den Atlantik mündet.
Von hier aus machten wir zunächst einen Spaziergang auf der Hafenmole, sahen die bunten Häuser wieder, die es uns schon bei unserem ersten Besuch vor sechs Jahren angetan hatten. Wir sahen auch, dass – genau wie damals – viele Fenster durch Holzvorrichtungen vor dem möglicherweise herannahenden nächsten Hurrikan geschützt wurden. Vor sechs Jahren, Anfang September 2011, fürchteten die Menschen in Charleston Hurrikan „Irene“. Jetzt könnte „Maria“ Probleme bereiten.
Unser Schiff am Terminal überragte zwei Tage lang die historische Altstadt. Vom Abfertigungsgebäude erreichten wir in nur wenigen Minuten zu Fuß den „City Market“ und damit die wohl wichtigste Touristenattraktion der 120.000 Einwohner zählenden Hafenstadt. Die aufeinanderfolgenden schmalen Markthallen ziehen sich vom Hafen über 380 Meter in die Innenstadt. Früher wurden hier Lebensmittel und Haushaltswaren gehandelt. Heute sind es fast ausschließlich Souvenirs – so wie die typischen geflochtenen Körbchen, die zum Teil für horrende Preise den Besuchern angeboten werden.
Die Hafenstadt auf einer Halbinsel zwischen Ashley – und Cooper River hat vor allem bei konservativen Südstaatlern einen hohen Stellenwert, weil hier am 12. April 1861 der amerikanische Bürgerkrieg begann. Im White Point Gardens an der Spitze der Halbinsel ist ein Denkmal den „Konföderierten Verteidigern von Charleston“ gewidmet. Der frühere Reichtum der Stadt begründete sich vor allem auf dem Bauwollhandel. Plantagenbesitzer, die durch die Arbeit ihrer Sklaven wohlhabend geworden waren, hatten in Charleston ihre üppig ausgestatteten Stadthäuser; einige davon können heutzutage besichtigt werden.
Wir haben diesmal allerdings auf eine solche Besichtigung verzichtet. Nach dem Motto „Walking down Memory Lane“, besuchten wir lieber noch einmal das Bubba Gump-Restaurant in der Market Street. In Erinnerung an den Spielfilm „Forrest Gump“ mit Tom Hanks in der Titelrolle, gibt es inzwischen mehr als 40 dieser Seafood-Restaurants, einige davon auch außerhalb der USA, allerdings nicht in Deutschland. Hier werden vor allem besonders lecker zubereitete Shrimps, vermeintlich nach Bubbas Rezepten, serviert.
Als wir mit Hilfe der Blechschilder „Run Forrest Run“ unsere Bestellung aufgaben, erinnerten wir uns wehmütig an unseren ersten Besuch vor sechs Jahren in diesem Restaurant. Damals war vor allem Julia so begeistert von dem lebhaften Treiben bei „Bubba Gump“, der herzlichen Bedienung und dem bunten Interieur mit den vielen Souvenirs aus dem Film. Die Zeiten ändern sich. Das Essen ist zwar immer noch lecker und auch diesmal wurden wir ausgesprochen freundlich bedient. An diesem Montagabend waren allerdings nur wenige Gäste in dem unverändert bunt dekorierten Restaurant. Und – unsere Tochter war auch nicht dabei. Sie macht zum ersten mal Urlaub mit ihrem Freund. Das ist gut so.
3. Port Canaveral/Florida
Port Canaveral: An den Cocoa Beach
Mittwoch, 20. September 2017 | Frühstück und Abendessen an Deck – dazwischen herrliche Stunden am Strand. Port Canaveral erwies sich für uns als lohnenswertes Reiseziel.
Es gibt Tage, von denen man sich wünscht, dass sie nie zu Ende gehen. So wie dieser Mittwoch zum Beispiel. Zum Frühstück hatten wir uns auf dem 12. Deck am Heck unseres schwimmenden Hotels bei „Gosch Sylt“ – so der Name dieses kleinen aber feinen Bordrestaurants – niedergelassen. Während „Mein Schiff 6“ Port Canaveral ansteuerte, ließen wir uns mit Graved Lachs und (fast) frischen Früchten verwöhnen. Zur Einfahrt in den zweitgrößten Kreuzfahrthafen der Welt wechselten wir dann an den Bug des Schiffes, wo man von der Bar des Wellnessbereichs durch riesige – und stets gut geputzte – Fensters einen herrlichen Ausblick nach vorn hat.
Wir waren an diesem Tag das einziges Passagierschiff in dem weitläufigen Hafengebiet mit gigantisch großen Terminals. Üblicherweise machen hier täglich drei bis vier Luxusliner fest. Möglicherweise hat die in diesem Jahr besonders heftige „Hurrikan-Saison“ dazu beigetragen, dass einige Kreuzfahrtschiffe dem Ausgangshafen für Ausflüge nach Disney World und die Universal Parks in Orlando oder dem fast benachbarten Kennedy Space Center in diesen Wochen fernbleiben.
Dabei ist die Gegend um Port Canaveral an der Ostküste Floridas in den vergangenen Wochen von den Unwettern weitgehend verschont geblieben. Größere Schäden habe es hier zum Glück bislang nicht gegeben, erzählte uns der Kellner in einer Strandbar auf dem Pier des Cocoa Beaches am Mittag. Auch wir konnten bei unserem mehrere Kilometer langen Fußmarsch vom Liegeplatz unseres Schiffes bis an den Strand kaum Schäden an Straßen und Häusern erkennen. Stattdessen bekamen wir gepflegte Grundstücke mit aufwendig heraus geputzten und teilweise auch sehr bunten Häusern zu sehen.
Der Strand, der sich über viele Kilometer an der Meeresseite der vorgelagerten Merritt Insel an Floridas Ostküste erstreckt, hat zwar gröberen und dunkleren Sand als die „Traumstrände“ an der Westküste. Dafür ist er genauso breit und ebenso gut gepflegt wie beispielsweise der noble Clearwater Beach, den wir vor zwei Jahren besuchten. Wir hatten zumindest eine Menge Spaß, als wir vom Cherie Down Park am – und im – rauschenden Atlantik in Richtung Cocoa Beach spazierten.
Während wir vereinzelten Schwimmern und Surfern zusahen oder uns über die unermüdlichen Strandläufer (gemeint ist hier die Vogelart) amüsierten, näherten wir uns der Cocoa Beach Pier und damit dem einzigen Bereich an diesem langen Strand, wo es Strandbars und Restaurants gibt. Die Preise sind üppig – ein „Budweiser“ kostet beispielsweise 5,30 US-Dollar pro kleiner Flasche. Dafür erwischten wir einen netten Barmann, der uns schnell und umsichtig bediente, dazu auch noch auskunftsfreudig war.
Auf der Rücktour zum Terminal 1, an dem „unser“ Schiff am Mittwoch in Port Canaveral festgemacht hatte, sparten wir uns einige Kilometer zu Fuß und nahmen stattdessen für 1,50 US-Dollar lieber den Linienbus. Bei deutlich über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit erwies sich das als sinnvolle Entscheidung. Zurück an Bord waren wir glücklich über einen wunderbaren Strandtag, den wir selbst organisiert hatten. „Auf eigene Faust“ werden wir am Donnerstag auch Miami erkunden.
4. Miami/Florida
Miami: Heat
Donnerstag, 21. September 2017 | Die Skyline der Metropole Floridas ist atemberaubend. Zehn Tage nachdem „Irma“ auch in Miami gewütet hatte, erinnert in der Metropole Floridas kaum noch etwas an den Hurrikan. Dafür war bei unserem Besuch am Donnerstag die schwüle Hitze fast unerträglich.
Vor Beginn dieser Reise hatten wir schon befürchtet, dass wir als „Katastrophentouristen“ nach Miami kommen könnten. Schließlich hatte hier vor zehn Tagen Hurrikan „Irma“ noch so heftig getobt, dass beispielsweise Zeit Online am 11. September meldete „Land unter in Miami“. Ja, es sei schon ein heftiger Sturm gewesen, berichtete uns der aus Kuba stammende „Uber“-Fahrer, der uns am Nachmittag vom Bayside Market Place, dem touristischen Zentrum der Stadt, zurück zum Schiff brachte. Aber in Miami würden die Schäden nach solchen Hurrikans schnell behoben und das Leben ginge einfach weiter.
Wir selbst hatten zuvor sowohl in der Stadt selbst, als auch bei unserer Hafenrundfahrt kaum Schäden entdeckt. An der Einfahrt in den inneren Teil des Hafens dümpelten zwei gekenterte Sportboote und an einigen Häusern wurden Fassaden repariert. Allerdings fiel uns auf, dass die sonst so quirlige Gegend am Hafen zur Mittagszeit nur spärlich besucht war. Auf unserem Ausflugsboot, das uns zu den Häusern der „Rich and Shameless“ führte, blieben mehr als die Hälfte der Plätze leer. Die am Wasser liegenden Villen der „schamlos Reichen“ wirkten vollends verwaist. Wer genügend Geld hat, wie Großindustrielle, Banker und Superstars, darunter Shakira, Ricky Martin und Julio Iglesias oder Ex-Fußballer David Beckham kann den Hurrikans im Süden Floridas ganz bestimmt „weiträumig ausweichen“.
Ein wenig wundern wir uns allerdings über die wenigen Kreuzfahrtschiffe, denen wir auf unserer Route begegnen. Immerhin sind wir nacheinander mit Port Canaveral und Miami die beiden größten Passagierhäfen der Welt angelaufen und haben außer der „Carnival Sensation“ keinen weiteren so genannten Luxusliner gesehen. Mag sein, dass nicht alle so mutig sind wie „TUI Cruises“ und in der Hurrikan-Saison entlang der US-Ostküste bis zu den Bahamas kreuzen. Immerhin – wir sollen auf unserer Reise von Stürmen verschont bleiben, hat uns Kapitän Todd Burgman zumindest mehrfach versichert.
Die zehnstündige Liegezeit in Miami haben wir heute für unseren erneut selbst organisierten Landgang nicht voll ausgenutzt. Am frühen Nachmittag kündigten dunkle Wolken heftige Regenfälle an. Außerdem waren wir von der feuchten Hitze so geschafft, dass wir froh waren, als wir komplikationslos den kubanischen Uber-Fahrer fanden, der uns in seinem klimatisierten „Nissan“ zum Schiff zurück brachte. Der befürchtete Wolkenbruch blieb schließlich aus. Stattdessen sorgte ein nur wenige Minuten andauernder Platzregen am frühen Abend für angenehme Abkühlung und beim Auslaufen aus dem Hafen eine „Breathtaking View“ auf die beeindruckende Skyline von Miami.
5. Nassau/Bahamas
Nassau: Luxusliner-Ballett auf den Bahamas
Freitag, 22. September 2017 | Nassau war ein weiterer Höhepunkt auf unserer Kreuzfahrt mit „Mein Schiff 6“. Im Hafen der Hauptstadt der Bahamas bestaunten wir neben unserem schwimmenden Hotel gleich drei weitere „Riesenpötte“. Viel Spaß hatten wir bei einer Bootstour, die uns zu den Anwesen der „wirklich Reichen“ führte.
Von Nassau hatten wir uns im Vorhinein nicht allzu viel erwartet – und wurden am Freitag schließlich unglaublich positiv überrascht. Das begann schon bei der Einfahrt in den Hafen. Als Kapitän Todd Burgman unser Schiff rückwärts an die Pier manövrierte, lag neben uns schon die „Carnival Ecstasy“, ein mit 70.526 BRZ* deutlich „kleineres“ Schiff als „Mein Schiff 6“, das immerhin knapp 99.000 BRZ hat.
In der folgenden Stunde erlebten wir, von Deck und von der Pier aus, ein regelrechtes Cruiseliner-Ballett im Hafen von Nassau. Zunächst erschien mit der „Carnival Liberty“ ein weiteres Schiff der Carnival Cruise Line, übrigens der mit Abstand größten Passagierschiff-Reederei der Welt, zu der auch die „AIDA“-Flotte gehört. Dieser 2005 in Dienst gestellte Liner ist zwar ebenso hoch wie „Mein Schiff 6“, allerdings breiter und kommt damit auf eine Größe von 110.320 BRZ. Als letztes kam – regelrecht majestätisch – die schneeweiße „MSC Divina“ in den Hafen geglitten: Fast 138.00 BRZ groß und mit einer Kapazität von 3.959 Passagieren Rang 25 unter den größten Passagierschiffen der Welt.
Hinweis: BRZ steht für „Bruttoraumzahl“ und beschreibt den Rauminhalt eines Passagierschiffes. Der Wert beinhaltet damit die Faktoren Länge, Breite und Höhe. Das zurzeit größte Kreuzfahrtschiff der Welt ist die „Harmony of the Seas“ mit 226.963 BRZ , die maximal 6.780 Passagiere aufnehmen könnte.
Horst, der Anfang der 1980er Jahre beruflich mit Kreuzfahrten zu tun hatte, kam aus dem Staunen kaum noch heraus. Diese Parade von vier Luxuslinern vor der farbenprächtigen Kulisse von Nassau übertraf sogar noch die Hamburger Cruise Days vor wenigen Wochen. Das alles sahen, fotografierten und filmten wir auf dem Weg von unserem Schiff zu dem kleinen Hafengebäude, das direkt an das Stadtzentrum angrenzt.
Eine nette Dame der staatlichen Touristeninformation gab uns den „ultimativen Tipp“ für unseren – leider nur eintägigen – Aufenthalt auf den Bahamas: Eine Fahrt mit dem Glasbodenboot „Lil Nassau“ für 35 US-Dollar pro Person. Besser hätten wir’s gar nicht treffen können. An Bord des überdachten Ausflugsbootes waren neben uns lediglich noch einige amerikanische Touristen und ein Ehepaar von „Mein Schiff 6“, das genau wie wir, die Landausflüge stets selbst organisiert.
Vom Hafen aus ging’s entlang von Paradise Island, einer vorgelagerten Insel, die von den hohen Bauten des „Atlantis Paradise Island Resorts“ überragt wird. Das Areal umfasst insgesamt über 3.800 Hotelzimmer, ein Aquarium sowie eine riesige Wasserlandschaft, für deren Benutzung Tagesbesucher wie wir mehr als 100 US-Dollar pro Person zu entrichten hätten. Wir bestaunten lieber die Außenansichten und ließen uns von unserem einheimischen Tour Guide Otis erklären, dass hier auf den Bahamas die „wirklich Reichen“ ihre Anwesen hätten: Von Mick Jagger über die amerikanische Talkshow-Ikone Oprah Winfrey bis zu Microsoft-Gründer Bill Gates.
Zwischendurch konnten wir bunte Fische von Deck aus füttern und durch den Glasboden des Bootes beobachten. Zum Abschluss sang Otis für uns noch den Welthit seines Vornamen-Vetters Otis Redding „Dock of the Bay“. Dafür – und für seine wunderbar humorvollen Erklärungen wurde er mit reichlich Trinkgeld belohnt.
Bei unserem anschließenden Bummel durch die bunte und überschaubare Innenstadt von Nassau sahen wir das zart pinkfarbene Regierungsgebäude der Bahamas, beobachteten einen Polizisten, wie er sich um die Regelung des Verkehrs an einer Kreuzung bemühte und kehrten schließlich durch den überdachten Strohmarkt, der heutzutage wie ein riesiger Souvenirladen wirkt, zu unserem Schiff zurück. Vor dem Hafengebäude verabschiedete uns noch ein Reggae-Trio.
Als Mein Schiff 6 den Hafen von Nassau verließ, waren wir uns mit dem jungen Pärchen neben uns an Deck einig: Das war ein weiterer Höhepunkt unserer Kreuzfahrt entlang der US-Ostküste bis zu den Bahamas.
Zwei Seetage mit Schiffsbesichtigung
Mein Schiff 6 ist auch unser Schiff
Samstag/Sonntag, 23./24. September 2022 | Auf dem Weg von den Bahamas nach New York haben wir zwei Seetage und damit (kaum ausreichend) Zeit, um uns unser schwimmendes Hotel noch einmal genauer anzusehen. Willkommen zu einer ganz bestimmt unvollständigen Führung über – und durch – Mein Schiff 6.
In Deutschland wurde an diesem Sonntag gewählt – das haben wir schon vor unserem Urlaub erledigt. An Bord von „Mein Schiff 6“ haben wir allerdings täglich erneut die Qual der Wahl, schon am Morgen: Wo und wie wollen wir frühstücken? Wir haben die Auswahl zwischen vier Restaurants, einer Bäckerei und einem Imbiss. Dabei können wir wählen, ob wir uns schon am Morgen im Restaurant bedienen lassen oder an einem der reichhaltigen Buffets selbst versorgen. Fast alle Leckereien sind im Passagepreis bereits enthalten; das gilt auch für die meisten Getränke: Vom Mineralwasser zum Mittagessen über Bier und Wein am Abend bis zu einer reichhaltigen Cocktail-Auswahl an einer der Bars. Nur wer unbedingt Champagner statt Sekt, Kaviar statt Lachs oder Seezunge statt Steinbeißer haben möchte, muss zuzahlen. Alle Zahlungen an Bord werden über den Bordausweis beglichen, mit dem man auch in die eigene Kabine gelangt.
Das Frühstück haben wir – bei zumeist schönem Wetter während dieser Reise – gern auf dem 12. Deck am Heck des Schiffes bei „Gosch Sylt“ eingenommen. Mittags begnügten wir uns mit einem kleinen Imbiss im 24-Stunden lang geöffneten „Tag & Nacht Bistro“. Zum Abendessen trafen wir uns gern mit neuen Freunden im Restaurant „Atlantik Mediterran“, wo wir entweder von bosnischen Kellnern freundlich-burschikos oder von ihren philippinischen Kollegen mit stets strahlendem Lachen zuvorkommend bedient wurden. Die angebotenen Speisen entsprachen durchaus gehobenem Restaurant-Standard. Wenn wir im Hinblick auf die Verpflegung an Bord überhaupt „meckern“ können, dann über den Kaffee, der uns sogar bei „Starbucks“ in Charleston besser schmeckte, als in unserem schwimmenden Hotel.
Gute Noten – und ordentliches Trinkgeld – erhält von uns auch die Besatzung der „Mein Schiff 6“. Wir wurden in den Restaurants, an den Bars und sogar beim Sonnenbaden an Deck (fast) immer schnell, freundlich und zuverlässig bedient. Unsere geräumige Balkonkabine auf dem siebten von 14 Decks wird zweimal am Tag aufgeräumt und geputzt. Auch diesen Service werden wir nach unserer Rückkehr wohl vermissen.
Positiv aufgefallen ist uns auch, dass nahezu alle Mitarbeiter im Servicebereich, die aus 40 verschiedenen Ländern stammen sollen, zumindest passabel deutsch sprechen und es nach unserer Beobachtung kaum zu Verständigungsschwierigkeiten kommt. Allerdings sollte TUI Cruises eindeutigere Empfehlungen im Hinblick auf die Trinkgeldhandhabung geben. Offiziell heißt es zwar, dass das „Trinkgeld inklusive“ sei. Dennoch fanden wir schon zu Beginn der Reise mehrere Umschläge in unserer Kabine mit der Bitte – oder Aufforderung – uns „bei unserer Crew für einen besonderen Service mit einem Extra-Trinkgeld“ zu bedanken. Das machen wir gern – nur nicht mit einem anonymen Umschlag, sondern persönlich bei unserer Kabinenstewardess und den anderen Mitarbeitern, die uns während dieser Kreuzfahrt so sehr verwöhnten.
Kein Trinkgeld, aber viel Lob bekommt von uns auch der amerikanische Kapitän, längst nicht nur wegen seiner guten Deutschkenntnisse. Todd Burgman hatte es auf dieser Kreuzfahrt gleich mit drei Hurrikans zu tun: Den Ausläufern von „Irma“, den auf den offenen Atlantik abgedrehten „José“ und „Maria“, die uns zurzeit von Süden her verfolgt, jedoch bis zu unserer Ankunft in Bayonne bei New York nicht mehr einholen wird.
Nach inoffizieller Angabe der Reiseleitung waren auf der Kreuzfahrt vom 15. bis 26. September rund 2.100 Gäste an Bord, maximal könnten sogar mehr als 2.500 Passagiere aufgenommen werden. Trotz dieser guten Auslastung hatten wir nie das Gefühl von Enge. Selbst an den sonnigen Seetagen fanden wir freie Liegeplätze an Deck, wenn auch nicht in besonders begehrten Lagen, so wie am vorderen großen Pool.
Imposant wirkt das große Theater im vorderen Teil des Schiffes mit aufwendiger Bühnen-, Licht und Tontechnik, das Platz für 1.000 Gäste bieten soll, während dieser Reise allerdings nur bei der offiziellen Begrüßung durch die Schiffsleitung am zweiten Abend voll besetzt war. Geschmacksache sind die im Theater präsentierten Showproduktionen. Eine Deutsch-Rock Show unter dem Titel „Ich mach’ mein Ding“ ging nach unserer Meinung weitgehend „daneben“, weil die Arrangements zu weit weg von den Originalen waren und einige Sänger hörbare Probleme mit der deutschen Sprache haben. Dagegen war eine Show mit internationalen Oldies durchaus ansprechend. Wir fragen uns indes, ob der große Aufwand für die Abendunterhaltung nach Vorbild amerikanischer Cruiseliner tatsächlich notwendig ist? Oder ob es nicht auch alternative pfiffige Ideen für das deutsche Publikum gibt.
An Bord müssen sich nicht nur Sänger, Tänzer oder Artisten körperlich mächtig ins Zeug legen. Passagiere können das durchaus auch tun, um die üppig angebotenen Kalorien zumindest etwas zu kompensieren. Zu unserer Schande müssen wir allerdings eingestehen, dass wir das große Fitnesscenter mit den vielen „Folterinstrumenten“ auf dem 12. Deck überhaupt nur im Vorbeigehen auf unserem Weg in die „Himmel & Meer Lounge“ bemerkt haben. Von dort – am Bug des Schiffes – hat man unvergleichlich gute Ausblicke auf die nächsten Ziele.
Am frühen Montagmorgen werden wir in diesem komfortablen „Ausguck“ wohl wieder zu Gast sein, wenn „Mein Schiff 6“ Bayonne in New Jersey anläuft. Vielleicht haben wir ja dann noch einmal so einen herrlichen Ausblick auf die Skyline von Manhattan, wie bei unserer Abfahrt vor zehn Tagen.
Nachschlag: New York
"Fototapete" mit Manhattans Skyline
Montag, 25. September 2017 | Von Nassau aus waren wir nach zwei Seetagen wieder zurück in Bayonne. Von dort ist es gar nicht mal so kompliziert (wie’s zunächst scheint) recht günstig Manhattan zu erreichen und auf dem Weg dorthin auch noch eine atemberaubende Aussicht auf die weltberühmte Skyline zu erhaschen.
Vom Cruise Terminal fahren regelmäßig Transferbusse zur Light Rail Station „34th Street“ in Bayonne (5 US-Dollar pro Person und Strecke). Alternativ könnt ihr euch auch ein Taxi bis zu vier Personen teilen oder ihr ordert einen Uber-Fahrer. Wenn das alles nicht klappt, ist die Strecke von rund drei Kilometern auch zu Fuß zurückzulegen, zumindest tagsüber.
Weiter geht’s von der Station „Bayonne 34th Street“ mit der Hudson-Bergen Light Rail bis zur Station Exchange Place. Tickets für 2,25 US-Dolloar pro Person und Strecke kauft man an Automaten am Bahnsteig. Hier aber bitte nicht sofort in die U-Bahn wechseln, sondern einfach ein paar Schritte nach vorn ans Wasser in den J. Owen Grundy Park gehen und die großartige Aussicht auf Manhattan genießen, die eine Stunde vor Sonnenuntergang besonders atemberaubend ist.
Nach Manhattan geht’s dann weiter mit der U-Bahn-Linie „Path“. Vom Exchange Place in Jersey City ist es nur eine Station und schon seid ihr im Bahnhof des World Trade Centers mit dem direkt angeschlossenen riesigen neuen Shopping Center „Oculus“.
Willkommen in New York City – und damit ging auch gleichzeitig unsere wunderbare Reise mit „Mein Schiff 6“ entlang der US-Ostküste zu den Bahamas zu Ende. Danke, dass ihr unsere Reisetagebucheinträge verfolgt habt. Und wie immer am Ende unserer Ferien danken wir unserem Schicksal dafür, dass wir so tolle Reisen machen können.