Begegnungen – viele Jahre nach 9/11
Den folgenden Beitrag habe ich im September 2016 nach einem Besuch in New York mit beeindruckenden Begegnungen in meiner damaligen Webpräsenz „blogmedien“ erstmals veröffentlicht. Die nachfolgend angegebenen Links zu Beiträgen der Deutschen Welle sind weiterhin funktionsfähig.
- Erstveröffentlichung: 1. September 2016
- MüllersBlog, Nordamerika
Der Journalist Miodrag Soric und Filmemacher Stefan Czimmek haben in New York und Umgebung Menschen getroffen, für die sich nach dem 11. September 2001 das Leben völlig veränderte. Entstanden ist daraus im Auftrag der Deutschen Welle die bemerkenswerte Dokumentation „Nichts mehr wie es war – New York fünfzehn Jahre nach 9/11“.
Denis Frederick sind wir während unseres Urlaubs in New York selbst begegnet. Miodrag Soric, Leiter der Deutschen Welle in Washington und der in New York lebende Filmemacher Stefan Czimmek hatten sich mit dem früheren New Yorker Polizisten und dessen Frau Nancy in O’Hara’s Pub & Restaurant zu Aufnahmen für ihre Dokumention zum 15. Jahrestag der schrecklichen Terroranschläge verabredet. Die urige Kneipe mit Stehtischen, ausgesprochen freundlichem Service und bezahlbaren Preisen liegt mitten im teuren New Yorker Finanzdistrikt, nur wenige Schritte vom 9/11 Memorial entfernt. Hier hatten am 11. September 2001, während und nach den Anschlägen auf das World Trade Center, viele Menschen Schutz gesucht. Unzählige Polizeiplaketten an Tresen und Wänden des Pubs zeigen, dass O’Hara’s „der“ Treffpunkt für Polizisten in Downtown Manhattan ist.
Als das Unfassbare geschah, war der Polizist Denis Fredrick einer der ersten Helfer in den brennenden Twin Towers und rettete vielen Menschen das Leben. Er wurde zu einem der Helden des 11. September, hat die schrecklichen Ereignisse jedoch selbst nie überwunden; vor allem nicht, dass viele seiner Kollegen ihr Leben verloren als sie Menschen aus dem brennenden Inferno retten wollten. Heute lebt Denis mit seiner Frau Nancy außerhalb von New York in einem kleinen Ort in New Jersey.
Selbstverständlich kann man als Tourist im O’Hara’s nicht einfach nach einem „Helden des 11. September“ fragen. Uns war die Begegnung mit Denis Frederick nur möglich, weil wir unsere Tochter Julia während unseres Urlaubs in New York quasi bei der Arbeit besuchten. Während ihres Praktikums bei der Deutschen Welle in den USA durfte sie drei Tage lang bei den Dreharbeiten für die Dokumentation von Miodrag Soric und Stefan Czimmek dabei sein.
- Dokumentarfilm (26 Minuten) in der Mediathek der Deutschen Welle. Das Video lässt sich auch als MP4-Datei downloaden.
- Textbeitrag zur Dokumentation auf der Website der Deutschen Welle
- Making of der Dokumention, Video 6 Minuten, bei YouTube
Entstanden ist schließlich die 26 Minuten lange Dokumentation „Nichts mehr wie es war – New York fünfzehn Jahre nach 9/11“ mit Menschen, die teilweise immer noch von den schrecklichen Ereignissen traumatisiert sind. Für alle, mit denen die beiden Macher der Doku sprachen, hat sich das Leben „danach“ zumindest grundlegend verändert. So auch für die heute 24jährige Aber Kavas, eine New Yorkerin, die Kopftuch trägt und die es satt hat, sich immer wieder für ihren muslimischen Glauben entschuldigen zu müssen. Nach 9/11 wurde ihr Vater in den USA zunächst verhaftet und später nach Jordanien ausgewiesen.
In der Dokumentation kommen die Autoren zu dem Schluss, dass seit 9/11 ein tiefer Riss durch die amerikanische Gesellschaft geht: Verschärfte Sicherheitsgesetze und deutliche Einschränkungen der Bürgerrechte stehen dem traditionellem Freiheitsdrang und dem Recht auf Selbstbestimmung entgegen. Der Fotograf David Margules, der die Rettungsarbeiten nach dem 11. September 2001 mit seiner Kamera dokumentierte, hat die Hoffnung inzwischen sogar aufgegeben, dass es jemals wieder so werden könnte, wie es vor 9/11 einmal war. Stattdessen stellt er resigniert fest: „Wir sind am Abgrund, eine Nation, eine Welt am Abgrund.“
Der Film „Nichts mehr wie es war – New York fünfzehn Jahre nach 9/11“ ist keine faktische Aufarbeitung der schlimmen Terroranschläge vom 11. September 2001, sondern vielmehr eine emotionale Bestandsaufnahme anhand von Einzelschicksalen. Und gerade deswegen ist die Dokumentation von Miodrag Soric und Stefan Czimmek besonders sehenswert